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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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sie, beschattet zu werden. Aber das wundert mich nicht. Unsere fernöstlichen Mandanten kommen mit dem Misstrauens-Gen auf die Welt.«
    »Und was hat Kaltenborn aus Strachow herausgeholt? Stecken unsere Mandanten mit in der Verschwörung gegen Rumpf und Trias?«
    »Ja, zum Teil kamen die Anweisungen wohl aus Peking und New York. Kaltenborns Protokoll über das Verhör liest sich in weiten Teilen wie ein Politthriller. Auch Ihr Freund Michael Storm taucht darin auf.«
    Schon wieder dieser verdammte Name, dachte Croy. »Auf welcher Seite steht er?«
    »Völlig unklar. Mal wird er von BND-Agenten in der Slowakei zusammengeschlagen, mal vermutet ihn Strachow in Prag und Peking. Sehr merkwürdig.«
    Croy sagte nichts darauf. Wenn Storm mit gezinkten Karten spielte, so würde ihn das nicht wundern. »Und der Name Gabriela Malichova? Hat Strachow den erwähnt?«
    »Ja, angeblich hatte oder hat Storm mit ihr eine Liaison.«
    »Scheißkerl«, entfuhr es Croy. Jetzt wusste er, warum sie so auffällig nach Minze und Thymian gerochen hatte.
    »Wie bitte? Was sagten Sie gerade?«
    »Nichts, sprechen Sie weiter, Vinc.«
    »Das ist vorerst alles. Wie dicht sind Sie inzwischen Sprock auf den Fersen?«
    »So dicht, dass er sich fürchten sollte. Ich weiß seit etwa einer halben Stunde, wo er sich mutmaßlich aufhält.«
    »Wann nehmen Sie ihn hoch?«
    »Ginge es nach mir, heute Abend noch. Doch die Amtsrichter schlafen schon.«
    »Wir würden …«
    »Ich weiß, Vincent. Ihr in Amerika würdet reinpoltern, jeden umlegen und erst dann den Untersuchungsrichter anrufen.«
    Talo schwieg einen Moment. Croy übernahm. »Zwar ist die Strafprozessordnung in Deutschland eng gestrickt, aber bei Gefahr im Verzug geht’s auch hier ohne richterliche Anordnung.« Er hielt sich selbst nicht für einen Zögerer. Aber wenn das Gefühl in ihm erwachte, dass etwas nicht ganz rund lief, schenkte er diesen Empfindungen Glauben. Ein Draufgänger war er nicht. Doch hatte er eine Wahl? Bis zum Ablauf des Ultimatums um 14 Uhr deutscher Zeit blieben ihm noch etwas mehr als fünfzehn Stunden.
    »Ich werde ihn um zwei Uhr hochnehmen.«
    »Das ist eine gute Zeit. Die Phase, in der Menschen am unaufmerksamsten sind. Gott mit Ihnen, Markus.«
    »Danke, Vincent. Wer an Gott glaubt, muss auch mit dem Teufel rechnen.«
    »Eben«, antwortete Talo und legte auf.
    Zurück im Lokal bat Croy den V-Mann um eine detaillierte Beschreibung des Weindepots.
    Dann gab er kurzerhand die Rolle des müden Ermittlers. Sydow nickte verständnisvoll und verließ das Lokal. Die beiden Spatzen waren schon längst aus der Eibe davongeflogen.
     
    Zur gleichen Zeit bestiegen Michael Storm und General Kong von Hamburg aus den Regionalexpress nach Rostock. Es war 22 Uhr 46.

9
    Berlin-Mitte, Wohnung der Bundeskanzlerin, zur gleichen Zeit
    Von außen gesehen machte das Wohnhaus des Ehepaars Sprado in der Nähe des von Touristen bevölkerten Hackeschen Marktes und unweit des romantischen Monbijou-Parks einen ordentlichen Eindruck. Der Putz war gestrichen, der Stuck restauriert worden. Das Haus war seit einigen Wochen vollständig in der Hand von Sicherheitsbeamten. Kameras und Bewegungssensoren überwachten den Eingang und die Zufahrt des Hauses. Zäune aus Metallplatten und Stacheldraht umschlossen weitläufig den Zugang des Hauses wie ein lebensfeindlicher Kokon. Alle vier Stunden wechselten die Polizeibeamten und Spezialkräfte des Berliner Innenministeriums ihre Männer aus. Die Strategie war klar: Je unverhohlener die Zurschaustellung von Staatsmacht und Staatsschutz, umso wahrnehmbarer die Eindeutigkeit der Haltung gegenüber Provokation oder gar Angriffen. Die verbalen Attacken der Außerparlamentarischen Opposition und die Aktionen ihrer teils gewaltbereiten Anhänger schürten ein Klima aus Misstrauen, Verfolgungswahn und Abwehr. Seit Tagen sah das Ehepaar Sprado auf Protestplakate und Transparente, auf denen unverhohlen die Ablösung der Bundesregierung gefordert wurde und eine feindselige Haltung gegenüber dem G8-Treffen zum Ausdruck kam.
    Die Demonstranten hatten sich zwar in sicherem Abstand von den Polizeiwächtern aufgebaut; aber nur wer erblindet war, übersah die in Worte gefasste Gegenwehr, die wie Aufschreie der zumeist jugendlichen Kritiker klang.
    Die Sprados saßen noch zu später Stunde bei Tisch. Es war ihr letzter gemeinsamer Abend, bevor ihr Tross am morgigen Samstag in aller Früh nach Marienstrand aufbrach.
    Der Mann der Kanzlerin war Physiker. Seit seine Frau

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