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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Dunkelheit.
    »Unsere Leute müssten demnächst ebenfalls hier eintreffen«, antwortete Kong.
    »Wir werden diese scheinheilige Veranstaltung bald aufreiben. Das wird ein Fest«, kicherte Storm auf Englisch.
    Der General sagte als Antwort etwas Unverständliches. An der Absperrung zum Strand hin mussten sie sich legitimieren. Sie kamen problemlos durch und liefen auf den Sand zu, auf den der starke Wind viel Wasser getrieben hatte. Er war fest und gab unter ihren Stiefeln kaum nach. Sie hielten sich in Richtung Westen. Nach etwa 400 Metern öffnete sich der Wald oberhalb der Steilküste, und ein verwilderter, schmaler Weg wurde sichtbar.
    Im Niesel und dem schummrigen Licht der Laternen erschien ihnen das strahlende Weiß von Haus Morgenrot tatsächlich wie eine märchenhafte Kulisse aus einer längst vergangenen Zeit.
    »Hier muss es irgendwo sein«, flüsterte Storm. Kong griff in seine Manteltasche und förderte ein winziges Nachtsichtgerät mit nur einem Sehrohr zu Tage. Er drückte es Storm in die Hand. Obwohl es stockdunkel um sie herum war, wurden dank des hochauflösenden Restlichtverstärkers zwischen einer Insel von Stranddisteln vier etwa zehn Zentimeter hohe Hölzchen sichtbar, die aufrecht in der Erde steckten. Storm ging in die Knie und wischte mit bloßen Händen den schweren, feuchten Strandsand innerhalb der Markierungen zur Seite. Beide Männer sahen auf eine Klappe, die mit einem winzigen Metallgriff versehen war. Storm hob sie an. Auf einer schräg gestellten Holzleiter stiegen Kong und er beinahe zehn Meter in die Tiefe. Storm, der sich hinter Kong gehalten hatte, verschloss die Klappe vorsichtig hinter sich.

12
    Marienstrand, 02:19 Uhr
    Markus Croy kam an der ersten Barrikade zum Stehen. Wie für ein militärisches Sperrgebiet üblich, streckten sich die Zacken der Stacheldrahtrollen jedermann entgegen, der sie überwinden wollte. Die Zäune aus Metall waren ineinander verhakt und mehr als zwei Meter hoch. Scheinwerfer tasteten mit ihren gelben Fingern durch den Dunst jeden Winkel der Straße und des angrenzenden Waldes ab. Abseits der Straße lagen unzählige G8-Gegner auf Matten und in Decken eingehüllt am Waldrand. Rock- und Punkmusik lief, Zigarettenrauch waberte durch die Luft. Transparente lagen eingerollt neben ihnen. Die Stimmung war friedlich, kam Croy aber angespannt vor. Sie frieren bestimmt, dachte er.
    Ein Unteroffizier der Bundeswehr leuchtete mit einer schweren silberfarbenen Taschenlampe auf Croys Auto, als wolle er es scannen. Er schwenkte schließlich in das Innere des Wagens, auf das Armaturenbrett, den Beifahrersitz, den Fond und zurück auf das Lenkrad, Croys Hände und dessen Gesicht. Der Ermittler kniff die Augen zusammen.
    »Sämtliche Papiere, bitte.«
    Croy reichte seinen Führerschein, Fahrzeugschein, Personal- und Dienstausweis durch das offene Wagenfenster heraus. Der Unteroffizier leuchtete die Dokumente ab und bewegte beim Lesen die Lippen. Croy sah durch die Frontscheibe auf die Situation vor sich. Er schätzte, noch mindestens einmal kontrolliert zu werden.
    »Darf ich wissen, warum Sie um diese Zeit hier sind?«
    »Eine dringliche Ermittlung«, antwortete Croy. »Wenn Sie beim Einsatzstab nachfragen, wird eine Genehmigung für mich vorliegen.« Der Unteroffizier griff nach seinem Funkgerät. Er gab langsam und deutlich die Daten Croys durch und fragte nach einer Aufenthaltserlaubnis.
    »Momentchen«, schnarrte es aus dem Funkgerät zurück. Der Wachoffizier trat zurück in die Dunkelheit. Er knipste sein Mag Light aus. In der kalten Luft lag ein diffuses, metallisches Brummen. Nach einer kurzen Weile trat er wieder neben den Wagen.
    »Sie können passieren. Aber halten Sie immer Ihre Papiere parat.«
    Croy ließ das Auto mit Schrittgeschwindigkeit durch einen schmalen Korridor rollen, der links und rechts von Barrieren begrenzt war. Er fuhr direkt auf das Hotel Albatros zu, in dem er vor drei Wochen schon einmal logiert hatte. Da war der Kurort noch ein harmloses Seebad gewesen und Stefan Rumpf am Leben. Obwohl ihn viele Augenpaare scharf beobachteten, hielt ihn doch niemand auf. Er parkte seinen Wagen in der Nähe des Wirtschaftshofes, nahm die Waffentasche an sich und mied den direkten Weg unter den Laternen. Der Eingang des Hotels war beinahe so hell beleuchtet wie das fürstliche Casino in Monte Carlo. Ein paar Meter vor Beginn des roten Teppichs stand eine Metalldetektor-Anlage, an der niemand vorbeikam. Croy bemerkte, dass sie der letzte Schrei war: ein

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