Trias
hakte er nach.
Sie schüttelte den Kopf.
»Hätten wir davon gewusst, wäre er anders geschützt worden«, sagte Kaltenborn hitzig.
Die Kanzlerin bemühte sich um eine ruhige Stimmlage. »So sehr Sie auch glauben, im Recht zu sein, müssen Sie doch uns überlassen, wie wir hochsensible Staatsverträge vorbereiten. Es konnte ja nun wirklich niemand davon ausgehen, dass dieser Vertrag Verbrecher auf den Plan ruft.«
Kaltenborn nahm nun seinerseits ein paar Grad Hitze aus seiner Stimme. »Das Kind liegt im Brunnen. Gibt es etwas, was wir wissen müssen, aber nicht wissen können ?« Er dachte daran, dass sein Wissensvorsprung gegenüber der Kanzlerin sehr viel größer war. Wenn stimmte, was Saanigri sagte, war die deutsche, aber auch die amerikanische und russische Regierung von Feinden umzingelt. Doch wer sie genau waren, das wusste auch Kaltenborn nicht.
Er registrierte etwas Warmes in Sprados Augen. »Mich beschäftigen gerade zwei furchtbar wichtige Dinge«, begann sie. Kaltenborn sah sie unbewegt an. »Als Honorar für die Vermittlung und die Ausarbeitung der Verträge werden zehn Millionen Dollar in bar an Spreads Organisation FIES fällig. Ich halte diesen Betrag für viel zu hoch, doch Spread ließ nicht mit sich handeln. Vielleicht lohnt sich ja eine kleine Recherche darüber, was der Mann mit dieser Summe anfangen will.« Die Kanzlerin lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Ihr Instinkt sagte ihr, dass ein einzelner Mann mit so viel Geld wenig anzufangen hatte. Meistens versorgte er damit eine Interessengruppe, was ihr bei Spreads riesiger Organisation gar nicht so abwegig erschien. »Außerdem brennt mir die außerparlamentarische Opposition unter den Nägeln. Was wäre denn«, und jetzt beugte sie sich wieder Kaltenborn entgegen, »wenn aus deren Gewaltbereitschaft heraus so etwas wie ein zweiter Frühling der früheren Terrororganisation RAF erwachsen wäre? Könnte es sein, dass Trias von Feinden aus dem Innern torpediert wird?«
Kaltenborn stand auf, versenkte eine Hand in der Hosentasche und erlaubte sich einen Ausflug durch das geräumige Kanzlerbüro. Schließlich sagte er kühl: »Vielleicht mag Mister Spread schnelle Autos, große Häuser, teure Mädchen? Wer weiß? Und was eine neue RAF angeht: Niemals zuvor haben wir derartig viele Informanten und Spitzel im Innern Deutschlands beschäftigt wie in den letzten zwei Jahren. Unsere Terrorprävention ist von Innenminister Cromme bereits auf eine Spitze getrieben worden, die laut Umfragen kaum einem Bundesbürger schmeckt. Gäbe es also derartige Entwicklungen, würden wir davon sofort erfahren. Nein, Frau Bundeskanzlerin: Der Feind kommt von außen . Für diese - zugegeben - noch nicht genügend untermauerte Behauptung verwette ich meinen Stuhl im Bundeskriminalamt. Und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe einen Termin mit meinen Kollegen vom FBI.«
Die Bundeskanzlerin sah ihm grimmig nach, wie er mit schnellen Schritten ihr Büro verließ.
Ihre Informationen waren nichts wert gewesen, dachte Kaltenborn beim Hinausgehen zornig. Dieses Gespräch war von der Sorte, die er kein zweites Mal brauchte. An der Türschwelle drehte er sich noch einmal um. Er sagte kurz: »Ich hoffe auf eine bessere Zusammenarbeit.« Dann war er durch die Tür.
Die Kanzlerin sah ihm sprachlos hinterher. Ihre Gefühle schwankten zwischen heftiger Verärgerung und einem gewissen Schuldbewusstsein, das allerdings nur von kurzer Dauer war. Sie reckte wieder ihr Kinn nach vorn und sagte sich: Nur wer handelt, kann gewinnen.
Indes war Kaltenborn auf dem Weg ins Auswärtige Amt. Im Büro des BKA-Verbindungsmannes gab er vorsichtshalber in das Hauptquartier nach Treptow die Anweisung durch, Spreads Kontobewegungen zu analysieren. Überraschend willig arbeitete seit dem vergangenen Abend auch der CIA in Langley mit den Deutschen zusammen. Das hatte Kaltenborn seinem Amtskollegen beim FBI in Washington zu verdanken. In der bedeutendsten US-Polizeibehörde gab es nur wenige Mitarbeiter, die mit dem größten amerikanischen Geheimdienst keine Probleme im Informationsaustausch hatten. FBI-Vizepräsident Langdon gehörte zu diesen seltenen Exemplaren.
Kaltenborn war mit ihm per Du. Im Büro seines Verbindungsmannes im Auswärtigen Amt ließ er eine Leitung nach Washington D.C. aufbauen. Als sie stand, lehnte er sich in einem der Bürosessel zurück und erwartete seinen Gesprächspartner mit entspanntem Gesichtsausdruck.
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Berlin-Mitte, Bundesnachrichtendienst, zur gleichen Ze
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