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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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    Paul Hess lächelte dünn. In den letzten drei Stunden war ihm sein glückloser Agent mehrfach ausgewichen. Einerseits brauchte er Hans Strachow, denn er war ein Mitwisser in dem gefährlichen Spiel mit den Chinesen. Andererseits war er ihm bereits jetzt schon im Weg. Bevor der gewichtige BND-Referatsleiter den Faden weiterspinnen konnte, klingelte sein Telefon.
    Als ihm seine Sekretärin erklärte, wer in der Leitung war, sagte er zu ihr: »Die abhörsichere Leitung, bitte.« Dann bekamen seine Augen eine gewisse Spannung.
    »Ah, Kamidou Saanigri«, begrüßte ihn Hess mit Wohlklang in der Stimme. »wie geht es Ihnen?« Der Marokkaner und er kannten sich aus Bonner Zeiten, als Hess noch innerhalb des BND für die Überwachung der ausländischen Botschaften zuständig gewesen war. Die marokkanische Botschaft galt als der wichtigste Umschlagplatz für Informationen aus dem Nahen Osten. Schon damals hatte Kamidou Saanigri gegen Cash an Hess verwertbares Wissen weitergegeben.
    Sein Gesprächspartner kam offensichtlich gleich zur Sache, denn Hess sanken die Mundwinkel hinunter. Während er zuhörte, wurden seine Hände feucht und sein Kinn begann zu zittern.
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, entgegnete er. »Dass ich die Tschechen mal eben anrufe und sage: ›Überlasst uns bitte euer abgelagertes Y3‹? Seit sie in der NATO sind, bewachen die ihr Zeug, als wäre es aus purem Gold. Außerdem wollen sie es nach meinen Informationen für viel Geld weiterverscherbeln.«
    »Eben«, bestätigte Saanigri. »Und die Gefahr besteht, dass es dabei in die falschen Hände gelangt. Bevor womöglich der seit Jahren untergetauchte Taliban-Chef Mullah Umar an das Zeug gelangt, lagern wir es lieber selbst bei uns ein und haben Vorrat für eine effektive Gegenwehr, wenn’s hart auf hart kommt.«
    »Was meinen Sie damit? Was ist mit Umar?« Hess mochte Nebenkriegsschauplätze nicht. Und als solcher kam ihm Saanigris Begehr vor. Er hatte mit General Kong vom chinesischen MSS und seinen Wünschen genug zu tun. Wenn er sich verzettelte, konnte womöglich doch die BND-Spitze dahinterkommen, was er gemeinsam mit Strachow trieb. Der Marokkaner räusperte sich.
    »Seitdem Mullah Umar das Zepter der Untergrund-Taliban in Afghanistan übernommen hat, organisiert er den Widerstand neu. Wir glauben, dass er gezielte Anschläge auf die ISAF-Sicherheitstruppen plant. Und da Ihr Land dort mittlerweile 8 000 Soldaten stellt, dürfte es im deutschen Interesse liegen, dass wir Umars Pläne mit seinen eigenen Mitteln durchkreuzen.«
    Hess schwieg und dachte scharf nach. Einerseits hatte Saanigri insofern recht, dass man Terroristen nur dadurch neutralisierte, indem man sie auf die gleiche Weise vernichtete, wie sie selbst vorgingen: bis hin zu Selbstmordanschlägen mit effektiven Sprengmitteln. Wenn diese Drecksarbeit auch noch Muslime übernahmen, ohne dass sich Auftragnehmer aus dem gottlosen Westen die Hände schmutzig machten - umso besser. Andererseits war die Gefahr sehr groß, die Amerikaner könnten davon Wind bekommen, dass ausgerechnet ein deutscher Geheimdienst einen Araber mit tschechischem Sprengstoff versorgte.
    Saanigri unterbrach seine Gedanken. Er berichtete von einem Treffen gewaltbereiter Takfiri in Casablanca am kommenden Samstag. »Wissen Sie, was sich hinter denen verbirgt?«, fragte er Hess.
    »Eine Sekte. Halten sich für die Stellvertreter Allahs auf Erden und jagen jeden Abtrünnigen in die Hölle, der ihnen nicht gottesfürchtig genug ist oder mit dem Westen zu auffällig kooperiert. Sie passen sich den jeweiligen Kulturen, in denen sie leben, perfekt an. Sie kleiden sich wie Westeuropäer, sie saufen wie Westeuropäer, sie fluchen wie Westeuropäer …«
    »Mehr noch«, hüstelte Saanigri in den Hörer. »Sie sind wie die Feuer speienden Chimären aus der griechischen Mythologie, Mischwesen mit drei Köpfen. Vorne Löwe, in der Mitte eine Ziege, am Ende ein Drache. Aber innerlich bleiben sie fanatische Muslime und warten nur auf den geeigneten Moment, aus dem Dunkel zuzuschlagen. Es waren Takfiri, die in New York, Madrid, London und jüngst in Amsterdam agierten. Wir glauben, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch Berlin an der Reihe ist.« Er redete gerne blumig, wie jeder Araber.
    »Welche Erkenntnisse liegen Ihnen denn dazu vor, Saanigri?« Hess langte nach einem Zahnstocher aus einem Plastikdöschen vor sich und fuhr sich damit zwischen die beiden vorderen Schneidezähne.
    Der Marokkaner antwortete ihm

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