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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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langen Leine halten, bis ihre Verstrickungen für eine Inhaftierung ausreichten. Doch offensichtlich bewertete das FBI einen möglichen Zusammenhang zwischen Thomas Gordon Spread und den beiden Attentaten als hinreichend genug, um ihre Datenschleusen für das BKA zu öffnen. Kaltenborn war mehr als zufrieden.

5
    Berlin-Mitte, Bundesnachrichtendienst, gleicher Tag, 12:43 Uhr
    Agent Hans Strachow hatte soeben den Fahrstuhl verlassen, als plötzlich alle Lichter erloschen. Er befand sich auf einem fensterlosen Gang der streng gesicherten Dokumentationsabteilung, die wegen ihrer sensiblen Daten mehr als 30 Meter unter der Erde auf Etage 3 lag.
    Er fluchte misstönend. Strachows kurzes Schimpfwort hallte von den Wänden in mehrfachen Echos wider. Langsam tastete er sich im pechschwarzen Gang vorwärts. Eine Reihe batteriegespeister Notlämpchen war aufgeflammt, die wie Positionslichter eines Rollfelds für Orientierung sorgten.
    Eines von ihnen leuchtete grün. Das bedeutete, jemand anderer war hier unten, arbeitete in einem Raum und teilte, bis der Strom wieder floss, mit Strachow das Los der Dunkelheit. Das Gefühl, hier unten nicht allein zu sein, erleichterte ihn. Der BND-Agent drückte auf die Klinke der schweren doppelwandigen Blechtür, trat hinein und rief freundlich, aber energisch: »Hallo? Jemand zu Hause?«
    »Kommen Sie rein und machen Sie nicht so einen Lärm.« Die Stimme gehörte unverkennbar zu Hess, den er hier nicht vermutet hätte.
    » Sie hier unten?«, fragte Strachow frech. Hess war noch nie dabei gesichtet worden, selbst mal Recherchematerial aus der Dokumentationsabteilung besorgt, geschweige denn gelesen zu haben. Diese Fleißarbeit überließ er gern den jüngeren Mitarbeitern.
    Zwar hatten sich Strachows Augen langsam an das Dunkel gewöhnt, den massigen Umfang seines Chefs sah er dennoch nicht.
    »Machen Sie die Tür zu«, befahl Hess. Strachow wunderte sich über den Ton, spurte aber. Bevor er etwas sagen konnte, kam ihm Hess zuvor.
    »Treten Sie näher, Strachow. Ich möchte Ihren Atem hören.«
    Die unsichtbare Stimme aus dem Dunkel brachte den sonst so selbstsicheren Agenten einigermaßen aus der Fassung. Was war denn das für ein Spiel?
    Strachow hatte sich langsam vorwärts bewegt. Soeben hörte er das leise Keuchen seines beleibten Chefs.
    »Und jetzt bleiben Sie stehen!«
    Irgendetwas wirbelte plötzlich mit einem pfeifenden Geräusch durch die Luft, schlang sich um seinen Oberkörper und riss ihn mit einem kräftigen Ruck auf den Steinboden. Er schlug hart auf. Der heiße Schmerz am Brustkorb raubte ihm fast die Besinnung, und er verkrallte die Finger in dem eisenharten Etwas, das sich wie ein dünnes Drahtseil anfühlte.
    Bevor sich Strachow Gedanken darüber machen konnte, was mit ihm geschah, hörte er ein schadenfrohes Lachen.
    »Na, Strachow? Gefällt Ihnen das? Wozu so ein Nachtsichtgerät doch nütze ist!« Hess lachte boshaft auf. »Haben Sie es schon vergessen? Ich war Nahkampfausbilder. Ich kann gut mit Seilen umgehen.«
    Strachow strampelte panisch, doch es nützte ihm nichts. Das Seil zog sich nur noch fester um seinen Körper und schnitt ihm schmerzhaft ins Fleisch.
    »Was soll das, Hess?« Er keuchte und wand sich auf den Steinen wie eine Schlange in einer engen Kiste. »Sind Sie völlig übergeschnappt?« Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, behinderten sich gegenseitig, er konnte nicht mehr klar denken.
    Derart hilflos hatte er sich das letzte Mal in einem jener Ausbildungslager gefühlt, von dem Hess gesprochen hatte. Seine Trainer waren bei den Submissionsübungen nicht zimperlich gewesen und hatten die Rekruten jene Schmerzen spüren lassen, die sie im Fall eines Angriffs später anderen zufügen sollten.
    »Hess!«, brüllte Strachow. »Es reicht!«
    Doch Hess antwortete nicht, sondern wirbelte weiter mit dem Drahtseil durch die Luft, als hinge ein Wildpferd daran, das gezähmt werden musste. Strachow widersetzte sich nicht länger und versuchte stattdessen, mit dem Druck des Seils mitzugehen, um es zu lockern und so den Schmerzen ihre Spitze zu nehmen.
    »Sie sind ein Verlierer, Strachow! Zuerst haben Sie bei Croys Ankunft in Prag am Flughafen mit Ihren V-Männern versagt, die BKA-Zecke dann mehrfach aus den Augen verloren - und nun ist Rumpfs Ehefrau tot! Wissen Sie eigentlich, was Sie damit angerichtet haben?« Hess holte Luft. Dann schrie er: »Sie gefährden die Operation, Sie Versager!«
    Strachow war völlig überfordert. Er kannte das Gefühl

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