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Tribunal

Tribunal

Titel: Tribunal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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bekräftigte Frodeleit.
    »Sagen Sie es ihm!«, forderte Bromscheidt ihn auf.
    »Wie soll ich es ihm sagen?«, fragte Frodeleit zurück. Er bohrte mit den Fingern in den Ohren. Das Geräusch ließ sich nicht töten.
    »Sie stellen Fragen! Sie sind doch bald Vorsitzender, Herr Frodeleit …«
    »Ich gehe jetzt zum Stollen der Löffkes«, sagte Frodeleit in das Mikrofon.
    Er versuchte ein versöhnliches Lächeln. Dann drehte er sich um und ging quer durch die Halle, darauf achtend, dass er von der Kameralinse stets erfasst wurde. Er zitterte am ganzen Körper. Als er vor der verschlossenen Tür stand, drehte er sich wieder um. Die Linse war irgendwo in der dunklen Ecke auf der anderen Seite. Frodeleit wartete, aber es gab keine neuen Weisungen. Er wandte sich um und stand mit dem Gesicht vor der Tür. Dahinter blieb es still.
    »Hubert!«
    Frodeleit trat einen Schritt zur Seite und stand nun dort, wo das stählerne Türblatt auf den Rahmen traf.
    »Hubert!«
    »Achim?« Löffkes Stimme war belegt.
    »Du hast uns geschadet«, stellte Frodeleit fest.
    »Dörthe hält es nicht mehr aus. Sie übergibt sich. Wir halten es nicht mehr aus. – Helft uns endlich!«
    »Wir können nicht«, erwiderte Frodeleit kalt.
    »Ihr müsst die Lichtschranken überwinden«, drang es gepresst und eigenartig nüchtern durch die verschlossene Tür. »Vielleicht ist es nur eine elektronische Spielerei. Der Funkenregen muss nichts bedeuten. Testet noch einmal die Schranke!«
    »Uns geht es den Umständen entsprechend gut«, antwortete Frodeleit laut.
    »Ich weiß, er hört dich ab, Achim. Du machst das gut! Rede immer irgendetwas anderes. Aber antworte am Anfang immer auf meine Fragen. Ich habe hier zwei Mikrofone gefunden und rausgerissen. Ich habe hier drinnen über Stunden alle Wände und Rohre abgetastet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er uns hier nicht mehr hören kann. Aber wenn er neue Mikrofone installieren will, soll er nur kommen. Das wäre der einfachste Weg, um ihn zu überwältigen.« Löffke redete überraschend klar.
    »Ja, Hubert, ich glaube, dass euch übel wird im Stollen. Aber wir können nicht anders.« Er sah verstohlen zur anderen Stollenseite.
    »Ihr müsstet euch befreien können, Achim«, fuhr Löffke fort. »Ich habe doch vorhin mit einem Blick gesehen, dass ihr Holzbänke in eurem Stollen habt. Werft die Bänke in die Lichtschranken! – Ihr müsst testen, ob das Feuerwerk andauert oder irgendwann aufhört. Vielleicht könnt ihr die Bänke auch zu beiden Seiten schützend aufstellen und dann in der Mitte hindurchkriechen. Zumindest kann Bromscheidt gelockt werden. Oder habt ihr Angst, dass er wirklich bewaffnet ist?«
    »Ja, Hubert, ich weiß, dass ihr Hunger habt«, versicherte Frodeleit. »Ich werde Herrn Bromscheidt in eurem Namen bitten, euch etwas zu Essen zu geben. Auch mir tut Dörthe leid.«
    »Achim?«
    »Ja?«
    »Wir sind doch Freunde?«
    Es blieb einen Moment still.
    »Ja, sicher«, beeilte sich Frodeleit.
    »Fragen Sie ihn, ob er endlich gesteht«, forderte Bromscheidt von hinten über Lautsprecher.
    Frodeleit wiederholte Bromscheidts Frage laut.
    »Ich kann dir nicht mehr sagen, als ich die ganze Zeit gesagt habe. Ich habe niemanden verraten«, bekräftigte Löffke. »Sag ihm das! Und frage ihn endlich, wann ich wen verraten haben soll. Ich bin kein Heiliger, Achim. Und jeder macht Fehler. Aber ich nehme meinen Beruf ernst. Wenn er mir an den Kragen will, kann ich es nicht ändern. Aber er soll wenigstens Dörthe zu euch lassen. Sie hat nichts gemacht. Sie pisst sich schon in die Hose. Achim, tu endlich was! Wir sind auf euch angewiesen.«
    »Ja, Hubert.«
    Frodeleit wandte sich von der Tür ab.
    »Treten Sie in die Mitte der Kathedrale!«, forderte Bromscheidt.
    Frodeleit tat wie befohlen.
    »Was sagt Herr Löffke?«, fragte Bromscheidt scharf.
    »Er ist sich keiner Schuld bewusst. Er bittet um einen Hinweis, damit er weiß, was Sie meinen.«
    »Hat Ihnen das schon mal ein Angeklagter im Gerichtssaal gesagt, Herr Frodeleit?«
    Der Richter nickte. »Es gibt viele, die leugnen«, sagte »Und wie gehen Sie damit um, Herr Frodeleit?«
    »Ich erkenne leugnende Angeklagte.«
    »Leugnende Angeklagte.«
    Bromscheidt schmeckte die Worte nach.
    »Man macht Ihnen nicht so leicht etwas vor, sehe ich das richtig?«
    »Wir sind alle nur Menschen«, relativierte Frodeleit. »Aber ich arbeite gewissenhaft und mit jahrelanger Erfahrung.«
    »Was hat Löffke noch gesagt?«
    »Nichts Wesentliches. Er sagt, dass es ihm

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