Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
sollte.»
«Möglicherweise hat sie ihre Gründe», sagte Blaine. Weswegen ich ihr auch nichts von Meky gesagt habe. Hätte sie von ihm gewusst, hätte sie ihn demontieren lassen, bevor sie an Bord gekommen wäre. Die Iril wollen nicht, dass andere Völker medizinische Daten von ihnen besitzen. Diese Informationen sind bares Geld wert – viel Geld! «Wenn sie Nein sagt», fuhr Blaine fort, «gilt das für uns beide. Sie hat die letzte Entscheidung über ihren Körper. Abgemacht?»
«Warum sollte sie das tun?»
«Religiöse Gefühle. Es wäre seelische Grausamkeit, wenn wir sie gegen ihren Glauben zu einer Behandlung zwängen. Oder ihr Metabolismus ist zu verschieden von unserem, und du würdest mehr schaden als heilen.»
«Meine Untersuchungen waren sehr genau. Eine solche Gefahr ist nahezu ausgeschlossen.»
«Nahezu ist nicht genug. Also: Ich frage sie; wenn sie will, kommt sie in die Krankenstation, wenn nicht, lassen wir sie in Ruhe.»
«Einverstanden.»
«Gut. Ich habe jetzt etwas anderes zu tun.» Blaine nahm sein Cello und packte es ein.
«Natürlich. Vielen Dank für das Gespräch», sagte Meky in seiner gewohnt freundlichen Stimme.
Blaine ging zum Schaltpult der internen Kommunikation und holte sich das Bild einer bestimmten Kamera auf den Monitor. Sie zeigte den Hangar, einen Deck über ihm.
Dort sah er Scyna in verschwitzten Sportsachen. Ihr feuchtes Haar hatte sie nach hinten gebunden. Sie stand einige Schritte neben ihrer Bastelecke mit der Messersammlung. Mit kalter Miene, ließ sie zwei eianische Beilmesser in ihren Handflächen wirbeln, dann packte sie die Griffe, ihre Bewegungen flossen mit der Präzision jahrelanger Übung ineinander, als sie die Arme schwang. Sie warf die beiden Messer, die rotierend durch die Luft flogen und zwei volle Umdrehungen später in die Holzplatte schlugen. Das rechte Messer traf sein Ziel präzise, doch das linke steckte ein Fingerbreit neben der Markierung. Überall um die Messer herum waren schon Kerben in das Holz geschlagen, die meisten von ihnen innerhalb der letzten halben Stunde. Mit einem verstimmten Ausdruck, ging Scyna zu der Platte, zog das linke Messer heraus und kehrte zum Wurfpunkt zurück. Sie nahm das Beilmesser in die Linke, warf es – und traf dieses Mal das Ziel. Scheinbar müde, aber zufrieden zog sie die Messer aus der Zielscheibe und warf sie an die Metallhalterung, wo sie hängen blieben.
Scyna setzte sich auf den Hocker vor ihrer Werkbank. Sie löste ihr Haar, zog eine Arbeitsbrille mit polyvisuellen Gläsern auf, nahm ein Messgerät aus seiner Halterung und fuhr damit über das Robotchassis, das auf der Werkbank lag. Die Insektobots lagen abseits in einem Behälter.
Blaine entschied, dass es an der Zeit war, seine Schwester zu besuchen. Er verließ die Heckgalerie und stieg mit großen Schritten die Rampe hinauf in den Hangar. Am Heck ihres Beiboots, von Scyna Caspian getauft, blieb er stehen. Schweigend beobachtete er seine Schwester, die an der Werkzeugbank saß. Sie bemerkte ihn nicht, war völlig in ihre Arbeit vertieft. Er räusperte sich. Eine Weile schien es, als hätte Scyna ihn nicht gehört; bis sie die Brille hochschob und leise, mit zusammengebissenen Zähnen sagte: «Schreff-Dreck, ausgerechnet er.»
Blaine ging langsam zur Werkbank und setzte sich auf die Kante. Scynas Blick ruhte immer noch auf das in einen Schraubstock gespannte Chassis. Sie führte irgendwelche Messungen mit einem Präzisionsgerät durch. Ihr dunkles Haar fiel offen nach vorn und verdeckte das Gesicht.
«Besser, wir wissen Bescheid. Es ist immer gut zu wissen, gegen wen man antritt», sagte Blaine.
Ohne aufzublicken oder in ihrer Arbeit innezuhalten, fragte Scyna: «Treten wir denn gegen ihn an?»
«Das liegt bei den Iril. Wir können natürlich auf sie zugehen, aber sie entscheidet, was getan wird. Sollen wir ihnen denn anbieten, das Zeugs für sie aus einem Hochsicherheitslabor des merdianischen Reichs zu stehlen? Es ist gefährlich. Wenn wir dabei nur einen einzigen Fehler begehen, ist jeder Polizist und jeder Spitzel des Reichs hinter uns her.»
«Dann dürfen wir keine Fehler machen.»
«Den perfekten Plan gibt es nicht», mahnte Blaine. «Es kommt auf das Gleichgewicht zwischen Gewinn und Verlust an.»
Sie blieb ihm lange eine Erwiderung schuldig, während sie an Rix’ Zusatzkörper herumhantierte. Ob sie ihm etwas Gutes tat war schwer zu sagen, aber ihre Hände waren beschäftigt, was ihr half einen klaren Kopf zu bekommen. Endlich
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