Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
als wir, Kapitän. Ich bin bereit, in ihrer Erfüllung zu sterben. Meine Seele ist vorbereitet.»
«Wenn die Diebe gefasst werden, könnten sie sich ein mildes Urteil erkaufen, indem sie über uns berichten.»
«Was können sie schon erzählen? Sie wissen nichts.»
Salkahl nahm sich lange Zeit, um darüber nachzudenken. Schließlich nickte er. «Gut. Bereiten Sie alles vor und halten Sie mich auf dem Laufenden.»
«Natürlich.»
Sie sah zu, wie Salkahl wegging und am Horizont verschwand. Dann verabschiedete sie sich von dem Ort und beendete ihre Reise.
Tischara saß in ihrer dämmrigen Kabine und legte den Kristall zu Boden. Sie beobachtete, wie das Räucherstäbchen abbrannte. Ihr Bein schmerzte und sie war erschöpft. Eine kurze Meditation würde ihr Kraft geben.
***
Die Heckgalerie der Leved hatte eine hervorragende Akustik, und den unendlichen Sternenhimmel empfand Blaine als geschaffen für das siebte Cellokonzert des eianischen Komponisten Jarner. Während Blaine bewegt und zurückhaltend den Solopart auf seinem Cello spielte, drangen aus den versteckten Lautsprechern die Stimmen des fünfzigköpfigen Altorchesters, das ihn unterstützte. Fast das ganze Konzert über war er in die Musik versunken, hatte wie in einer Meditation nichts anderes wahrgenommen als das Singen der Saiten seines Cellos und die Instrumente der künstlichen Mitspieler. Seit einigen Minuten jedoch lösten sich seine Gedanken vom Spiel und drehten sich um seine Schwester. Er konnte sich denken, was sie gerade tat. Sie braucht noch Zeit, sagte er sich und begann den letzten Satz des Konzertes. Das Orchester glitt in ein leises Adagietto. Die Sterne hinter dem Panoramafenster funkelten kalt.
Wann immer seine Schwester ein Problem hatte, welches zu schwer war um darüber zu sprechen, durchlebte sie drei Phasen von Verarbeitung: extremer Sport, ausgiebiger Einsatz von Waffen und wenn all das nichts nutzte, zog sie sich in ihre Ecke zurück und reparierte Sachen, die keiner Reperatur bedurften. Sie hatte Blaine gesagt, sie wüsste selbst nicht, warum es sie in solchen Momenten zur Werkbank trieb, sie hatte einfach den Wunsch, etwas zu reparieren, und wenn es nur ein durchgeschmortes Kabel war. Blaine konnte verstehen, wie eine solche Beschäftigung die Illusion lebendig hielt, alles in Ordnung bringen zu können. Jeder hatte seine eigene Art von Abwehrreaktion. Aber es ist nur eine Illusion zu denken, dass wir unsere Probleme hinter uns lassen, wenn wir von ihnen weglaufen, dachte Blaine. Eine Lüge, die uns ruhig schlafen läßt, wenn wir sie uns nur lang genug selbst vorbeten.
Der Satz wechselte zu einem Presto, allegro assai. Blaine ließ sich gehen, warf seinen Kopf herum, während der Bogen über die Saiten tanzte und das komplette Orchester die Schönheit eines Sonnenaufgangs nachstellte: Die Instrumente stellten alle Tiere des Waldes nach, die mit ihren Gesängen, Geschnatter und Getröte den neuen Tag begrüßten. Blaine unterstützte die Streicher, die das Schwingen der sich erhebenden Vögel imitierten. Fast sprang er von seinem Hocker, als das Konzert in einem Schlusscrescendo endete. Verausgabt und zufrieden mit seiner Darbietung, verneigte er sich leicht vor seinen Mitspielern aus der Musikanlage. Fast wie in den alten Zeiten mit dem Universitätsorchester, dachte er lächelnd. Das Spielen mit einem echten Orchester und die Diskussionen mit den Musikern waren vielleicht das Einzige, das er an seinem früheren Leben vermisste. Das Cello im Griff, ließ er die Gedanken wieder zu seiner Schwester gleiten.
Er kannte sie gut genug, um zu wissen, was sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Es waren die neuesten Informationen, die er von Forans Spitzel auf Baikasch erhalten hatte. Es war dieser eine Name gewesen; der Name des für die Operation zuständigen Sonderermittlers. Warum müssen wir ausgerechnet auf Bruner treffen, dachte Blaine bitter. Dieser Zufall hatte selbst ihn geschockt – wie musste es da für Scyna sein?
Nach ihrer Flucht zu den Sternen, als Scyna zu ihm auf die Universität gekommen war und sie beide das Leben als Sternenfahrer begannen, hatte es über ein Jahr gedauert, bis Scyna ihm erzählte, wie tief sie wirklich im eianischen Widerstand gesteckt hatte – und was ihr Onkel Caspian bedeutete. Er war für sie mehr Vater gewesen als ihr eigener; sie hatte sich verstanden gefühlt wie nie zuvor. Caspian hatte ihr zugehört und sie ernst genommen; er hatte ihr erlaubt, Gedanken frei auszusprechen,
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