Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
fröhliche Melodie. Tischara beendete ihre Meditation und aktivierte das Zimmerlicht. Sie ging steifbeinig zur Tür. Im Flur stand Blaine. Tischara winkte ihn hinein.
«Sie sollten Ihre Bein untersuchen lassen. Unsere Krankenabteilung ist auf dem neuesten Stand» sagte Blaine, der sich nicht setzte, sondern einfach an einer Wand lehnte.
«Nein, danke.»
«Es muss doch schmerzen. Hören Sie, Sie könnten schwere Schäden davontragen, wenn Sie sich nicht darum kümmern.»
«Haben Sie eine Entscheidung getroffen?», brach Tischara dieses Thema ab.
Damit wird sich Meky zufriedengeben müssen, dachte Blaine. Er sagte: «Wir sehen uns auf Baikasch um, und wenn es machbar ist, holen wir die Sachen zurück.»
«Zu unserer Unterstützung steht mir eine kleine Flotte bereit.»
«Sie würde entdeckt werden, sobald sie das System erreicht.»
Tischara schwieg zu diesem Einwand nur.
«Verstehe», meinte Blaine. Er erinnerte sich nur zu gut an das Auftauchen der Iril-Flotte, als er und die anderen das Wrack untersucht hatten. Die Kriegsschiffe waren plötzlich da gewesen, kein Bordsensor hatte ihre Annäherung erfasst. So würde es auch den Merdianern gehen: Die Iril würden zuschlagen, bevor die Merds überhaupt wussten, was geschah. Blaine schüttelte den Kopf. «Wir machen es auf unsere Art.»
«Was bedeutet das?»
«Kein Militär, keine Waffen, keine Toten.»
Tischara schnaufte, es hörte sich an wie ein ersticktes Lachen. «Sie wollen aus einem Hochsicherheitslabor der mächtigsten Armee in der Galaxis, unter den Augen von Dutzenden schwerbewaffneter Soldaten ein Militärgeheimnis stehlen, ohne einen Schuss abzufeuern?»
«Das ist der Plan», erwiderte Blaine fest.
«Sie sind verrückt!»
Blaine grinste. «Also abgemacht?»
Tischara reichte ihm die Hand, und er schlug ein. «Eines noch», sagte Tischara. «Warum tun Sie es?»
«Ich will wissen, ob wir es können!»
Das Ziel vor Augen
Rechtsprecher Fried Tontrauss brütete über mehreren Datenblöcken und rieb sich die pochende Stirn. All diese Gesetzestexte, all diese Urteile, all diese Querverweise, all diese Kommentare. Wer sollte da den Überblick behalten? Wie sollte man den Sinn eines Gesetzes verstehen, seinen Ursprung erkennen, wenn scheinbar jeder, der jemals die Luft eines Gerichtssaals geschnuppert hatte dazu eine Meinung hatte, die sich von der eines jeden anderen unterschied?
Vor vielen Jahren hatte Fried diese ganze Juristensprache einmal verstanden, sich in ihr geradezu wohl gefühlt. Aber das war lange her, damals war er noch ein aufstrebender und ehrgeiziger Gerichtsadlatus gewesen mit dem Wunsch, dem Reich zu dienen, seinen bescheidenen Beitrag zu leisten, um das Reich zu stärken und alle von seiner Gerechtigkeit und Weisheit profitieren zu lassen.
Wohin hatte ihn dieser Ehrgeiz gebracht?
Auf dieses verdammte Rok!
Natürlich war das unfair – nicht sein Ehrgeiz hatte ihn hierher gebracht, sondern seine Schwächen und Gelüste. Irgendwann war ihm persönlicher Besitz und der Anblick einer freundlichen Spielkarte wichtiger gewesen als die Weisheit, die in den Gesetzestexten lag. Das Reich hatte ihn nicht mehr interessiert – nein, so war es nicht. Sein Stolz auf das merdianische Reich war ungebrochen, auch wenn er sich nicht mehr als Teil davon fühlte. Man hatte ihn ausgestoßen, und das, so sehr es ihn auch schmerzte, zu Recht. Das Reich konnte nur bestehen, wenn jeder mehr als seine Pflicht tat. Rechtsprecher zu sein, bedeutete Verantwortung, Opferbereitschaft, ja geradezu Liebe für das Reich, seine Bürger und Kolonisten. Irgendwo auf dem Weg habe ich all das verloren, dachte Fried.
Fried betrachtete die große Sammlung von Erinnerungsstücken, mit denen sein Büro vollgestellt war. Sein Blick blieb an einer Urkunde hängen, die er am Abschlusstag seiner universitären Ausbildung erhalten hatte. Neben ihr standen zwei kleine, billige Silberpokale. Sie zeichneten den zweimaligen Jakk-Meister der juristischen Fakultät der Sanolo-Universität aus. Wenn er ehrlich zu sich selbst war – und das war er höchst ungern – war sein Talent für Glücksspiel schon damals größer gewesen als das für Juristerei.
Im Gegensatz zum zweiten Mann in diesem Raum. Adlatus Thom Neuma saß vor einem Computer und durchforstete fleißig die Rechtsdatenbanken nach einem Weg, TyMar aus der Haft zu befreien. Es war von Fried nur ein knapper Befehl nötig gewesen, und Thom hatte alle zur Verfügung stehenden Quellen angezapft.
Weitere Kostenlose Bücher