Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
verstummen. Das alles roch nach sehr großem Ärger.
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Im Lagerraum 20 LV 09 lehnte sich Xandreij an die Transmitterkonsole und rieb verstohlen die Müdigkeit aus seinen Augen. Sein Blick glitt hinüber zu Tischara, die eine ansteckende Gelassenheit ausstrahlte. Zum wiederholten Mal ließ Xandreij seinen Blick über ihre Hüften und hinab wandern und musste gestehen, dass ihre Beine, soweit er sie sich ausmalen konnte, perfekt waren. Überhaupt gefiel ihm diese Frau sehr gut, besonders mit dem getönten Fell und verlängerten Schnauzhaaren. Vielleicht waren sich Nostoker und Iril biologisch gar nicht so unähnlich – wie sonst war es zu erklären, dass er – trotz ihres buschigen Schwanzes – ein Fuchswesen sexy fand?
«Du nimmst das alles ziemlich cool», sagte Xandreij. «Machst du so was öfters?»
Tischara stand vor einer Projektionsfolie, auf der man ein Luftbild des Laborkomplexes Ollow in Echtzeit sah. Das Bild stammte von einer Überwachungskamera, die in einem gemieteten, leeren Hotelzimmer stand, das in Säule Eins lag. Während der ganzen Aktion hatte Tischara das Treiben um den Komplex beobachtet, um zu sehen, ob die Merdianer die geraubten Iril-Stücke abtransportierten. Nun drehte Tischara langsam ihren Kopf und blickte Xandreij an. «Nein, das ist mein erster Raub.»
«Oh, meiner auch.» Xandreij stieß sich von der Konsole ab und ging im Lagerraum herum. Er klopfte gegen die reglosen Metallarme des Verladekrans und blickte in den wartenden Lastenaufzug. «Hallo!», rief er, und glaubte ein leises Echo zu hören.
Er wandte sich zu Tischara und wies mit dem Daumen in die große Kabine. «Dieses Ding ist so groß, da kriegt man bestimmt die ganze Leved rein.»
«Mir wurde gesagt, dass mit solchen Aufzügen kleinere Schiffe zu Werkstätten gebracht werden», sagte Tischara.
«Wirklich? Tja, hier ist alles ein bisschen größer als auf Nostokur. Wir sind noch nicht so lange im Reich, weißt du?»
«Wieso ist dein Planet dem Reich beigetreten?»
«Keine Ahnung, ich interessiere mich nicht sonderlich für Politik. Wohl aus wirtschaftlichen Gründen. Na, jetzt haben wir einen großen Raumhafen, aber nicht vergleichbar mit dem Reifen. Der haut einem echt aus den Socken.»
Tischara erwiderte nichts, sondern sah wieder zum Materietransmitter. Der Torbogen war bis zur maximalen Ausdehnung von fünf Metern ausgefahren worden.
Als die Unterhaltung zu versiegen drohte, räusperte sich Xandreij. «Man hört ja allerhand über die Iril, aber so was wie den Reifen habt ihr auch nicht, oder?»
Die Iril verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und betrachtete den Roboterkran mit einem spöttischen Blick. «Nein, haben wir nicht. Wir halten nicht viel von Maschinen.»
«Ich finde Maschinen toll. Hey, ohne Maschinen keine Raumfahrt, keine SimStim, keine Computer. Wo wären wir dann?»
«Weiter.»
«Maschinen erleichtern das Leben.»
«Genau das ist euer Problem.»
«Äach.» Er winkte ab.
Ein Licht leuchtete auf der Transmitterkonsole und ein leiser Brummton erklang. Mit zwei schnellen Schritten war Tischara herangeeilt, erwiderte das Signal und stellte auf Empfang.
Der Materietransmitter lief an. Ein hohes Singen war zu hören, selbst für Xandreijs Katzenohren kaum wahrnehmbar. Es gab keinen Elektronenregen, keine Verzerrung, als von einem Moment zum anderen ein großer Gegenstand unter dem Transmitterbogen stand. Die plötzlich verdrängte Luft ließ eine kleinen Sturmwind durch den Lagerraum wehen.
Tischara ging auf das große eiförmige Gebilde zu und legte eine Hand auf die Oberfläche, die aus Diamantsplittern zu bestehen schien. Sie schloss die Augen und schien für einen Moment nach etwas zu lauschen. Dann riss sie sich von dem Diamentenei los. Sie schien zufrieden, als sie Xandreij an den Verladekran winkte. «Wir müssen den Transmitter frei machen. Sei vorsichtig, wenn du es in den Aufzug stellst.»
«Klar doch.» Xandreij trat an die Steuertafel des Verladekrans. Er hatte mehrmals mit leeren Containern geübt und wusste worauf es ankam. Die Arme des Krans streckten sich unter den Transmitterbogen, packten sachte das Gürtelgespinst und hoben es mitsamt seinem Inhalt an. Xandreij entging nicht, wie aufmerksam Tischara ihn beobachtete, als er das Ei durch den Raum schwenkte und im Lastenaufzug abstellte.
Erst als sich die Arme des Krans von dem Ei lösten, wandte sich Tischara wieder den Transmitterkontrollen zu und holte die nächste Ladung herauf.
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Der Reiter
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