Tricontium (German Edition)
ihm wird nichts weiter vorgeworfen.«
Die drei wirkten, als fehle ihnen nicht nur jedes Mitgefühl, sondern auch die Begabung, sich jemanden durch Freundlichkeit gewogen zu machen, aber am Ende lief der Wächter aus Mons Arbuini gehorsam hinaus, um nach kurzer Frist und einigem Poltern im Hof mit einer Kiste zurückzukehren, die er vermutlich ohne weitere Umstände ausgeleert hatte, um sie ihrem neuen Zweck zuzuführen.
Ardeija wartete ab, bis Otachar, der anscheinend keinen Anlass sah, ihm für diese zweifelhafte Vergünstigung zu danken, darauf saß und in die ungefärbte Wolle eines schmutzigen Kittelärmels hustete.
»Du bist Aquila?«, begann Ardeija und bedauerte, keine ehrende Anrede gebrauchen zu können, ohne Verdacht zu erregen. »Frau Herrad, die Richterin der Tricontinischen Mark, schickt mich, in einer Sache, die zwei Bekannte von dir betrifft. Brand und Corvus. Du kennst diese Männer doch?«
Ein Schulterzucken war in diesem Zusammenhang schon eine bessere Antwort als ein Kopfschütteln, und Ardeija betete, dass es bedeutete, dass Otachar die Verbindung zu Asgrim vom Brandhorst und Ebbo von Corvisium gezogen hatte. Das Kratzen der Feder hinter seinem Rücken erinnerte ihn, dass auch Bertrada nun beide Namen vor sich hatte und sich alle Zeit der Welt lassen konnte, sie zu betrachten und ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
»Du kennst diese Männer. Man hat dich vor dem Krieg mehrfach mit ihnen in Tricontium gesehen.«
»Was weiß ich.« Wenigstens war er nicht stumm, aber er klang, als sei die Frage, worauf Ardeijas Spiel hinauslaufen sollte, für ihn allenfalls von minderer Bedeutung.
»Kennst du sie, ja oder nein?«, beharrte Ardeija in dem Wissen, dass Bertrada eine Kopie des Protokolls für Sarus anfertigen und sie ihm in allen Einzelheiten vorlesen würde.
»Ja.«
Ardeija stutzte. Ein so bereitwilliges Eingehen auf seine Vorgabe hatte er nach dem holprigen Anfang nicht mehr erwartet, und er hoffte, dass dies mehr war als ein wahllos hingeworfenes Wort, um nur rasch wieder in Ruhe gelassen zu werden.
»Hast du sie je über einen gefangenen Freund reden hören?«, fuhr er vorsichtig fort, um den dünnen Faden des Gesprächs nicht gleich wieder reißen zu lassen.
Wieder ein Schulterzucken. »Ich erinnere mich nicht.«
»Dann denk nach. Haben sie über einen Gefangenen namens … Otter gesprochen?« Herrads Spion hätte über den Missbrauch seines Namens vermutlich schallend gelacht. »Über einen verurteilten Mann, den sie für unschuldig hielten?« Deutlicher konnte er nicht werden, nur hoffen, dass sein Gegenüber aufmerksam genug zuhörte, um zu begreifen, dass es nicht um irgendjemanden ging. Aber vielleicht konnte er nicht zuhören. Der Ärmel wies einige frische Blutflecken auf.
Zum ersten Mal sah Otachar Ardeija geradewegs an. »Mag sein, dass sie darüber geredet haben. Das alles ist lange her.«
»Sie haben also davon gesprochen?« Gjuki ließ sich, des Umherjagens müde, aus dem Gebälk auf Ardeijas Schulter hinabgleiten.
Es war kein gutes Zeichen, dass Otachar selbst das plötzliche Auftauchen des kleinen Drachen weder zu überraschen noch sonst zu berühren schien, doch immerhin war er bereit, den spärlichen Austausch fortzusetzen. »Vielleicht.«
»Ja oder nein?«
»Nun … Ja.« Er hustete wieder.
»Auch von einem Gerichtskampf, den sie in der Sache anzustrengen gedachten?« Spätestens jetzt musste Otachar doch verstehen, dass die Fragen eine Ankündigung, fast ein Versprechen, enthielten, musste sich freuen oder endlich beginnen, dem Inhalt dieses Verhörs, das keines war, weniger lustlos als bisher zu folgen.
Und er verstand sehr gut. »Ah, das. Nun kann ich mich besser auf die Sache besinnen, von der Ihr redet. Ja, davon sprachen sie. Ist es das, was Ihr wissen wollt, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist bei diesem Kampf und bei ihren Vorbereitungen darauf?«
»Eine solche Erklärung schulde ich dir nicht. Beantworte nur meine Fragen.« Ardeija hoffte, dass seine mit Rücksicht auf ihre Zuhörer gegebene Antwort Otachars plötzliche Willigkeit, die Geschichte mit auszuspinnen, nicht zum Erliegen bringen würde. »Sprachen sie mehrfach von dem, was sie planten, oder nur einmal?«
Was er zu hören bekam, gefiel ihm noch weniger als alles bisher Gesagte. »In meiner Gegenwart nur einmal, da ich ihnen abriet. Ob sie auf mich gehört haben, weiß ich nicht. Mit ehrlichen Mitteln hätten sie jedenfalls nie gewinnen können. Der Mann, den sie befreien wollten,
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