Tricontium (German Edition)
gehabt. Gjuki zischte, als sei ihm der ganze Auftritt nicht geheuer.
Oshelm dagegen hatte sich zurückgelehnt und die Arme verschränkt. Sein Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen, der sich sonst selten, wenn überhaupt jemals, darauf fand. »Es waren nicht die falschen Hände.«
Malegis trank behaglich, bevor er sich zu einer Antwort herabließ. »Wisst Ihr das so genau?«
»Ja.«
»Dann irrt Ihr.«
Spätestens hier hätte der gewohnte Oshelm eingelenkt oder sich stumm zurückgezogen, doch nun hielt er stand. »Nein, auch wenn es Euch ärgert. Wenn Ihr Euch mit albernen Masken bewehrt in unrechte Dinge hineinstürzt, dürft Ihr Euch nicht wundern, Eure eigene Zauberkraft gegen Euch gerichtet zu sehen. Ich hätte nicht anders gehandelt, wäre ich an Wulfs Stelle in Tricontium gewesen.«
Malegis lachte. »Gut, Schreiber. Den einen Gang habt Ihr gewonnen. Seid dennoch in Zukunft vorsichtig mit dem, was Ihr weitergebt. Man sollte nie leichtfertig die Belange anderer für wichtiger als die eigene Haut halten. Das bringt in den meisten Fällen nur Leid und selbstverschuldete Not.«
Zwar hatte er scheinbar an Oshelm gewandt gesprochen, doch aus den Augenwinkeln beobachtete er Ardeija, als gelte seine Mahnung auch ihm.
Falls der Schreiber den unauffälligen Blick auch bemerkt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. »Beschwert Euch nicht länger, Herr Malegis; es ist doch alles gut gegangen.«
»Noch.« Der Zauberer stellte seinen Becher ab und ließ die Fingerspitzen kurz über den im Feuerschein glänzenden Spiegel an seinem Gürtel fahren.
»Was befürchtet Ihr?« Ardeija hob den Kopf, um dem zuckenden Drachenschwänzchen, das ihn am Kinn kitzelte, auszuweichen. Gjuki hatte eingesehen, dass alles Drohen und Fauchen Malegis nicht vertreiben würde, und war kopfüber in Ardeijas Kragen verschwunden.
»Was ich befürchte?« Malegis lächelte. »Für mich selbst wenig. Ich bin nur um törichte Leute besorgt.«
Ardeija seufzte. »Wenn das eine Warnung ist, Herr Malegis, dann drückt Euch klarer aus, statt beleidigende Andeutungen zu machen. Ich sehe ein, dass es zu Eurem Handwerk gehört, Euch geheimnisvoll zu geben, doch man kann es auch übertreiben.«
Malegis strich sacht über den Rand seines Bechers, der jetzt wieder so gut gefüllt wirkte, als hätte der Zauberer nie daraus getrunken. »Ich kann Euch nicht zustimmen. Würde ich Euch ›tut dies‹ oder ›tut das‹ sagen, würdet Ihr niemals auf mich hören, nicht wahr? So hingegen kann ich hoffen, dass Ihr nachdenken und vorsichtig sein werdet.«
Ardeija überwand sich. »Wenn ich Euren Rat nun gern hören wollte?«, fragte er in aller Demut, die er zur Schau tragen konnte. »Ihn geradewegs auszusprechen wird nicht schaden, ob ich ihn nun annehme oder nicht.«
Gjukis Schwanz war zur Ruhe gekommen, als lausche der kleine Drache angestrengt, was der Zauberer darauf erwidern würde.
Falls dem so war, enttäuschte Malegis sie beide. »Einen Rat?«, sagte er nur, indem er aufstand. »Ja … Einen kann ich Euch geben. Wenn Ihr wieder Botschaften für Gespenster ausrichtet, besinnt Euch darauf, was Drachenfeuer bewirken kann.«
»Drachenfeuer?«
»Selbstverständlich.« Der Becher war verschwunden; nur der Geruch der Gewürze, der ihm entströmt war, hing noch einen Augenblick in der Luft. »Wisst Ihr das nicht? Im Licht des Feuers, das ein Drache speit, kann man Geister sehen. Wohlgemerkt, nur solange der Drache es speit; damit eine Fackel oder Kerze zu entzünden, hat keinen Sinn. Entschuldigt mich nun. Ich habe meine Reise Euretwegen nur kurz unterbrochen.«
Mit einem Nicken zu Oshelm hinüber wandte er sich um und schritt hoch aufgerichtet am Feuer vorbei, an dem Ardeijas Krieger mit ein paar Wollhändlern würfelten, und dann durch die Tür ins Freie, ohne dass ihn bis auf Ardeija und den Schreiber auch nur ein Mensch zu bemerken schien.
»Das war ein kurzer Besuch«, stellte Oshelm fest. »Er hätte wenigstens etwas von dem Wein hierlassen können. Seiner sah besser aus als der, den sie hier ausschenken. Aber wenn er ohnehin nur Scheltreden führen wollte, hätte er auch gleich darauf verzichten können, uns zu belästigen. Gelegentlich weiß man nicht, was man von ihm halten soll, nicht wahr?«
Ardeija nickte, ohne recht zu wissen, welcher der Bemerkungen er überhaupt zustimmen wollte. »Ja, ja. Wisst Ihr, ob es wahr ist?«
»Was?«
»Das, was er eben gesagt hat. Über das Drachenfeuer.«
»Nun …« Oshelm betrachtete mit
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