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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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»Geht es dem überhaupt schon wieder gut genug, herumzulaufen und Euch zu besuchen?«
    »Nein, aber gut genug, mich zu empfangen, zu jammern und so viel zu reden, dass man ihm nur die Hälfte glauben kann.« Paulinus hatte begonnen, das Fleisch in kleine Stücke zu schneiden. »Aber in diesem Fall ist er wohl nahe an der Wahrheit.«
    Herrad betastete ihren hässlichen Bluterguss und sah zu, wie Paulinus das Fleisch in die Pfanne beförderte. »Das sieht man, nicht wahr? Dafür bin ich aber auch bereit, zu wetten, dass Asgrim noch nicht wieder ohne Schmerzen sitzen kann.«
    Der Magister lachte. »Ich sollte wohl nicht nach den Einzelheiten fragen.«
    »Es war nur ein Dolchstich, weiter nichts.«
    »Was auch immer, du wirst dir einen Feind gemacht haben.«
    »Nicht nur einen. – Im Vertrauen, Magister … Was haltet Ihr von Honorius?«
    Paulinus griff schweigend nach dem Salzfässchen. Erst als es wieder an seinem Platz auf dem Wandbrett stand, begann er so zögerlich, wie er das Essen gewürzt hatte: »Honorius. Einer meiner ersten Schüler in Aquae, aber kein sonderlich guter, nicht, weil er dumm gewesen wäre, sondern weil er das Lernen nur als Mittel zum Zweck betrachtet hat. Er wusste, dass er auf diesem Wege früher oder später zu einem einträglichen Posten und einem schönen Leben gelangen würde. Es hat ihn getroffen, jahrelang in Tricontium festzusitzen, und er hatte wohl vor, sich dafür zu entschädigen. Abgesehen davon ist er nicht der schlechteste Mensch auf der Welt. Du musst ihn nicht fürchten.«
    Herrad ging nicht weiter darauf ein. »Hat er gesagt, woher er von dem Schatz wusste?«
    »Nein, und ich habe ihn nicht gefragt, aber ich kann es mir denken. Viele von Otachars Leuten sind nach dem Tode ihres Herrn über die Grenze geflohen und selbst Honorius in seiner gekränkten Eitelkeit wird nicht alle Tage in seinem elenden Turm dort gesessen und sich bedauert haben. Dass du das Versteck kanntest, wundert mich weit eher.«
    »Mein Koch kannte es.«
    »Warum ist er noch dein Koch, wenn er wusste, wie er an eine verborgene Kriegskasse gelangen konnte?«
    Herrad ließ sich tiefer in die Kissen zurücksinken. »Er wollte sie lange Zeit nicht anrühren. Vielleicht aus Vorsicht, vielleicht auch aus verqueren Regungen von Ehrgefühl.«
    »Wenn es die gäbe, hätten wir keine Gesetze nötig. Du solltest nicht erst anfangen, daran zu glauben. Nebenbei, war dein Koch nicht zuletzt noch eine Köchin?«
    Herrad sah zu, wie er das Fleisch in der Pfanne wendete, und begann einen knappen Bericht über den misslungenen Versuch, in Tricontium ihr neues Amt anzutreten.
    Nach einer Weile war sie mit einem Teller versorgt, auf dem ein etwas trockenes Brotstück unter Fleisch und Zwiebeln fast ganz verschwand, und beinahe in der Gegenwart angelangt. »Danach bin ich zur Burg gegangen, vorgeblich, um Getas Geliebter mein Beileid auszusprechen, aber eigentlich, um zu sehen, was mit ihm geschehen war, oder besser, um das von jemandem herausfinden zu lassen, der mehr davon versteht als ich. Ich durfte mir also von dieser Dame anhören, dass Geta schon längst seine Ehe ihretwegen habe auflösen wollen, es ihm aber an Geld gefehlt habe, seiner Frau ihren Anteil am ehelichen Vermögen auszuzahlen … Und während sie mir tränenreich erzählte, dass ihre armen vaterlosen Kinder nun immer unehelich bleiben würden, war ihre Dienerschaft damit befasst, zusammenzuraffen, was nur zu finden war, bis hin zu den Möbeln. Sie ist noch gestern Abend abgereist, wohl, um der Witwe zu entgehen, wenn die sich überhaupt in Aquae sehen lässt … Es war widerlich, aber es fällt wohl nicht mehr in meine Befugnis, darüber zu entscheiden, wie sie zweifelhafte Erbansprüche durchsetzt. Und was Prisca, die ich auf den toten Vogt losgelassen hatte, sagen konnte, hat mir am Ende auch nicht weitergeholfen.«
    Sie unterbrach ihre Erzählung kurz, um sich einen Zwiebelring in den Mund zu schieben.
    Paulinus hatte seinen Teller schon halb geleert. »Was sagt sie denn?«
    Herrad hob die Schultern. »Leider nicht, was nun eigentlich mit ihm geschehen ist. Keine tödlichen äußeren Verletzungen und auch kein Gift, gewiss aber auch nicht der Sturz auf der Jagd, der es gewesen sein soll. Sie meint, wahrscheinlich sei er einfach tot umgefallen, das käme aus göttlichem Ratschluss ja nun einmal gelegentlich so vor. Was soll man davon halten?«
    »Es heißt, dass manche Gifte im Verborgenen wirken«, gab Paulinus zu bedenken und biss genüsslich in ein

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