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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Anwesenden die Anspielung auf den römischen Rechtsgelehrten verstand, dessen leuchtendes Beispiel Paulinus seinerzeit gern erwähnt hatte, ohne es streng befolgt sehen zu wollen.
    Asgrim schien allerdings über genug Bildung zu verfügen, um mit dem Namen etwas zu verbinden. »Ihr seid gewiss nicht darauf aus, einmal mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden«, stellte er fest. »Anderenfalls wärt Ihr nun noch immer in der Tricontinischen Mark, um Euer Richteramt zu versehen. Stattdessen gebt Ihr Euch lieber hier dem Wohlleben hin, wie es scheint.«
    »Unterlasst es bitte fürderhin, unbewiesene Annahmen darüber anzustellen, wie ich meine Zeit verbringe.« Herrad versetzte Wulfila, dessen Finger sich immer fester um den Messergriff geschlossen hatten, unauffällig einen warnenden Stoß. »Was nun meinen verkürzten Aufenthalt in Tricontium betrifft, so musste ich aufgrund Eurer Vorgehensweise, Herr Ebbo, zu dem Schluss gelangen, dass Ihr entweder ohne mein Wissen von Herrn Geta dazu ermächtigt wart, Euch der Tricontinischen Mark anzunehmen, oder aber in offener Fehde mit dem Vogt oder dem König selbst lagt. Welche Erklärung zutrifft, könnt Ihr mir gewiss sagen, doch ich war unter diesen Umständen nicht verpflichtet, die Klärung der Verhältnisse in Tricontium als allein meine Aufgabe zu betrachten. Mit meiner vorläufigen Rückkehr nach Aquae war allen Beteiligten am besten gedient.«
     »Wenn Ihr Kenntnis von meiner Anwesenheit hattet und Euch so unsicher über ihre Bedeutung wart, hättet Ihr mich ansprechen können. Warum habt Ihr es nicht getan?«
    »Ein Troll hat mir geraten, umzukehren.«
    Herrad hatte sich, so wahrheitsgemäß ihre Antwort auch sein mochte, auf Spott und Gelächter eingestellt, doch die Gesichter blieben ernst. Vielleicht waren die Trolle auf dem Lande gesprächiger als in Aquae.
    Ebbo betrachtete die Richterin forschend und spielte, ohne es selbst recht zu bemerken, mit einem Granatring, den er am rechten Mittelfinger trug. »Ein Troll? Ihr seid eine von denen, die mit den Trollen und Elben sprechen können?«
    Das hätte Herrad nun nicht gerade von sich behauptet, doch je nachdem, wie es um Ebbos Überzeugungen bestellt war, konnte es ihr vielleicht nützen, ihn in dem Glauben zu lassen. »Über meinem Stall wohnt eine Trollfrau und die Feuerkobolde im Niedergericht haben sich nie über mich beschwert.«
    Vor einem der geöffneten Fenster krächzte laut ein Rabe, und als Herrad den Kopf wandte, erkannte sie, dass der Vogel auf der Fensterbank saß und sie aufmerksam betrachtete.
    »Ah, das hätte ich fast vergessen«, fuhr sie fort, ohne sich später entsinnen zu können, die Entscheidung zum Weitersprechen ganz bewusst getroffen zu haben, »ein Zauberer versicherte mir einst, der Rabenkönig sei mir auch noch gewogen. Was meint Ihr, sieht das nach dem Rabenkönig aus?«
    Niemand antwortete ihr, doch ihr war, als hätte der Rabe genickt, bevor er davonflog. Die Stille, die dem Verschwinden des Vogels folgte, wurde erst nach einer ganzen Weile von Asgrims Schreiber durchbrochen, der etwas von Hexenwerk und bösen Vorzeichen zu murmeln begann. Sein Fürst bekreuzigte sich mehrere Male.
    Der Graf von Corvisium dagegen schüttelte nur den Kopf. »Wenn das war, was es gewesen zu sein scheint, wird Euch das nichts nützen«, sagte er an seinen Verbündeten gewandt und ließ endlich von dem Ring ab. »Das war eindrucksvoll und recht deutlich, Frau Herrad.«
    Wahrscheinlich hätte er Herrad nicht geglaubt, wenn sie ihm eröffnet hätte, dass sie nichts getan hatte, um den Raben anzulocken, doch es bestand ohnehin kein Grund, offen und ehrlich zu sein, was diese Einzelheit betraf.
    Der junge Krieger, der vorhin noch gelacht hatte, beugte sich nun mit eifriger Miene zu Ebbo hinüber und flüsterte ihm vernehmlich zu, ob ihm nicht auch aufgefallen sei, dass die Richterin nicht nur einen Raben gerufen habe, sondern auch noch einen wie aus dem Nichts erschienenen Mann mit nur einem Auge bei sich habe.
    »Ja, die alten Götter darf man nicht unterschätzen«, sagte einer von Ebbos Begleitern.
    Asgrim schlug abermals ein Kreuz, doch offensichtlich mit weit weniger Überzeugung als zuvor.
    Herrad beschloss, das Gespräch fortzusetzen, bevor ihre freundlichen Gastgeber selbst auf den Gedanken kommen konnten, dass sie sich in ihrem ersten Schrecken vermutlich einigen Unsinn einbildeten. »Wir sprachen von Tricontium und von Eurem Aufenthalt dort, Herr Ebbo. Ihr mögt mir erklären, was Ihr dort

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