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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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gesucht habt, oder auch nicht. Sicher ist nur, dass ein Mann ums Leben gekommen ist und dass ich darüber Rechenschaft von Euch fordere.«
    »Mit Vogt Getas Tod habe ich nichts zu tun.« Ebbo hatte sich halbwegs wieder gefangen, doch er klang ehrlich. »Ihr habt mich zu Unrecht in Verdacht, wenn Ihr meint, dass ich aus Unachtsamkeit oder gar mit Absicht sein Ende befördert haben könnte.«
    »Ich sprach nicht von Herrn Geta, und es überrascht mich, dass Ihr so fest anzunehmen scheint, dass er eines unnatürlichen Todes starb.« Noch erstaunter war sie, Ebbo angesichts dieser Worte den Blick senken zu sehen. »Ich rede von Wigbold, meinem Krieger. Was ist aus ihm geworden? Nur sein Pferd ist zurückgekommen.«
    Ebbo sah kurz zu Asgrim hinüber, als wolle er stumm dessen Einverständnis erbitten, und wandte sich dann wieder der Richterin zu. »Die Sache sollten wir in Ruhe unter uns besprechen, Frau Herrad, am Feuer und bei einem Glas Wein. Vergebt, dass sich die Begrüßung hier etwas hingezogen hat. Kommt, es wird gleich alles bereit sein.«
    Damit bot er ihr den Arm, als sei sie tatsächlich als geehrter Gast auf die Burg geladen worden.

25. Kapitel: Malerisches
    Das weiß verputzte Haus hatte sich nicht verändert, und die Steinstufen, die zu der efeuumrankten Tür hinaufführten, waren so ausgetreten wie immer. Doch der Lehrjunge, der Ardeija einließ und – wohl in der falschen Annahme, einen möglichen Auftraggeber vor sich zu haben – beflissen davoneilte, um seine Meisterin zu rufen, war neu, genau wie der blaue Vorhang, der den Durchgang in die eigentliche Werkstatt verdeckte. Gjuki roch einmal daran, um sich dann wieder auf Ardeijas Schulter zurückzuziehen, gerade noch rechtzeitig, bevor der schwere Stoff zurückgeschlagen wurde.
    »Was willst du hier?« Dem zu weiten, fleckigen Kleid nach zu urteilen hatte er Richenza bei der Arbeit gestört, doch das war nicht der Grund dafür, dass sie ihn so feindselig empfing.
    »Ich komme in Frau Herrads Auftrag«, sagte Ardeija eilig, bevor Richenza ihn daran erinnern konnte, dass sie ihm seinerzeit untersagt hatte, je wieder einen Fuß über diese Schwelle zu setzen. »Halb zumindest. Sie will deinen Bruder sehen.«
    »Was hat sie noch mit Richolf zu schaffen? Sie ist doch Richterin in Tricontium geworden.« Richenza klang weniger empört als misstrauisch, ganz so, als ob sie ahnte, dass dies nur ein vorgeschobener Grund für den Besuch war.
    Ardeija wünschte sich, er hätte sich etwas Besseres einfallen lassen, doch nun, da der Weg einmal beschritten war, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an die Geschichte zu halten. »Es ist wegen einer Sache, die in Tricontium geschehen ist; deshalb ist sie im Augenblick auch wieder in der Stadt. Mehr kann ich nicht sagen, aber ich weiß, dass sie deinen Bruder sprechen will. Bisher konnte noch nicht einmal Otter ihn auftreiben. Du kannst dir denken, dass das in den Augen einer Richterin verdächtig aussieht. Wenn er freiwillig kommt, um sich befragen zu lassen, wird es für ihn nicht schlimm werden, aber wenn man ihn noch länger suchen muss … Ich dachte, ich sollte euch besser warnen.«
    »Danke.« Richenzas Miene war starr genug, um ihn wissen zu lassen, dass mit der Anerkennung für den Dienst, den er ihr erwiesen zu haben behauptete, keine wärmeren Empfindungen einhergingen. »Das ist anständig von dir.«
    »Nun ja.« Ardeija hob hilflos die Schultern. Gjuki, der es sich gerade bequem gemacht hatte und nicht durchgerüttelt werden mochte, schnaufte ungehalten. »Sag ihm, er soll sich in Frau Herrads Haus melden, morgen oder übermorgen. Heute ist sie nicht zu sprechen.«
    Es wäre ehrlicher gewesen, zuzugeben, dass Oshelm und er eben noch vor unerklärlicherweise verschlossenen Türen gestanden und niemanden angetroffen hatten, doch die Zeiten, in denen er Richenza von allem hatte erzählen können, was ihm im Laufe des Tages begegnet war, waren lange vorbei.
    Die Malerin wünschte sich diese Jahre auch gewiss nicht zurück. »Danke«, wiederholte sie, nun bereits mit einem Unterton leiser Ungeduld. »Sonst noch etwas? Ich habe viel zu tun.«
    Das hatte Ardeija schon früher häufig von ihr gehört, doch nur selten hatte sie den Satz so eindeutig in der Absicht gebraucht, ihn vor die Tür zu setzen. »Nur eines«, sagte er. »Damals, Richenza …«
    »Was, damals? Das ist vergangen und vergessen.«
    »Ich will auch nichts weiter.« Fast erstaunte es ihn selbst, dass er die Wahrheit sagte. Er hatte

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