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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Im hinteren Raum gab es ein hohes Fenster, das nach Westen hinausging und den Blick auf die Gärten des Bischofs freigab, doch selbst die sahen um diese Jahreszeit trübe aus.
    Bis auf Frau Herrads kleine Truhe, die Schreibmaterial und einen beachtlichen Vorrat an Tee enthielt, befand sich mit Ausnahme der Hochgerichtsakten aus Jahrzehnten noch nichts im Raum, aber Oshelm, der schon eifrig damit befasst war, auf dem Truhendeckel Schriftstücke bereitzulegen, schien sich dennoch außerordentlich wohl zu fühlen.
    »Stellt den Stuhl ruhig erst einmal am Fenster auf«, rief er Ardeija entgegen, »wir werden ohnehin noch alles umräumen müssen, wenn die Knechte den Schreibtisch hergebracht haben. Und dann fasst eben mit an, die Truhe wird dort drüben sicherer stehen. Aber bringt mir die Papiere nicht in Unordnung!«
    »Wenn Ihr mit dem Herauslegen gewartet hättet …«
    Oshelm überhörte den Vorwurf. »Und Ihr müsst ein paar Männer zur Burg schicken«, fuhr er fort, als hätte Ardeija nichts gesagt. »Man war dort so freundlich, einen Falschmünzer und irgendeinen windigen Zauberer für uns zu verwahren.«
    Ardeija setzte das Ende der Truhe, das er gehalten hatte, vorsichtig ab. »Das heißt, ich soll heute Nacht schon Wachen hier aufstellen, obwohl ich kaum genug Leute habe, um auch nur die auf Abruf bereitzuhalten, die gebraucht werden könnten?«
    Oshelm hob die Schultern. »Herr Ebbo hat angeordnet, dass wir die Gefangenen übernehmen sollen, und Frau Herrad sagt, wir sollten zusehen, gut mit dem Grafen auszukommen.«
    »Vorerst!«, rief die Richterin aus dem vorderen Raum. »Und treibt noch einen Stuhl auf, ja? Magister Paulinus kommt nachher noch herüber.« Sie wechselte noch einige leise Worte mit Wulfila, bevor sie die Treppe, allem Anschein nach hochzufrieden, wieder hinunterlief.
    Ardeija behielt seine Ansichten über Paulinus und Besuche an einem Abend wie diesem lieber für sich und wandte sich wieder Oshelm zu. »Sagt mir, wie ich in all diesem Durcheinander noch die Zeit finden soll, neue Krieger zu begutachten oder erst einmal welche zu finden!«
    »Da sorgt Euch nicht.« Oshelm legte ein ehrfurchtgebietend umfangreiches Aktenbündel auf der Truhe ab. »Wie ich Maurus kenne, wird er Euch mit Begeisterung mindestens die Hälfte seiner ausgedehnten Verwandtschaft aufzudrängen versuchen.«
    »Damit hat er schon begonnen.« Ardeija fuhr sich über die Stirn. »Seine Nichte soll heute Abend noch herkommen, um sich vorzustellen. Anscheinend ist sie einigen der Männer ein Begriff unter dem Namen Beil-Afra, weil sie sich im letzten Krieg sehr mit der Streitaxt bewiesen haben soll. Ob das etwas Gutes ist, weiß ich noch nicht, aber ich werde es wohl versuchen müssen, zumal Frau Herrad sagt, dass ich Wulfila nicht haben kann.«
    »Könnt Ihr auch nicht«, beschied ihn Oshelm mit einem sonnigen Lächeln. »Einen verlässlichen zweiten Schreiber brauchen wir nötiger als noch einen Krieger. Ihr werdet schon genug Leute finden. Was ist eigentlich mit Eurem Vater, wenn er sich erst wieder erholt hat?«
    Zum allerersten Mal verspürte Ardeija fast etwas wie ungehörige Dankbarkeit dafür, dass Theodulf aller Wahrscheinlichkeit nach nie mehr als Krieger einzusetzen sein würde. Die Vorstellung, jemanden unter sich zu haben, der nicht nur gewohnt war, dass man seinen Anweisungen folgte, sondern seinen Hauptmann auch noch mit gutem Recht »mein Sohn« hätte nennen können, würde ausreichen, ihm Albträume zu bescheren, wenn er sich auch nur einen Augenblick länger damit beschäftigte. »Daraus wird nichts«, sagte er knapp.
     Oshelm schwieg kurz. »Armer Kerl«, sagte er dann und meinte bestimmt nicht Ardeija. »Wisst Ihr, Ihr solltet Malegis fragen. Was die Hände Eures Vaters angeht, meine ich. Der Magus versteht sich auf die Heilkunst wie kaum ein anderer.«
    »Vor allem ist er teuer wie kaum ein anderer«, gab Ardeija unmutig zurück und musste sich doch heimlich eingestehen, dass sein Arm, bevor er ihm das schwere Möbelstück zugemutet hatte, eine ganze Weile nicht mehr wehgetan hatte.
    »Das finde ich eigentlich nicht.« Oshelm rückte die Papiere zurecht; Frau Herrad würde, wenn sie wieder heraufkam, einen sehr ordentlichen Stapel zur Durchsicht bereitgelegt finden. »Man muss schließlich bedenken, dass seine Mittel so gut wie immer wirken. Nehmt etwa das Amulett, auf das er mich in dem Gasthaus ansprach! Es sollte damals vor Krankheit schützen und hat sehr gut gewirkt. Drei Winter in Folge hatte

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