Tricontium (German Edition)
ich nicht einmal einen Schnupfen und es hat sogar Wulf geheilt! Er ist sehr krank geworden, damals in Mons Arbuini, und keiner hat geglaubt, dass er das überleben würde. Ich habe ihm das Amulett gegeben und er ist wieder gesund geworden. Wenn Herr Malegis das bewirken kann, dann werden gebrochene Handgelenke für ihn doch ein bloßes Kinderspiel sein.«
Ardeija sagte nichts dazu, sondern ging, um den verlangten Stuhl zu suchen. Doch die Worte des Schreibers wollten ihm den ganzen Abend über nicht aus dem Kopf gehen, während er mit Beil-Afra sprach und sie auf Probe in Dienst nahm, die Wachen für die Nacht bestimmte und Frau Herrad gehorsam half, einen blaugemusterten Wandbehang aufzuhängen, der schon im Niedergericht das Kopfende des Gerichtssaals geschmückt hatte, aber in der leeren Weite des Praetoriums sehr verloren wirkte. Als es schon dunkel zu werden begann, ging er schließlich mit einigen Leuten selbst zur Burg hinüber, um die beiden Gefangenen abzuholen. Der Fälscher entpuppte sich als alter Bekannter, der es recht gelassen hinnahm, nach einigen kleineren Gaunereien nun bei einem weniger harmlosen Abenteuer ertappt worden zu sein; dem Zauberer dagegen, der weit mehr nach einem buchgelehrten Magus aussah, als Malegis es tat, merkte man seine Angst deutlich an. Ardeija fragte sich flüchtig, wie begründet sie wohl sein mochte, und kehrte dann doch wieder in Gedanken zu Oshelms Vorschlag zurück, ohne einen Entschluss fassen zu können.
Sie erreichten das Praetorium eben zu dem Zeitpunkt wieder, als auch Wulfin die Stufen emporstieg, beladen mit einem offensichtlich schweren Korb, aus dem es nach allen Köstlichkeiten duftete, die Wulf in der kurzen Zeit zustande gebracht hatte. Ardeija lächelte dem Jungen zu und lief, um ihm die Tür aufzuhalten. »Bringst du das Abendessen für Frau Herrad?«
»Danke. Für sie und ihre Schreiber.« Wulfin lachte, als Gjuki begehrlich den Kopf aus seinem Versteck im Mantel hervorreckte.
Ardeija streichelte den kleinen Drachen. »Ist nichts für uns dabei?«
»Nein. Mein Großvater sagt, dafür wart Ihr heute nicht freundlich genug.«
Die Krieger und der Falschmünzer begannen ungebührlich zu lachen und Ardeija beeilte sich, sie mitsamt dem Zauberer in den Gerichtssaal vorauszuscheuchen, aus dem eine Treppe in das hinabführte, was Oshelm bei einer ersten Begehung des Praetoriums nicht unzutreffend »die Unterwelt« getauft hatte.
Wulfin wartete dankenswerterweise, bis sie außer Hörweite waren, bevor er hinzusetzte: »Er sagt aber, er stellt etwas warm, für den Fall, dass Ihr Euch noch anständig entschuldigt.«
Die kleine Erpressung war durchaus verlockend. Die Garküche bei der Quellgrotte hatte so spät erfahrungsgemäß nicht mehr viel Gutes zu bieten, für den »Bischof Garimund« würde keine Zeit sein und zu Hause würde Ardeija, wenn er niemanden wecken wollte, nur noch einige wenig einladende Reste auftreiben können. »Vielleicht sollte ich das tun«, sagte er also in der Hoffnung, eher reumütig als hungrig zu klingen, und trug Wulfin auf, oben in der Kanzlei auszurichten, dass auf der Burg alles zufriedenstellend verlaufen sei.
Er hatte gehofft, nun für einige Augenblicke ungestört zu sein, doch kaum, dass Wulfin aus dem Zimmer war, meldete sich eine zögerliche Stimme zu Wort: »Ihr müsst Euch nicht bei Wulf entschuldigen gehen, wenn Ihr nicht wollt. Ich habe Euch etwas zu essen gebracht. Maurus sagte, ich könne hier warten.«
Ardeija fuhr herum. Er hatte Rambert in der Nische neben der Tür bis jetzt übersehen und konnte nur hoffen, dass seine Unaufmerksamkeit ihm nicht als böse Absicht ausgelegt werden würde.
Doch Rambert schien nicht beleidigt zu sein, sondern hielt Ardeija nur einen von Asris alten Tontöpfen hin, der sorgfältig abgedeckt war. »Es ist ein Bratapfel darin … Ein ziemlich kalter und kein sehr guter. Etwas angebrannt ist er auch. Aber weniger angebrannt, als die anderen waren. Eigentlich hätten sie nach Herrn Theodulfs Rezept besser werden sollen, aber ich koche nicht gut.«
Ardeija wusste nicht recht, ob er gerührt sein oder Mitleid haben sollte.
Gjuki war von solchen Zweifeln nicht belastet, und für seine Drachennase roch auch ein angebrannter Apfel noch gut; er kletterte ohne weitere Umstände auf den Topf hinüber.
Ardeija nahm Rambert das erkaltete Gefäß aus der Hand. »Hat meine Mutter nicht geholfen?« Asri war zwar selbst eine recht einfallslose Köchin, aber er konnte sich nicht vorstellen,
Weitere Kostenlose Bücher