Tricontium (German Edition)
dass sie angesichts eines Fehlers nicht eingegriffen hätte.
Rambert schüttelte den Kopf. »Ich glaube, sie war nicht zufrieden mit uns … Nicht wegen der Äpfel, schon vorher.«
Ardeija warf vorsichtig einen Blick in den Topf. Der Bratapfel sah wirklich nicht sehr vielversprechend aus. »Was habt ihr beiden denn angestellt, außer ihre Apfelvorräte so empfindlich zu schädigen?«
Rambert hatte Gjuki in beide Hände genommen, was der Drache sich nach anfänglichem Zappeln auch gefallen ließ. »Ich dachte erst, ich sei schuld, weil Herr Theodulf so lachen musste, da Frau Asri so erstaunt war, als ich gebadet habe, aber nachher hat sie ja mitgelacht. Ich glaube, sie haben sich danach wieder gestritten.«
»Sie war erstaunt, dass du gebadet hast?« Ardeija hatte das Gefühl, dass ihm irgendeine Einzelheit entgangen sein musste, die zum Verständnis dieser Geschichte notwendig gewesen wäre.
» Als ich gebadet habe«, verbesserte Rambert mit sicherem Gespür für sprachliche Feinheiten. » Dass ich baden sollte, hat sie mir schließlich selbst gesagt und Wasser heiß gemacht, als ich von Maurus wiederkam. Sie hat etwas von ›stinkenden Kriegern‹ gemurmelt und gemeint, so weit wollten wir es mit mir gar nicht erst kommen lassen.«
Das wiederum konnte Ardeija sich lebhaft vorstellen. »Warum war sie dann erstaunt?«
»Sie hat bisher gedacht, ich wäre ein Junge.«
Ardeija meinte, nicht recht gehört zu haben, doch das Gesicht, das unter seiner eigenen alten Mütze hervor zu ihm aufsah, war vielleicht nicht so männlich, wie er bisher stets angenommen hatte.
»Langsam!«, sagte er und drohte nebenbei Gjuki, der wieder begehrliche Blicke auf den Apfeltopf zu werfen begonnen hatte, mit dem Finger. »Du hast selbst gesagt, dass du ein Junge bist.« War es so gewesen? »Oder vielleicht hast du das auch nicht gesagt, aber du hast nicht widersprochen, wenn man dich einen genannt hat, und Theodulf hat auch nichts gesagt. Warum das alles, wenn du kein Junge bist?«
»Weil die Leute sonst nur sagen, dass Mädchen nicht Rambert heißen«, erklärte Rambert und ließ Gjuki ein bisschen zwischen ihren Händen schaukeln. »Aber das ist ein besserer Name als der, den ich früher hatte.«
Ardeija dankte stumm Gott und den guten Ahnen dafür, dass der Grund für die Täuschung so harmlos war. »Nur deshalb?«
Rambert hob die Schultern. »Herr Theodulf sagt, es ist gar nicht so schlecht, wenn nicht jeder gleich alles über einen weiß. Und es ist auch lustig, wenn die Leute nichts bemerken. Fürst Asgrim weiß es immer noch nicht, glaube ich. Als er mich zum ersten Mal bei Herrn Theodulf hat üben sehen, hat er ›Der Junge ist gut!‹ gesagt. Herr Theodulf hat noch den ganzen Tag darüber gelacht, und er lacht sonst viel zu wenig.«
Ardeija dachte an die Kriegerin, die Theodulf gezeichnet hatte, und sagte sich, dass es keine schlechte erste Tat war, sich mit List einen Namen zu erobern. »Wir werden andere Wege finden, ihn zum Lachen zu bringen«, versprach er. »Und was dich betrifft … Du darfst nicht zu viel auf das geben, was dumme Leute sagen. Nur, weil andere Mädchen nicht Rambert heißen, muss das ja nicht für dich gelten. Vielleicht ist es ein Name, der für Männer und Frauen gleich gut ist, und es hat nur vor dir noch niemand bemerkt.«
»Das sagt Herr Theodulf auch.« Für Rambert war das vermutlich eine Bestätigung von höchster Stelle.
Ardeija lächelte. »Hat er dir auch gesagt, dass ich dir einen Tiger gemacht habe? Vielleicht ist es auch eine Tigerin. Das musst du entscheiden.«
Rambert kam nicht dazu, darauf zu antworten, da Medardus eben jetzt die Tür zur Vorhalle aufstieß. »Ihr müsst kommen, Hauptmann«, sagte er recht kläglich und verlegen. »Der Schlüssel ist abgebrochen.«
»Was für ein Schlüssel?«
»Der zur vordersten Zelle. Und irgendwann müssen wir den Zauberer ja doch wieder herausholen, nicht wahr?«
Ardeija fluchte und Gjuki entwand sich Ramberts Griff, um mit einem hochzufriedenen Zirpen über den nun unbeachteten Apfel herzufallen.
Die folgende Stunde über war Ardeija so beschäftigt, dass er nicht mehr daran dachte, nachzufragen, was es mit dem von Rambert erwähnten Streit auf sich hatte, und als sie sich auf dem Heimweg befanden, beschäftigten ihn vor allem seine zerkratzten Finger und die ernüchternde Überlegung, dass er sich viele gut gemeinte Ratschläge – den, das ganze Schloss auszubauen, ebenso wie den, die Tür schlicht mit einer Axt einzuschlagen
Weitere Kostenlose Bücher