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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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– hätte ersparen können, wenn er früher daran gedacht hätte, dass Frau Herrads neuer Schreiber eigentlich über die nötige Erfahrung verfügen sollte, mit dem passenden Werkzeug auch ungewöhnlich gesicherte Türen zu öffnen.
    »Du weißt aber schon, dass das hier ein besseres Schloss ist als die üblichen an Kellertüren und Speisekammern?«, hatte Wulfila reichlich verzagt gefragt.
    »Ich vertraue dir voll und ganz«, hatte Ardeija gesagt und war gegangen; genug war für einen Tag nun einmal genug.
    Immerhin schlief Gjuki satt und zufrieden in der sicheren, wenn auch klebrigen Höhle des leeren Apfeltopfs und Rambert war glücklich über den Tiger. Vielleicht war es angesichts dessen gar nicht so schlimm, dass Jungen unerwartet zu Mädchen wurden, dass Frau Herrad sich mit Ebbo und Asgrim einließ, dass Herr Otachar weiter in Mons Arbuini litt und dass der Tag lang gewesen war. Im Kleinen war alles schon ganz gut, und es blieb gut, bis Asri die Hintertür öffnete, um ihren Sohn und Rambert einzulassen.
    Sie war allein und sagte kein Wort, während sie die Tür hinter den beiden verriegelte. Gjuki war durch das Abstellen des Topfes erwacht, kam aus seinem Versteck gekrochen und sprang auf den Feuerholzkorb hinüber, um sich dort zu putzen. Rambert nahm umständlich die Mütze ab.
    Asri kehrte von der Tür zurück und griff nach der begonnenen Näharbeit, die neben einer halbvollen Teeschale auf sie wartete. »Hast du ihm nichts gesagt?«, fragte sie tadelnd an Rambert gewandt.
    »Dass sie kein Rambert ist, sondern eine Rambert?«, fragte Ardeija anstelle des Mädchens. »Doch, das hat sie mir gesagt.«
    »Heute erst, nicht wahr? Hat Theodulf dir gegenüber je zuvor etwas erwähnt?«
    »Nein«, sagte Ardeija und erkannte seinen Fehler, als sich dem Zorn in Asris Augen kalte Befriedigung zugesellte.
    »Das hatte ich mir schon gedacht«, sagte sie und nahm einen Schluck Tee. »Dem Kind mache ich keinen Vorwurf, da es sich offensichtlich nur von ihm hat in die Irre leiten lassen, aber dass er uns vom ersten Tag an darüber belogen hat, wen ich unter mein Dach aufgenommen habe, wiegt schwerer. Ich habe doch wohl das Recht, darüber unterrichtet zu sein, wen ich hier beherberge!«
    »Er wird es nicht so gemeint haben. Schließlich hat er dir keine Diebe und Mörder ins Haus geholt, sondern nur ein Mädchen einen Jungen sein lassen. Wo ist er überhaupt abgeblieben?«
    Asri nickte schweigend zur Hoftür hinüber, die offensichtlich verriegelt war.
    »Nein«, sagte Ardeija und wusste doch, dass er nicht einfach die Augen schließen und alles, was um ihn und doch ohne sein Zutun geschehen war, weit fortwünschen konnte. »Nein, das tust selbst du nicht. Du kannst ihn doch nicht in der Werkstatt schlafen lassen, nur weil Ihr gestritten habt. Es ist verdammt kalt da, und unbequem.«
    Seine Mutter stellte ihre Teeschale wieder ab. »Ich weiß. Die Sache mit Rambert hätte ich vielleicht noch hingenommen. Doch was er später über das gesagt hat, was ich wissen müsste und was nicht, war zu viel. Er kommt mir heute Nacht nicht ins Haus und du wirst ihn jetzt nicht holen gehen.«
    Gjuki hatte sich mittlerweile in sein Nest geflüchtet. Rambert sah aus, als bedaure sie sehr, nicht auch ein kleiner Drache zu sein, der sich gut verkriechen konnte. Ardeija betrachtete seine Mutter und ahnte, dass Vorhaltungen zu nichts führen würden; wenn dieser harte Zug um ihren Mund lag, tat man besser daran, sich zu fügen.
    »Bitte«, sagte er dennoch. »Er hat es zwar vielleicht verdient, aber mir wäre nicht wohl dabei, ihn dort draußen zu wissen. Es geht ihm doch ohnehin schon schlecht und wir hatten alle genug Aufregungen heute. Da sagt und tut man leicht Dinge, die man später bereut.«
    Asri hob die Schultern, aber immerhin wiederholte sie ihr Verbot nicht. Ardeija beeilte sich, auf den Hof hinauszukommen, bevor sie es sich noch anders überlegen konnte.
    Das unausgesprochene Einverständnis seiner Mutter zu erlangen war allerdings der einfachere Teil seiner selbstgewählten Aufgabe gewesen.
    Theodulf war nicht ohne weiteres zu bewegen, seinen Platz auf der Bank neben der halb geöffneten Werkstatttür zu verlassen. »Ich komme nicht mit ins Haus«, erklärte er so entschieden, dass Ardeija sich denken konnte, wie wenig Sinn der Versuch gehabt hätte, ihn einfach beim Kragen zu packen und über den Hof zu schleppen.
    »Dann geh dort hinein«, schlug er mit einem Nicken zur Werkstatt hin vor. »Da drinnen ist es immer noch

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