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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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wurde aus der Auseinandersetzung darüber, wie nun eine anständige Teeschale auszusehen habe, ein umfassender Austausch von Freundlichkeiten über alles, was sie schon immer aneinander auszusetzen gefunden hatten. Als sie am Ende den Händler stehen ließen, der sich längst vielversprechenderen Kunden zugewandt hatte, und ärgerlich in verschiedene Richtungen davonliefen, war Theodulf noch immer nicht losgeworden, dass er die Aussicht hatte, sich dauerhaft in das Gefolge eines Mannes einzureihen, der ihn bisher nur dann und wann für seine Hilfe bezahlt hatte, ihm jetzt aber mehr als nur gelegentliche Aufträge in Aussicht stellte.
    Ein Leben als Krieger eines kleinen Häuptlings im Norden würde nicht so übel sein, das wusste er aus seiner Kindheit. Er würde ein windschiefes Holzhaus auf dem Hof seines Herrn haben, gerade groß genug für Asri, ein paar Kinder und ihn, davor einige Gemüsebeete und irgendwo auf den Weiden ein schönes Pferd; außerdem wollte er eine getigerte Katze, denn als Junge hatte er eine gehabt, die im Barsakhanensturm abhandengekommen war. Sie würden weit genug entfernt von Asris lästigem Vater sein, den er ebenso wenig ausstehen konnte wie Bara seinerseits ihn, und würden ein sehr zufriedenes Leben führen. Er würde sich bei seinem Herrn unentbehrlich machen, und wenn bekannt wurde, wie gut Asri mit Nadel und Faden umgehen konnte, würden die Leute aus einem Umkreis von mehreren Meilen kommen, um Mützen, Schleier, Handschuhe und Festgewänder prächtig besticken zu lassen. Dann würden sie das Geld haben, zwei Arten von Teeschalen zu kaufen, so dass sie einen Tag lang Asris fürchterliche benutzen konnten, am nächsten dann seine vernünftigen und immer so weiter.
    Dieser Plan erschien ihm so gut, dass er fast umgekehrt wäre, um Asri davon zu erzählen und Frieden zu schließen, aber eigentlich hatte sie es nicht verdient, schon von all den Herrlichkeiten zu erfahren, die sie erwarteten. Sollte sie sich doch die nächsten ein, zwei Wochen über fragen, wo er abgeblieben war, viel weinen und glauben, dass nur ihre bösen Worte ihn fortgetrieben hatten! Wenn er dann zurückkehrte, würde sie froh sein, ihn wiederzuhaben. Sie würde gewiss nicht mehr schimpfen, sondern glücklich sein, wenn er ihr sagte, dass sie nun auch würden heiraten können.
    Hätte er gewusst, dass aus den zwei Wochen drei Jahre werden würden, hätte er diese Überlegungen beiseitegeschoben und wäre ihr nachgerannt, selbst wenn er sich auf Knien hätte entschuldigen müssen. Doch da er naturgemäß nichts davon ahnte, brach er noch am selben Tag auf, um Herrn Gebhard auf den Ritt zu begleiten, der darüber entscheiden sollte, ob er würde bleiben können.
    Gebhard von den Fünf Eichen war zwar kein sonderlich bedeutender Mann, aber immerhin der Herr über drei Dörfer, die im Herrschaftsbereich des Fürsten vom Brandhorst lagen. Wie all seine Nachbarn und auch die Leute vom Brandhorst selbst war Gebhard in zahlreiche unbedeutende Fehden beiderseits der Grenze verstrickt. Viehdiebstähle und Überfälle waren eher die Regel als die Ausnahme und auch in diesem Fall ging es um eine solche Sache, die Rückgewinnung dreier Pferde nämlich, die ein gewisser Boso, der im Heidenland hauste, sich angeeignet oder vielleicht selbst nur entschlossen zurückgeholt hatte.
    Wie es ebenfalls in der Natur solcher Unternehmungen lag, ging diese hier so gründlich schief wie nur irgendetwas, und als Gebhard und seine Leute sich in einem schmalen, bewaldeten Tal hatten in die Enge treiben lassen, ahnte Theodulf, dass es vielleicht doch kein so glücklicher Gedanke gewesen war, sich gerade diesem Mann anzuschließen. Kaum, dass er zu dieser Erkenntnis gelangt war, bekam er einen Pfeil in die Schulter und stürzte besinnungslos ins Farnkraut, so dass es ihm gnädig erspart blieb, den Ausgang des Kampfs mitzuerleben. Er hätte ihm kaum gefallen.
    Als er irgendwann halb erwachte, waren Stunden, vielleicht auch Tage, vergangen, und er hörte eine Stimme, die er als die Bosos erkannte, laut überlegen, ob man nicht jemanden gegen eine gute Milchkuh einem Nachbarn verkaufen könne.
    »Tu, was du willst«, erwiderte darauf ein anderer Mann, den Theodulf erst Wochen später als den örtlichen Häuptling Halli, Bosos Bruder, kennenlernen sollte, »aber ich werde nicht hinter dir stehen, wenn du Herrn Gebhard zu erklären versuchst, warum du seine Geisel nach nicht einmal einer Woche als deinen Besitz angesehen hast, statt geduldig auf

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