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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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ist, aber über den Verbleib von Otachars Kriegskasse. Und nun seht mich nicht so unschuldig an; wenn jemand weiß, was aus dem Gold geworden ist, dann Ihr.«
    Malegis fuhr sich bedächtig durch den Bart; einige der kleinen Amulette klangen aneinander. »Ihr scheint nicht in guter Laune zu sein, Oshelm Kra.«
    Der Schreiber lächelte kühl. »Das bin ich auch nicht, Magus, ganz und gar nicht. Seit Tagen hält man mich davon ab, in Frieden meine Arbeit zu tun, es werden ohne Not unschuldige Leute in Gefahr für Leib und Leben gebracht und Ihr seid etwas zu oft gerade dort, wo es neuen Ärger gibt. Ihr könnt mir nicht erzählen, dass Ihr ganz unwissend und zufällig immer wieder vorbeikommt, während andere die hauptsächliche Verantwortung tragen.«
    »Hat er häufiger solche Eingebungen?«, fragte Malegis an Ardeija gewandt mit leichtem Spott.
    Ardeija ging nicht darauf ein. »Das war jetzt Euer zweiter Versuch, abzulenken«, sagte er stattdessen und kam zu dem Schluss, dass es weitaus leichter war, mit Malegis umzugehen, wenn er ihn nicht als mächtigen Hexenmeister, sondern als gewöhnlichen Verdächtigen in einem verwickelten Fall betrachtete. »Beim dritten schaffe ich Euch zum Hochgericht, auch gegen Euren Willen, und Ihr könnt die Sache dort erklären.«
    Er hoffte stark, dass Wulfila und Wulf sich nicht getäuscht hatten, als sie behauptet hatten, der Zauberer sei niederzuringen wie ein gewöhnlicher Mensch.
    Malegis wirkte nicht sonderlich beunruhigt, doch er lenkte ein. »Ja, es ist wohl an der Zeit für einige Wahrheiten. Bringt mich zu Frau Herrad. Sie wird hören wollen, was ich zu sagen habe.«
    Diese plötzliche Bereitwilligkeit überraschte Ardeija. »Das fällt Euch früh ein.«
    Der Zauberer wiegte den Kopf. »Ihr werdet verstehen, dass man sich gelegentlich in Ruhe überlegen muss, wem man heikles Wissen anvertraut.«
    Nun gab Gjuki doch ein unzufriedenes Knurren von sich und Ardeija hätte es ihm gern gleichgetan. »Seid vorsichtig, was Ihr sagt. Wir dienen einer Richterin des Königs! Wem sonst wollt Ihr trauen, wenn Ihr Euch nichts vorzuwerfen habt?«
    »Nicht alle Amtsträger des Königs sind vertrauenswürdig.« Malegis brach ein Eibenzweiglein ab und schob es in die abgewetzte Ledertasche an seinem Gürtel. »Auch Herr Honorius ist Richter und dennoch bereit, zu stehlen, wenn es ihm zum Vorteil gereicht. Herr Ebbo ist der königliche Graf von Corvisium – traut Ihr ihm, weil anscheinend der König ihm traut? Was nun Eure Richterin betrifft, so wusste ich, dass sie voreingenommen gegen mich war.«
    »Wenn Ihr auch Liebestränke verkauft, die nicht wirken …«, sagte Oshelm tadelnd.
    Malegis lachte. »Wenn es welche gäbe, die sicher wirken, würde ich sie auch brauen. Aber es ist sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, jemanden gegen seinen Willen und vor allem ohne sein Wissen zu verzaubern. Gerade Liebe lässt sich nicht auf diesem Wege erzeugen, aber man muss den Leuten nun einmal geben, was sie haben wollen. Irgendwie muss man von seiner Kunst ja auch leben!«
    Oshelm schien die Meinung, dass dies notfalls auch durch Betrügereien geschehen dürfe, nicht zu teilen, und das Streitgespräch, das sich darüber ergab, hielt die beiden fast den ganzen Weg zum Praetorium beschäftigt, während Ardeija ihnen stumm folgte und mit sich rang, ob er eine Bitte an den Zauberer richten sollte. Er traf seine Entscheidung erst, als sie sich bereits wieder auf einer Straße und in Sichtweite des Praetoriums befanden.
    »Herr Malegis?«, begann er zögernd. »Ich weiß, dass Ihr gesagt habt, dass Ihr keine Wunder tun könnt, aber für den Fall, dass Frau Herrad Euch für das, was Ihr zu sagen habt, nicht gleich dabehält … Könntet Ihr Euch die Hände meines Vaters ansehen? Vielleicht ist schon zu viel Zeit vergangen und die Ärztin hat uns ohnehin nicht viel Hoffnung gemacht, aber wenn Ihr mehr bewirken könnt …«
    »Das ist nicht gesagt. Je länger man wartet, desto weniger lässt sich gewöhnlich erreichen.« Malegis zog seinen dunklen Umhang zurecht; es änderte nicht viel an seiner ungepflegten Erscheinung.
    »Aber versuchen könnt Ihr es doch?«, beharrte Ardeija. »Ich wäre Euch schon dankbar, wenn er seine Hände auch nur ein wenig wieder gebrauchen könnte.«
    Zum ersten Mal schien ein ungewohnter Anflug von Mitleid in den Augen des Zauberers zu liegen. »Ein wenig vielleicht, aber gewiss nie mehr gut genug, ein Schwert sicher führen zu können.«
    Ardeija winkte ab. »Das ist nicht so

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