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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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einem Stück rostiger Klinge dabei. Rumold lachte schallend, als sie ihm das Ding hinhielten, und meinte, das könnte selbst er nicht wieder heil machen, sie hätten viel früher kommen sollen, um das zu richten, am besten ungefähr vor hundert Jahren. Aber den beiden war nicht nach Scherzen zumute und sie fragten ihn ernsthaft, ob er ein solches Schwert neu schmieden, aber künstlich altern lassen könne … Ein Schwert nach Art einer sehr alten Spatha. Rumold sagte, das könnte er vielleicht mit viel Mühe, aber unter sieben, acht Solidi würde sich die Arbeit für ihn nicht lohnen und es wäre weit billiger für sie, jemanden aufzutreiben, der irgendwo ein altes, ererbtes Schwert herumliegen hätte und es verkaufen wollte. Darauf fragt Asgrim ihn: ›Habt Ihr eines, oder wisst Ihr wen, der eines hat?‹ Sagt Rumold: ›Nun, Herr Ardeija hat so eines, der Hauptmann beim Niedergericht. Er hat erst letztes Jahr den Griff neu befestigen lassen. Vielleicht braucht er ja Geld, geht ihn fragen.‹ – Gut, nicht wahr? Aber wartet ab, es wird noch viel besser.«
    »Das ist schon gut genug«, sagte die Richterin kopfschüttelnd und bemerkte mit Missfallen, dass über Otters Erzählung der Tee in ihrer Schale kalt geworden war.
    Otter lachte. »Das kann man wohl sagen! Aber, wie gesagt, es wird noch besser. Rumold sagt also Asgrim, dass Ardeija ein solches Schwert hätte, und bei dem Namen lächelt Asgrim und sagt: ›Warum eigentlich nicht? Das könnte etwas werden.‹ Graf Ebbo nickt eifrig dazu. Sie wollten dann wohl noch zwei, drei andere Dinge wissen, etwa, wie gut ein Schwert sich gebrauchsfertig hält, wenn man es für ein paar Wochen in ein Grab legt, und Richolf wunderte sich sehr, besonders, da es Frau Oda gewesen war, die all die Grabbeigaben in Auftrag gegeben hatte, Oda, die Ebbos Krieger befehligt … Aber er war ja immer noch Richolf und wollte sein Geld, obwohl er ahnte, dass ein Betrug oder Schlimmeres ins Werk gesetzt werden sollte. Er wurde pünktlich bezahlt und die Sachen wurden abgeholt. Dann aber kam eines schönen Tages Guntram zu ihm.«
    »Guntram? Mein ehemaliger Schreiber?«
    »Ja, und zwar ganz kurz nach Eurem letzten Gerichtstag. Guntram also kommt zu Richolf und sagt in etwa: ›Richolf, mein Guter, ich weiß aus meiner Zeit am Niedergericht, dass du schon mehrfach deine Finger in Dingen hattest, mit denen ein anständiger Goldschmied sich nicht abgeben sollte, aber das, worauf du dich jetzt eingelassen hast, ist genug, dich vors Hochgericht zu bringen, und wenn man dort mit dir fertig ist, bist du im günstigsten Fall ein Bettler. Du kannst dich nur retten, wenn du mir jetzt brav alles erzählst, was du weißt, und den Mund darüber hältst, dass ich es wissen wollte – der Vogt befiehlt!‹ Das war genug, um Richolf in Angst und Schrecken zu versetzen, und er erzählte Guntram das, was er mir heute Morgen auch erzählt hat. Guntram bezahlte ihn so gut, dass es ihm auch schon wieder verdächtig erschien, und zog ab. Und jetzt, keinen Monat später, ist der Vogt tot und Richolf in heller Aufregung. So viel zu ihm.«
    Der kalte Tee schmeckte mit einem Mal noch schlechter als zuvor, und Herrad stellte ihn beiseite. »Könnt Ihr Guntram auftreiben?«
    »Wäre ich meinen Preis wert, wenn ich das nicht schon erledigt hätte?« Otter sah sehr selbstzufrieden aus und nahm endlich die Mütze ab, wenn auch nur, um sich gründlich am Kopf zu kratzen. »Ich habe ausführlich mit ihm gesprochen, denn mit Euch selbst wollte er nicht reden – bei dem Gedanken war ihm sehr unbehaglich. Zu Recht, wenn Ihr mich fragt.« Er zwinkerte fröhlich. »Er hat sich nämlich, als er noch in Euren Diensten stand, von Geta bezahlen lassen, das ein oder andere über Euch weiterzuerzählen, und nicht erst, seit Geta Vogt von Aquae war … Herr Geta hat wohl gesagt, man müsse seine Verwandten noch genauer im Auge behalten als alle anderen Menschen.«
    »Danke«, sagte Herrad mit einem Lächeln, das jeder Wärme entbehrte. »Ich dachte ja, ich müsste über das unzeitige Ableben des Vogts betrübt sein, aber Ihr macht es mir sehr leicht, nicht in zu tiefer Trauer zu erstarren. – Wo ist Guntram jetzt?«
    »Auf dem Dachboden über der Kammmacherei seiner Schwägerin. Aber hört mich erst zu Ende an, bevor Ihr hingeht, um Rache zu nehmen, ja? Er hat nämlich einiges erzählt.«
    »Er hat bestätigt, dass Geta von den gefälschten Grabbeigaben erfahren hatte?«
    »Dann hätte sich die Mühe, ihn ausfindig zu machen, ja

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