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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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erscheinen, aber er ist noch ein unerfahrener Geist, während Laetus hier schon seit vielen hundert Jahren umgeht. Man muss schließlich erst lernen, die eigene Geisterhaftigkeit zu handhaben, wie man alles lernen muss. Während auch der letzte Dummkopf irgendwann begreift, dass Wände kein Hindernis mehr darstellen, ist es mit der Sichtbarkeit schon eine andere Sache, die mehr Fingerspitzengefühl erfordert … Nun, soweit ein Geist noch Fingerspitzen im eigentlichen Sinne hat. Nennt es eine gut entwickelte Auffassungsgabe und ein Gespür dafür, das Richtige zur rechten Zeit zu tun. Es ist leicht, dort, wo man zuletzt lebendig war, sichtbar zu werden. Anderswo erfordert es mehr Anstrengung, wenn man es denn nicht ohnehin vorzieht, sich in jenseitigen Gegenden aufzuhalten. Fürst Gudhelm wird wohl noch üben müssen.«
    »Gut, das soll er tun«, sagte Herrad, bevor Malegis sich noch weiter über den Gegenstand verbreitern konnte. »Wollt Ihr mir nur etwas über die Tücken des Gespensterdaseins erzählen oder hat Euer Besuch auch noch einen echten Zweck?«
    »Wir waren doch schon bei Gudhelm von Sala angelangt«, entgegnete der Zauberer geschmeidig, »und um den geht es auch. Um ihn und Ihr wisst welchen seiner Freunde.« Er sah kurz zu Otter hinüber.
    »Ihr könnt offen sprechen«, versicherte Herrad. »Verriegelt nur erst die Tür.«
    Der Magus tat wie geheißen. »Ihr wollt wissen, wie es um Otachar steht und wo seine Kriegskasse hingekommen ist. Ich kann Euch beides sagen, in der Hoffnung, dass Ihr nicht noch einmal so tollkühn wie in dieser Geisterangelegenheit handelt.«
    »Das lasst meine Sorge sein.«
    Malegis bemühte sich redlich, wie ein armer, geplagter Zauberer, der nur das Beste wollte, auszusehen; es gelang ihm nur ansatzweise. »Legt Euch aber einen besseren Spitzel zu als Euren Hauptmann, ja? Herr Otachar findet, dass er seine Sache sehr schlecht gemacht hat, und fragt, was Ihr vorhabt.«
    »Das geht ihn nichts an.«
    Mit einer anderen Antwort schien der Zauberer nicht gerechnet zu haben, denn er nickte nur knapp, um dann fortzufahren: »Gut, dann hört Euch nur an, was ich sonst noch zu sagen habe, auch wenn Euch das eigentlich genauso wenig angeht wie Otachar Eure Pläne. Natürlich werdet Ihr zunächst nach dem Geld fragen, getreue Dienerin des Königs, die Ihr seid. Das Vermögen eines Aufständischen muss man ja beschlagnahmen, nicht wahr? Aber Ihr werdet es nicht finden. Es ist in Sicherheit vor allen, die es gern hätten und doch kein Anrecht darauf haben.«
    Herrad musterte ihn prüfend. »Könnt Ihr Gold in Steine verwandeln?«
    Malegis lachte. »Nein, und vor allem keine Steine in Gold; so leicht lässt sich das Wesen der Dinge nicht verändern. Dennoch gut geraten! Ich habe das Geld in Sicherheit gebracht, als es notwendig wurde, und durch wertlose Steine ersetzt, doch das ist nicht ohne Otachars nachträgliche Zustimmung geschehen. Ich gestehe gern, dass es mir ungerecht erschienen wäre, ihn auch noch um seinen letzten Besitz gebracht zu sehen, während andere, die nicht minder schuldig waren, sich weiterhin ihrer Güter und ihrer Freiheit erfreuen.«
    »Ihr habt aber auch die Gegenstände aus den Gräbern in Tricontium dem Schatz hinzugefügt«, gab Herrad zu bedenken. »Wie lässt sich das mit Eurer Achtung vor fremdem Eigentum vereinbaren?«
    »Die Dinge dort waren, von wem auch immer, einem Amtsvorgänger Otachars geschenkt, und es stand zu befürchten, dass sie bald von Fremden entfernt werden würden«, antwortete der Zauberer in aller geheuchelten Unschuld, »ob nun von Honorius oder von Geta. Ich fand, dass es Otachar besser anstünde, darüber zu befinden, als irgendeinem frechen Dieb.«
    »Wenn es Euch so wichtig ist, Otachars Eigentum vor Dieben zu schützen, weshalb habt Ihr dann zugelassen, dass Wulf sich an der Kriegskasse zu schaffen machte?«
    Wenn sie gehofft hatte, den Magus nun von Barmherzigkeit oder von Otachars am Vorabend der Schlacht von Bocernae erteilter Erlaubnis sprechen zu hören, wurde sie enttäuscht.
    »Wulf!«, sagte Malegis in nicht gerade freundlichem Tonfall. »Ich sollte ihm wohl dankbar sein, denn ohne sein Herumstochern in der Nekropole wäre ich gar nicht darauf gekommen, dass der Kriegskasse in ihrem ursprünglichen Versteck Gefahr von allen Seiten drohen könnte. Doch da diese Gefahr ohne ihn gar nicht bestanden hätte, bin ich ihm nicht dankbar. Hätte er den Schlüssel nicht gesucht und gefunden, wäre es gar nicht erst so weit

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