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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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gekommen.«
    »Gesucht? Ich denke, er wusste, wo der Schlüssel war?«
    Malegis lächelte fein. »Otachar war auf seine verquere Weise schon immer ein vorsichtiger Mann. Welchen Sinn hat es wohl, den Schlüssel zu einer Kriegskasse und die Wegbeschreibung zu ihr zu verstecken, wenn man das entsprechende Versteck leichtfertig preisgibt? Dann könnte man gleich allen laut und deutlich erzählen, wo sie den eigentlichen Schatz suchen müssen. So tat Otachar nicht viel mehr, als einen vagen Ort – das alte Kloster von Bocernae – anzugeben, und dann diejenigen, mit denen er sein Geheimnis teilen wollte, mit einigen weiteren Hinweisen zu versorgen, halben Rätseln, wenn Ihr so wollt. Es gibt Anspielungen, die alte Freunde verstehen, Fremde hingegen nicht, und noch nicht einmal andere alte Freunde. Ich weiß, dass Otachar jedem eine andere Beschreibung gab, den eigentlichen Ort aber niemandem geradewegs nannte. Wenn dritte – Asgrim, Ebbo, sogar Honorius – auch mit der Zeit durch Glück oder Gewalt vom Vorhandensein des Verstecks erfuhren, so war es doch nur ein sehr vages Wissen, zumal ich auf Herrn Otachars Wunsch seinerzeit einen hochwirksamen Schutzzauber gegen zufällige Entdeckung über das Schlüsselversteck und die Kriegskasse gelegt hatte.« Er verneigte sich spöttisch. Die Geste verlieh ihm für einen kleinen Augenblick einen eigenartigen Anflug höfischer Gewandtheit, der im äußersten Gegensatz zu seiner Erscheinung stand, aber umso besser dazu passte, dass er einst in der Halle eines Markgrafen frei ein- und ausgegangen war. »Beweisen kann ich das, was ich vermute, nicht, aber ich gehe davon aus, dass Asgrim das alte Kloster all die Jahre sehr gut unter Beobachtung hatte. Es war jedenfalls ganz gewiss bald kein Geheimnis mehr, dass Wulf das Versteck gefunden hatte, und ich möchte wetten, dass viele Leute ihn gern in die Hände bekommen hätten, um ihm jedes bisschen Wissen über die Kriegskasse abzupressen. Weshalb man ihn nicht gleich beim Kloster überfallen hat, entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Er ist geradewegs nach Tricontium gelaufen, und damit zu Frau Herrad«, warf Oshelm ein. »Das war doch sicher der beste Schutz, den er sich wünschen konnte.«
    »Von Bocernae geht man bis Tricontium ein gutes Stück«, entgegnete Malegis zweifelnd. »Es hätte eigentlich reichlich Gelegenheit geben sollen, ihn aufzuhalten.«
    »Im Kranichwald?«, fragte Ardeija. »Das wäre ihnen wohl kaum gelungen. Einer, der sich auch sonst von Bären den Weg weisen lässt, findet da sicher bessere Schleichpfade, als selbst Asgrim und seine Leute sie kennen.«
    »Er redet mit Bären?«, fragte Malegis mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Hauch von widerwilliger Anerkennung. »Dann wundert mich nichts mehr. Aber in einer Stadt und ihrer näheren Umgebung lässt sich auf solche Hilfsmittel weitaus schlechter zurückgreifen als draußen im Wald. Man ist leichter einzuholen. Ihr könnt sicher sein, dass jemand sich an jenem Morgen in Aquae von Wulf zur richtigen Stelle in der römischen Nekropole hat führen lassen. Entweder hat er es nicht bemerkt oder es hat ihn nicht gekümmert, nachdem er hatte, was er wollte. Fragt ihn!« Er hob die Schultern. »Das alles wurde mir neulich gerade noch rechtzeitig bewusst und ich tat, was getan werden musste. Wenn Ihr mich deshalb anklagen wollt …«
    »Sprecht weiter«, bat Herrad und verzichtete darauf, ihn darüber aufzuklären, dass sie viele Leute – sich selbst nicht ausgenommen – mittlerweile eines Vergehens in Zusammenhang mit dieser Kriegskasse hätte beschuldigen können. Wahrscheinlich wusste Malegis das selbst gut genug. »Ihr rechnet also damit, dass Otachar früher oder später in der Lage sein wird, sein Geld wieder in Besitz zu nehmen?«
    »Ich hoffe, dass er mit so viel davon, wie er tragen kann, jetzt schon über die Grenze ist«, erwiderte der Magus mit aller Selbstverständlichkeit.
    Die Stille, die seinen Worten folgte, füllte die ganze Kanzlei aus und lastete schwer genug, um gewiss auch noch das letzte Gespenst in den hintersten Winkel des Raumes zu drängen oder gar völlig zu verscheuchen.
    »Ihr habt ihn aus den Steinbrüchen befreit«, sagte Oshelm schließlich, halb freudig, halb vorwurfsvoll. »Deshalb wart Ihr neulich Abend auf dem Weg nach Mons Arbuini. Ihr als Zauberer hattet die Mittel, ihn zu retten!«
    »Nein.« Malegis klang halbwegs aufrichtig. »Sagt lieber, dass ich ihm mit meiner Kunst die Sache erleichtern konnte. Den Fluchtplan hat er

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