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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Kerker des Hochgerichts mit sanfter Gewalt zu öffnen. Festzustellen, ob ein Fehler im Schloss für den abgebrochenen Schlüssel verantwortlich gewesen war, und zu versuchen, alles wieder in leidlich benutzbaren Zustand zu versetzen, erwies sich als weitaus mühseliger und nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Wulfila war daher ohnehin nahe daran, sich einzugestehen, dass sowohl der Wunsch, Herrad zu beeindrucken, als auch die hehre Absicht, dem Hochgericht Ausgaben für einen Schmied zu ersparen, armselige Gründe dafür waren, mit dieser Plackerei fortzufahren, als er unterbrochen wurde.
    Ardeija war allein, und sein Fuß schien ihm auf der Treppe mehr Schwierigkeiten zu bereiten als gewöhnlich. Unten angekommen blieb er stehen, bückte sich, um Gjuki, der ihm nachgehuscht war, auf seine Schulter zu setzen, und fragte dann unvermittelt: »Wulfila, weißt du, dass du der beste Freund bist, den man sich nur wünschen kann?«
    »Nein«, sagte Wulfila gedehnt und fragte sich, ob er unter dem Vorwand, irgendein Werkzeug zu vermissen, rasch würde flüchten können. Wenn ein Gespräch so begann, dann nur, weil jemand entweder eine unerfüllbare Bitte an einen hatte oder sich verpflichtet fühlte, einem in aller Freundschaft unangenehme Wahrheiten zu verkünden, die vielleicht, dass es sich nicht gehörte, eine ehrbare Richterin in der Kanzlei ihres eigenen Hochgerichts zu umarmen.
    Doch Ardeija war noch nicht fertig. »Der allerbesteste?«
    »Das ist kein Wort! Hast du etwas getrunken?«
    »Und ob das ein Wort ist. Ein sehr gutes Wort sogar.« Ardeija nickte bekräftigend, als wolle er sich selbst vom Wert seiner Neuschöpfung überzeugen. »Wenn ich schon vergessen habe, den Wein zu besorgen, den du neulich wolltest, muss ich wenigstens Wörter für dich erfinden.« Erschreckenderweise schien er trotz allem nüchtern zu sein.
    Wulfila lächelte schief und fragte sich, womit er es wohl verdient hatte, dass man ihm Wörter jenseits aller sprachlichen Regeln widmete. »Nun, es kann wohl nicht schaden, mich bei Laune zu halten, falls du wieder einmal jemanden brauchst, der dir eine Tür aufbricht«, sagte er leichthin und begriff im gleichen Augenblick, dass er nicht hätte scherzen dürfen.
    Ardeija sah immer noch sehr ernst drein. »Du hast mich nicht umgebracht, bei Bocernae.«
    »Nein, aber ich werde genau das nachholen, wenn du noch einmal davon anfängst. Lass es gut sein. Was ist nur heute mit dir?«
    »Otachar hat Gudhelm getötet.«
    »Ich weiß. Das hast du mir schon an dem Tag erzählt, als du nach Mons Arbuini geritten bist.«
    »Nichts weißt du.« Ardeija schloss die Augen, als könne er das Unverständnis auf Wulfilas Gesicht nicht weiter ertragen. »Es war kein dummer Fehler. Er hat es absichtlich getan.«
    »Was sagst du da?«
    »Absichtlich.« Ardeija setzte sich auf die unterste Treppenstufe und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Wulfila wusste nicht recht, was er sagen sollte. »Fürst Gudhelm weiß das und verzeiht ihm dennoch?«, fragte er am Ende.
    Ardeijas Schulterzucken gefiel Gjuki, der fast von seinem angenehmen Sitzplatz geworfen wurde, überhaupt nicht; er fauchte. Ardeija beachtete ihn nicht einmal, sondern kauerte nur weiter zusammengesunken da, als sei etwas in ihm zerbrochen, das er bisher für eine gute und sichere Stütze seiner Welt gehalten hatte.
    »Es ist aber auch wirklich gewiss und nicht nur ein böswilliges Gerücht?«, hakte Wulfila nach.
    »Ich habe es von jemandem, der dabei war.« Ardeijas Nicken brachte Gjuki endgültig aus dem Gleichgewicht. Der kleine Drache landete auf dem Boden, kam mit einem empörten Schnauben wieder auf die Füße und verschwand pfeilschnell die Treppe hinauf.
    Ardeija saß sehr verloren da, bis Wulfila sich zu ihm setzte, ohne die rechten Worte zu wissen, die Trost hätten spenden können. Doch seine schweigende Anwesenheit und die Hand, die er auf Ardeijas Schulter legte, schienen genug zu sein, denn nach einer Weile sah Ardeija auf und sagte müde: »Und ich Narr habe geglaubt, es wäre nur in den alten Liedern so, dass die Leute erst einem Freund feierlich Schonung geloben, es ernst meinen und dann dennoch ihr Wort brechen.«
    »Nun ja …«, sagte Wulfila etwas ratlos. »Es muss ja etwas Wahres an den alten Liedern und Geschichten sein. Wenn man nie dächte, dass man es vielleicht genauso falsch machen könnte, würden sie einen nicht zum Erschauern bringen. Aber wahrscheinlich ist es besser, so zu leben, dass niemand in Versuchung kommt, einen zu

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