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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Drache.
    »Haltet Gjuki gut fest!«, riet Herrad. »Er hat schon einmal einen Ausflug in die Wälder unternommen und ist erst drei Tage später zurückgekommen. Wenn das hier geschieht, verzeiht Euch Ardeija nicht!« Unvermittelt setzte sie hinzu: »Und Ihr meint ernsthaft, dass Euer Vater für mich kochen soll?«
    »Es geht nicht, nicht wahr?« Die Wolken hatten den Mond endlich freigegeben, und in dem Gesicht, das sich ihr über Gjukis Kopf hinweg zuwandte, las Herrad keinen Ärger, noch nicht einmal große Enttäuschung, nur unendliche Müdigkeit, die nicht allein von dem unruhigen Tag, den sie durchlebt hatten, herrührte. »Die Sache war nicht ganz rechtens, das weiß ich ja selbst, und … Oh, verflucht!«
    Der Ausruf galt glücklicherweise nicht Herrad. Sie hatten beide nicht mehr auf Gjuki geachtet, und dem kleinen Drachen war dieser Umstand ebenso wenig entgangen wie die Tatsache, dass man ein Hemd an mehr als einer Stelle verlassen konnte. Er hatte sich der Hand, die ihn daran gehindert hatte, aus dem Kragen zu entkommen, durch eine rasche Wendung entzogen und pfeilschnell den Weg nach unten eingeschlagen, um sich dann mit einem übermütigen Schnattern von seinen menschlichen Begleitern zu verabschieden und ins Dunkel davonzuhuschen.

11. Kapitel: Die Kunst, die Lage zu verschlimmern
    Die Einkünfte, die Fürst Asgrim seinem Schwertmeister gewährte, konnten nicht sonderlich hoch sein und enthielten offensichtlich keine großzügige Zuteilung an Brennholz. Es war kalt unter Theodulfs Bett und man lag auf den schäbigen Binsenmatten, die den Boden bedeckten, ganz und gar nicht bequem, umso weniger, wenn einem nach einem kurzem Weg über einige Treppen wieder alles wehtat, was nur irgend wehtun konnte. Es war auch nicht ausgesprochen erbaulich, die Enge unter dem Bett mit einem Paar alter Stiefel, drei angeschlagenen Teeschalen und einem großen Stein, dessen Sinn und Zweck an dieser Stelle nicht auf den ersten Blick zu erkennen war, teilen zu müssen und die Welt nur durch den Spalt, den die hastig zugezogenen Bettvorhänge offen ließen, betrachten zu können. Ardeija hatte sich seine Befreiung etwas anders vorgestellt, doch man musste Theodulf wohl zugestehen, dass er diese unwürdige Wendung nicht hatte voraussehen können.
    Sein ursprünglicher Plan war in seiner Schlichtheit überzeugend gewesen und hätte rasch zum Erfolg führen können, wenn sich nicht alle Umstände gegen sie verschworen hätten, gegen sie beide, nicht gegen Ardeija allein, auch wenn es ihm schwerfiel, »wir« zu denken, wenn er Theodulf und sich selbst meinte. Sie hatten stets auf verschiedene Seiten gehört, nicht zusammen, und die Erkenntnis, dass sie anscheinend gezwungenermaßen doch zusammengehörten, machte die Sache nicht leichter.
    Auch Theodulf hatte noch immer nicht zu glücklich ausgesehen, als er bei Einbruch der Dunkelheit ins Verlies herabgekommen war, den meergrünen Mantel, den er gewöhnlich trug, über dem Arm.
    »Nehmt den hier«, hatte er ohne weitere Einleitung gesagt, »das wird Euch der beste Schutz sein. Zieht die Kapuze tief ins Gesicht, haltet Euch aufrecht, geht zum Tor und seid überzeugt, dass man Euch durchlassen und keine Fragen stellen wird. Mich spricht keiner an, wenn ich wirke, als ob ich es eilig habe. Ihr geht einfach den Berg hinab, bis Ihr an den Waldrand gelangt; dort wartet jemand auf Euch, der Euch weiterhelfen wird. Lasst den Mantel bei dem großen Findling dort zurück; ich hole ihn mir später wieder, damit niemand sich über sein Verschwinden wundern kann.«
    So verblüffend einfach der Vorschlag geklungen hatte, so durchführbar hatte er auch gewirkt, und Ardeija war dankbar gewesen, dass alles mit vergleichsweise wenig Aufwand verbunden sein würde. Er hatte sich in den vergangenen Stunden nur zu gut an all die Geschichten über Leute erinnert, die halsbrecherische Kletterpartien über Dächer, Mauern und Wälle auf sich genommen haben sollten, um ihrer Gefangenschaft zu entfliehen, gar nicht zu reden von denen, die durch halb eingestürzte Gänge und Schächte hatten kriechen müssen. Als ihm am Ende auch noch eingefallen war, wie der Hauptmann von Gudhelms Bogenschützen ihm einmal von zwei hilfreichen Wäscherinnen erzählt hatte, die ihn in einem großen Weidenkorb, in dem er alles in allem drei Stunden lang gesteckt habe, aus einer Burg hinaus in die Freiheit getragen hätten, war er endgültig in ernsthafte Sorge darüber geraten, was Theodulf wohl vorhaben mochte, um ihn zu

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