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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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befreien.
    Mit dem schützenden Mantel und damit, dass er sich für den Schwertmeister würde ausgeben müssen, hatte er sich anfreunden können. Nur eines hatte ihm noch Sorgen gemacht. »Ich hinke; ganz lässt sich das nicht verbergen.«
    »Dann werde ich mir wohl den Fuß verstauchen müssen, wenn ich den Mantel zurückhole«, hatte Theodulf mit aller Selbstverständlichkeit erwidert. Ardeija hatte nicht gewusst, ob es ihm damit tatsächlich ernst war, aber er hatte nicht zu fragen gewagt.
    Sie waren nur bis zu dem Punkt gelangt, an dem sich ihre Wege hätten trennen sollen, dem Eingang des großen Turms, von dem aus man den Hof gut überblicken konnte. Das Tor zwischen den Erdwällen mit ihren hoch aufragenden Palisaden war geschlossen und von gleich fünf Kriegern bewacht gewesen. Theodulf hatte Ardeija ohne ein Wort zurückgezogen, bevor er in den Lichtschein der Laterne, die über der Tür befestigt war, hatte treten können, und hatte ihn eine Treppe hinauf und in seine alles andere als behagliche Bleibe geführt. Niemand war ihnen begegnet, und die Geräusche aus dem Saal, der unter dem Zimmer des Schwertmeisters liegen musste, hatten Ardeija den Grund dafür verraten; bis auf die bedauernswerten Wachen saßen die Bewohner des Brandhorsts beim Essen.
    »Wird man Euch nicht vermissen?«
    »Mir geht es nicht gut«, hatte Theodulf erwidert, und vielleicht war das noch nicht einmal eine Lüge gewesen, obgleich die Minderung seines Wohlbefindens wohl kaum auf körperliche Beschwerden zurückzuführen war. »Wenn man mich nach meinem späten Ausflug gefragt hätte, hätte ich behauptet, ich wäre auf dem Weg zu der Kräuterfrau unten im Dorf gewesen. Doch das spielt jetzt keine Rolle; etwas muss vorgefallen sein. Das Tor sollte noch nicht geschlossen sein … Ach, gleichgültig. Vor morgen früh kommt Ihr nicht aus der Burg und selbst dann wird es schwierig. Oshelm Kra wird vermuten, dass ich ihn betrügen wollte, als ich mit ihm gesprochen habe. Wenn er klug ist, wird er bald fort sein, und wie bekomme ich Euch dann heil nach Aquae?«
    Ardeija hatte dem Wortschwall fassungslos gelauscht und nur genickt, als Theodulf ihm erläutert hatte, dass Oshelm Asgrims Gastfreundschaft ausgeschlagen hatte, wie es sich für einen Boten, der Klage führen wollte, gehörte, und mit den Kriegern dort, wo der Weg vom Burgberg hinab ein kleines Waldstück erreichte, auf den befreiten Gefangenen wartete.
    »Doch er wird nicht ewig dort bleiben. Er war misstrauisch, als ich ihm sagte, dass ich Euch helfen würde, und wenn Ihr ausbleibt, wird er bald fort sein.«
    »Habt Ihr ihm denn gesagt, warum Ihr mir helft?« Ardeija hatte es nicht fertiggebracht, diesen Grund selbst auszusprechen, und es hatte ihn nicht überrascht, dass Theodulf den Kopf geschüttelt hatte; wie sie zueinander standen, ging Frau Herrads Schreiber nichts an.
    Viel weiter war ihr Gespräch nicht gediehen, da Schritte auf der Treppe und dann ein Klopfen an der Tür Ardeija gezwungen hatten, vorerst mit dem Versteck unter dem Bett vorlieb zu nehmen.
    Bei dem späten Besucher, dessen Schuhe es hätten vertragen können, einmal wieder geputzt zu werden, schien es sich nicht um einen Diener, der noch einmal nach dem angeblich kranken Schwertmeister sehen sollte, zu handeln; er sprach ohne weitere Höflichkeiten mit Theodulf, als seien sie einander ebenbürtig. »Gott sei Dank seid Ihr noch auf den Beinen, ich hatte befürchtet, Euch aus dem Bett werfen zu müssen. Kommt ohne viel Aufsehen ins Zimmer des Fürsten.«
    »Gleich jetzt?« Theodulf brachte es tatsächlich fertig, ebenso leidend wie pflichtergeben zu klingen.
    Die Antwort des anderen Mannes, der, unter dem Bett heraus betrachtet, nur aus dem abgestoßenen braunen Leder seiner Schuhe und dem Saum einer langen, blassblauen Tunika bestand, ließ Ardeija zusammenfahren. »So schnell wie nur irgend möglich. Der Vogt von Aquae ist hier. Beeilt Euch.«
    Das Brummen, das Theodulf von sich gab, bedeutete wohl Zustimmung, denn der Fremde entfernte sich, und die Tür wurde geschlossen. Theodulf bückte sich weit genug, um seinem heimlichen Gast ins Gesicht sehen zu können, und befahl: »Ihr rührt Euch nicht vom Fleck, solange ich fort bin. Ohne meine Hilfe kommt Ihr doch nicht von der Burg.«
    Ardeija versprach nichts. »Was tut Herr Geta hier?«
    Er hatte Theodulf selten anders als kühl und beherrscht erlebt, doch nun schien sich noch eine zusätzliche Schicht der Verschlossenheit über die Miene des

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