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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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verstand sich ganz gut auf seine Bestimmung, wenn sie auch nicht freiwillig gewählt war. Falls Ihr nun fragen wollt, was ihn nach Corvisium verschlagen hat … Er hat sich in die Schwester seines Herrn verliebt. Schlimm genug, nicht wahr? Es war aber noch schlimmer, als es klingt.«
    »Sie war verheiratet?«, vermutete Herrad das Naheliegende.
    »Nein. Sie war die Äbtissin von Madriolae. Nicht, dass das ein bedeutendes Kloster wäre, aber immerhin doch eines, das sich seit hundert Jahren fest in der Hand ihrer Familie befand. Aber als ihr der Koch ihres Bruders auffiel – sie hat ja behauptet, es hätte nur an der gefüllten Forelle gelegen, die er ihr vorgesetzt hat, aber das glaube ich nicht –, zog sie ihn ihren geistlichen wie weltlichen Verpflichtungen vor, und sie beschlossen, dass es wohl besser sei, nach Austrasien zu gehen, wo niemand sie kannte. Und Corvisium war vor dem Barsakhanensturm so groß, dass ein einzelnes Paar dort kaum auffiel.«
    Herrad sah so lange eisern das geschnitzte Pferdchen an, das Wulfin in den Händen hielt, bis sie sich sicher war, dass sie nicht würde lachen müssen, wenn sie Wulfs Blick wieder begegnete.
    »Bei Euch scheint es in der Familie zu liegen, ungewöhnliche Wege einzuschlagen«, sagte sie dann und klang sogar fast ernst.
    Sie hätte sich vielleicht gar nicht so anstrengen müssen; Wulf lachte selbst. »In der Tat, aber sonderlich unglücklich sind wir dabei bisher alle nicht geworden.«
    »Dann nehme ich an, dass es Euch auch nicht zu unglücklich machen würde, für mich zu kochen?«, fragte Herrad. »Ich muss nämlich gestehen, dass ich gewisse Vorbehalte hatte, nicht unbedingt wegen Eures Fischdiebstahls, sondern weit eher, weil ich keine Vorstellung davon habe, wie es sein wird, einen Krieger in meiner Küche zu haben.«
    »Da kann er weniger Schaden anrichten als anderswo«, warf Wulfila ein, und obgleich er lächelte, war Herrad sich nicht sicher, ob er wirklich nur scherzte oder ihre Gedanken besser, als ihr lieb sein konnte, erahnt hatte.
    »Das kommt ganz auf die Art des Schadens an«, entgegnete sie dennoch nur leichthin, »da werdet Ihr mir zustimmen. Auf alle Fälle gibt es zwei Fragen, die Ihr mir wahrheitsgemäß beantworten werdet, bevor ich mich darauf einlasse, mir anzusehen, wie viel Schaden Ihr in meiner Küche anrichten könnt, genau genommen sogar zweieinhalb. Zunächst einmal, wie habt Ihr die Sache mit dem Amulett angestellt? Was war daran, das Malegis zum Reden gebracht hat?«
    Die Küchentür hätte sich zu kaum einem ungünstigeren Zeitpunkt öffnen können. Einer von Herrads Knechten, der sich auf Pferde weit eher verstand als auf gutes Benehmen, steckte den Kopf ins Zimmer. »Otter ist da, Frau Herrad. Er wartet im Hof«, verkündete er und zog sich gleich wieder zurück, ohne die Besucher auch nur neugierig anzusehen. Ihm genügte offensichtlich das Wissen, dass die drei sich Herrad in Tricontium angeschlossen hatten, um sie zum Umkreis des Haushalts zu rechnen und ihre Anwesenheit für selbstverständlich zu halten.
    »Entschuldigt mich für einen Augenblick«, bat Herrad und war sich sicher, dass Wulf nur zu erfreut über die Bedenkzeit sein würde. Sie hätte sich gern erst seine Antwort angehört, doch hielt sie ihren künftigen Koch für harmloser als die Männer, auf die sie Otter anzusetzen gedachte.
    »Grüßt ihn bitte, ja?«, rief Wulfila ihr nach, als sie schon halb in der Küche war, und sie fragte sich noch, als sie die ausgetretenen Stufen in den Hof hinunterstieg, warum er den Mann, dem er vor fünfeinhalb Jahren einen Dienst erwiesen hatte, nicht von ganzem Herzen zum Teufel wünschte.
    Otter saß auf dem Trittstein vor der Stalltür und war damit befasst, ein sehr trockenes Brotstück, das eine kleine Ewigkeit in seiner Tasche verbracht haben musste, an die Hühner zu verfüttern. Wie fast immer hielt er es nicht für nötig, aufzustehen, als Herrad zu ihm hinüberging. Früher hatte sie dieses Verhalten für absichtliche Unhöflichkeit gehalten, doch im Laufe der Jahre hatte sie herausgefunden, dass Otters unbestreitbare Nützlichkeit sich in fast vollständiger Abwesenheit einer sorgfältigen Erziehung herausgebildet hatte, und seine fehlenden Umgangsformen taten ihrer gegenseitigen Wertschätzung keinen Abbruch.
    »Habt Ihr mich also nicht ganz vergessen, während Eures langen Abenteuers in Tricontium?«, fragte er mit einem Zwinkern und schüttelte die letzten Krumen von seinen Händen.
    Herrad lachte, eher weil er

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