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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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unternehmen?«
    »Wir werden gehen, da wir Herrn Geta nicht versprochen haben, auf ihn zu warten, und ohnehin alle ihm gegebenen Versprechen nichtig wären, da er uns verrät. Wir müssen nur schnell sein, sobald Ihr das Licht gelöscht habt. Unsere beiden hohen Herren werden zwar vorn im Hof beim Tor sein, aber sie werden jemanden im Wirtschaftshof aufgestellt haben, um das Fenster zu beobachten, und der wird ihnen melden, dass wir nun wohl herauskommen. Wenn das nicht geschieht, werden sie misstrauisch werden und nachsehen, wo wir bleiben.«
    »Und uns finden.« Ardeija begriff noch immer nicht ganz, worauf Theodulf hinauswollte, und als sein Vater zum Fenster hinüberdeutete, wünschte er sich sehnlichst, ihn missverstanden zu haben. »Ihr meint, wir sollen durch das Fenster fliehen? Durch ein verdammtes Turmfenster, ohne Seil?«
    »Das Küchendach ist darunter und von dort aus weiß ich einen Weg aus der Burg. Es gibt eine Stelle, an der man ganz gut über die Palisaden kommt, wenn man nur weiß, wie man es anfangen muss.«
    Ardeija warf einen Blick hinaus. Er konnte nur schemenhafte Umrisse erahnen, nichts sicher erkennen, doch nahm er an, dass vom Dachfirst unter ihnen aus selbst ein hochgewachsener Mann das Fenster nicht mit ausgestreckten Armen hätte erreichen können. »Ihr wollt allen Ernstes mit zwei gebrochenen Händen aus diesem Fenster hier steigen und dann noch über den Burgwall klettern? Wenn Ihr das tut, seid Ihr noch sicherer tot, als wenn wir den gewöhnlichen Weg nehmen.«
    »Nicht sicherer; im schlimmsten Fall nur schneller«, antwortete Theodulf ungerührt. »Aber so weit wird es schon nicht kommen. Lasst die Teeschalen auch hier, die waren ohnehin schon alt. Legt alles beiseite, was Euch zu schwer ist. Nur auf den roten Kasten würde ich ungern verzichten. Dann löscht das Licht, nehmt das Bündel und geht zuerst – ohne jemanden, der mich zur Not unten auffangen kann, wird es mir zu gefährlich.«
    »Das wird ohnehin nicht gut gehen.« Gleichwohl schnürte sich Ardeija das Gepäck seines Vaters auf den Rücken. »Wenn wir uns nicht alle jetzt noch heilen Knochen brechen, was dann? Sie werden uns jagen und damit noch nicht einmal Unrecht tun, da wir Getas Schutz mit unserer Flucht verlassen. Und wie gut man jemanden im Kranichwald in die Enge treiben kann, wisst Ihr selbst am besten.«
    »Im Kranichwald werden sie uns auch suchen; wir werden aber nach Norden gehen«, erklärte Theodulf mit einer Sicherheit, als wäre sein Plan nicht aus der Not eines Augenblicks geboren, sondern aufs Beste ausgearbeitet. »Ich weiß, wo wir uns Pferde leihen können.«
    »Nach Norden, über die Grenze? Dahin, wo sie die Leute, die ihnen nicht gefallen, noch heute im Moor versenken?«
    »Glaubt Ihr, dass sie das tun?« Theodulf schien das allbekannte Gerücht unerklärlicherweise ganz vergnüglich zu finden. »Uns versenkt man gewiss nicht. Kommt.«
    Ardeija betrachtete noch einmal das Fenster, bevor er wieder zu Theodulf hinübersah. »Gut«, sagte er. »Betet aber, dass Oshelm früh genug mitbekommt, dass er vergeblich wartet, und nicht noch Asgrim begegnet – wenn das geschehen sollte, wäre ich ernstlich böse mit Euch.«
    »Das könnt Ihr gern sein. Aber jetzt widersprecht mir nicht länger, sondern löscht das Licht. Ein Sohn sollte auf seinen Vater hören.«
    »Nicht mehr in meinem Alter«, gab Ardeija zurück und blies doch die Kerze aus.

13. Kapitel: Vom Nutzen eines guten Mantels
    Ein Bettler war unschuldig schuld daran, dass Herrad wider besseres Wissen beschloss, Wulf, seinen Sohn und seinen Enkel nicht einfach mit der Versicherung, die Angelegenheit Corvisianus schon vergessen zu haben, fortzuschicken und tatsächlich so schnell wie möglich zu vergessen, dass sie die drei jemals gekannt hatte.
    Es war ein Mann unbestimmbaren Alters gewesen, den ein Wirt gleich hinter dem nördlichen Stadttor mit Verwünschungen von seiner Tür fortgescheucht hatte, und Herrad hätte der elenden Gestalt sicher nicht viel Beachtung geschenkt, wäre der Bettler nicht im Zuge seiner eiligen Flucht gestolpert und einige Schritte vor ihrem Pferd auf das regennasse Pflaster des alten Cardo maximus gestürzt. Er hatte sich rasch wieder aufgerichtet und war zwischen den nächsten Häusern verschwunden, bevor auch noch die Dame und ihr Gefolge daran hätten gehen können, ihn grob aus dem Weg zu jagen, doch als er sich aufgestützt hatte, um wieder auf die Beine zu kommen, war kurz an seinem Handgelenk ein Brandmal

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