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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Vater war, hatte er nicht bekommen. Zwischen ihrer Ankunft in Aquae, dem Besuch der heimlich herbeigerufenen Ärztin und dem Zeitpunkt, zu dem selbst Anspannung und Aufregung die Erschöpfung nach der eher schlecht als recht überstandenen Reise nicht mehr hatten aufhalten können, hatte es zugegebenermaßen wenig Gelegenheit gegeben, sich auszusprechen, doch das Wichtigste war ihm auch heute Morgen noch absichtlich vorenthalten worden.
    Irgendwann einmal war es den beiden recht ernst miteinander gewesen, so viel wusste er nun immerhin, auch, dass zur Gründung eines gemeinsamen Hausstands wohl das Geld gefehlt hatte. Weshalb aber dann die Sache so gründlich in die Brüche gegangen war, dass Asri nicht allein einen anderen geheiratet, sondern Theodulf seinen Sohn und Ardeija seinen Vater verschwiegen hatte, wusste er noch immer nicht. Ganz belanglos konnte der Grund für die Trennung wohl nicht gewesen sein, denn obgleich sich Asri nach einigem Zögern bereitgefunden hatte, Theodulf einzulassen, war die Begrüßung nicht zu freundlich ausgefallen.
    »Ich bin gern bereit, einen Arzt zu rufen«, hatte sie mit einem Blick auf die verbundenen Hände ihres einstigen Geliebten erklärt, »aber danach wird dieser Mann mein Haus verlassen.«
    »Ich kann auch gleich gehen«, hatte Theodulf erwidert, und vielleicht hatte es ihn wirklich nicht mehr gekümmert, was nun aus ihm werden würde. »Die Mönche unten beim Osttor sehen es als ein Werk der Barmherzigkeit an, sich um mittellose Kranke zu kümmern, nicht wahr? Ich hoffe, ich finde den Weg zum Kloster.«
    »Oh, dahin kann ich dich führen, sei nur ruhig«, hatte Asri ohne jedes Mitgefühl versichert, und Ardeija hatte sich genötigt gesehen, einzuschreiten, denn wenn eines in ganz Aquae bekannt war, dann doch wohl, dass die Mönche zwar guten Willens sein mochten, aber gewiss nicht die besten Ärzte beschäftigten oder zu bezahlen bereit waren, ganz abgesehen davon, dass es wohl keinen Ort in der Stadt gab, an dem man sich mit größerer Sicherheit an einem tödlichen Fieber hätte anstecken können als im Kloster zwischen all den kranken Pilgern und Bettlern, die es dorthin verschlagen hatte. Ob seine Mutter auch zum Einlenken bereit gewesen wäre, wenn er nicht nachdrücklich darauf hingewiesen hätte, dass er ohne Theodulfs Hilfe womöglich auf Wochen hinaus in Asgrims Verlies geblieben wäre, konnte er nicht beurteilen, doch fürchtete er fast, dass diese Dankesschuld Asri mehr beeindruckt hatte als alle Vernunftgründe oder der unbedeutende Umstand, dass es Ardeija nicht um die Gesundheit irgendeines Fremden, sondern um die seines Vaters zu tun gewesen war. Den Rest des Abends über waren seine Eltern kalt, aber halbwegs friedlich miteinander umgegangen. Als er gehofft hatte, sich nach dem Besuch von Herrads Magd in Ruhe seinem Frühstück widmen zu können, war der Ton zwischen ihnen leider merklich schärfer geworden. Bevor das Gespräch sich der Vergangenheit zugewandt hatte, hatten die beiden dann in seltener Einigkeit ihren Sohn vor die Tür gesetzt, als hätte er kein Anrecht darauf, zu erfahren, was sie miteinander zu bereden hatten. Erst hatte er zu lauschen versucht, doch er hatte rasch erkannt, dass er gar nicht so genau wissen wollte, was das »verantwortungslose Schwein« und die »lügnerische Barsakhanenhure« einander noch zu sagen hatten, und hatte sich auf die andere Hofseite zurückgezogen, erst in die Werkstatt, dann auf die Bank unter dem Vordach, wo Herrad und Wulfila ihn angetroffen hatten.
    Eigentlich war es unter diesen Umständen nicht das Schlechteste, für eine Weile aus dem Haus zu kommen, doch er wäre dankbar gewesen, wenn jemand den weiten Weg zu den Römergräbern dazu genutzt hätte, ihm zu erklären, was in seiner Abwesenheit hier und in Tricontium vorgefallen war. Frau Herrad und Wulf, die einige Schritte vor den anderen gingen, redeten zu leise miteinander, als dass er sie hätte verstehen können, Wulfin war ganz mit einem seltsam geformten kleinen Stein beschäftigt, den er vor Asris Tür gefunden hatte, und Wulfila schwieg.
    Ardeija wartete – sehr geduldig, wie er fand – bis sie die Straße der Silberschmiede halb hinunter waren. Dann wurden ihm die verstohlenen mitleidigen Blicke endgültig zu viel. »Kannst du mir vielleicht endlich verraten, was es mit der ganzen Kriegskassenangelegenheit auf sich hat?«, fragte er flüsternd. »Alle scheinen hervorragend unterrichtet zu sein, aber mir sagt selbstverständlich niemand,

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