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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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ersten Jahren die meiste Zeit über in Mons Arbuini war, mein Vater aber in Aquae«, schloss sie laut. »Wie auch immer … Wir waren so weit, dass Asgrim und mein guter Verwandter Euch an den Kragen wollen, weil Ihr etwas mitbekommen habt, was sie lieber geheim gehalten hätten.«
    »So ist es wohl.« Ardeija hatte Gjuki, der mittlerweile seinen Bauch und vier klebrige Drachenbeinchen leidlich gesäubert hatte, hochgehoben und streichelte ihm den Rücken, was wahrscheinlich ebenso sehr seiner eigenen Beruhigung wie der Steigerung von Gjukis Wohlbefinden diente. »Ich kann mich in der Stadt nicht öffentlich sehen lassen, alles andere würde der Vogt gewiss als Herausforderung empfinden, und das würde Euch noch mehr als mir schaden. Denn in Euren Diensten bleiben kann ich auch nicht, wenn Ihr Euch nicht sehr unbeliebt machen wollt. Nun gut. Meine Mutter sagt ohnehin schon seit einem halben Jahr, dass sie gern mehr Hilfe als nur die beiden Mädchen in der Werkstatt hätte.« Vielleicht war er erst jetzt zu der Erkenntnis gelangt, dass sein Entkommen vom Brandhorst einen ganzen Rattenschwanz von Schwierigkeiten nach sich ziehen würde; jedenfalls wirkte er beinahe noch betrübter und erschöpfter als zuvor. Dann aber griff er mit der freien Hand nach Wulfilas Arm. »Wenn Ihr einen Ersatz benötigt, nehmt ihn hier. Ihr könnt es nicht wissen, aber er war einmal Fürst Bernwards bester Späher und er kann äußerst nützlich sein. Krieger befehligen kann er auch, wenn es sein muss, und er ist ein verdammt guter Schwertkämpfer.«
    Wulfila wusste nicht recht, ob er über diesen kühnen Vorstoß eher gerührt oder entsetzt sein sollte. Herrad würde gewiss nicht angetan davon sein. »Herr Geta würde sich schön bedanken, wenn Frau Herrad dich durch den erstbesten Dieb, der ihr über den Weg läuft, ersetzen würde«, sagte er rasch, bevor die Richterin dazu kommen konnte, zu erklären, dass er für jegliche verantwortungsvolle Aufgabe denkbar ungeeignet sei. Daran, dass sie wahrscheinlich in mancherlei Hinsicht nicht sonderlich gut von ihm dachte, konnte er nicht viel ändern, aber er wollte sie diese Gedanken nicht aussprechen hören. »Und man hat Leuten schon ganz andere Dinge verziehen als eine entschuldbare Flucht.«
    Herrad stand auf. »Es hat auch niemand davon gesprochen, Euch zu entlassen. Wir werden etwas ganz anderes tun. Wenn man fürstliche Geschenke macht, hat man gewöhnlich nicht geradezu ein Anrecht, aber doch die Hoffnung auf reiche Gegengaben.«
    »Ihr wollt ihn bestechen?« Es war Ardeija anzusehen, dass er hoffte, sich verhört zu haben, sei es, dass das Vorhaben an sich ihm verwerflich erschien, sei es, dass er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass seine Herrin so tief sinken würde, sich oder ihm eine Gunst oder einen Vorteil zu erkaufen.
    Herrad war bereits damit befasst, ihren Mantel wieder umzulegen. »Wo denkt Ihr hin, Herr Ardeija? Ich weiß doch, was darauf steht, einen Diener des Königs zu bestechen! Doch mein magister iuris pflegt zu sagen, dass es keine Schande ist, das Gesetz zum eigenen Vorteil zu nutzen, die Rechte, die es einem zuweist, ebenso wie die Pflichten. Und es ist nun einmal meine Pflicht, dem Vogt von Aquae Calicis die eingezogenen Güter eines Aufrührers auszuliefern, wenn ich erfahre, wo sie sich befinden. Wenn der Vogt letztendlich etwas anderes mit eben jenen Gütern tut, so habe ich damit nichts zu schaffen. Ich muss doch zunächst einmal darauf vertrauen, dass die Amtsträger des Königs gut und redlich sind! Also werde ich ihm Otachars Kriegskasse geben. Ob er sie dann mit Asgrim teilt, ist seine Sache.«
    Ardeija war damit befasst gewesen, sich Gjuki auf die Schulter zu setzen; nun hielt er in der Bewegung inne. »Ihr wisst, wo Otachars …«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn.
    Das Mädchen, das aufgestanden war, um zu öffnen, wollte die Tür erst wieder zuschlagen, und selbst Wulfila musste zugeben, dass sein Vater, nass und weitaus zerzauster, als er es noch vor einer Stunde gewesen war, nicht unbedingt wie ein sehr vertrauenswürdiger Besucher wirkte. Er nahm sich auch nicht die Zeit, die Unzulänglichkeiten seiner Erscheinung durch besondere Höflichkeit wettzumachen, sondern hatte für die Anwesenden nur ein an jeden und niemanden gerichtetes knappes Nicken übrig, bevor er sich an Frau Herrad wandte: »Verzeiht die Störung, doch ich muss Euch auf der Stelle sprechen, auch wenn Ihr mir kein Wort glauben werdet.«
    Sein Blick, der zu

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