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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Schutzzauber?«
    »Nein. Sie wollten einander in der Schlacht erkennen können«, sagte Ardeija und verschwieg, dass der Hieb eines Reiters in Bernwards Diensten Gudhelm bei Bocernae das Heidebüschel vom Helm gefegt hatte; wie alles ausgegangen war, musste der Junge nicht erfahren.
    Doch Wulfin war niemand, der zu fragen aufhörte, solange noch etwas herauszufinden war. »Und haben sie einander erkannt?«
    »Ich glaube nicht.« Ardeija wollte auf diese heikle Einzelheit nicht näher eingehen. »Aber gelegentlich ist es auch schwer, jemanden zu erkennen, den man eigentlich schon häufig gesehen hat … Ich habe deinen Vater auf dem Brandhorst auch nicht gleich erkannt, erinnerst du dich?«
    »Schon.« Der Stein flog noch einmal hoch. »Aber mein Vater sagt, das war, weil Ihr erst nachdenken musstet, ob Ihr ihn erkennen wolltet.«
    Ardeija erwog, Wulfila durch seinen Sohn ausrichten zu lassen, dass er sich schämen möge, oder ihn ohne Vorwarnung gleich in den Stadtgraben, den sie eben überquerten, zu befördern, um ihm die unangemessenen Gedanken auszutreiben. Allerdings wäre die Wirkung einer solchen Maßnahme angesichts des Regens, der noch immer nicht nachgelassen hatte, wohl begrenzt geblieben.
    »Wir beiden müssen wirklich miteinander reden«, sagte er stattdessen. »Wo finde ich dich heute Abend?«
    »In Frau Herrads Haus, nehme ich an. Mein Vater kocht für sie.«
    »Frau Herrad hat es gut«, sagte Ardeija und war mehr als nur ein wenig neidisch. Leiser fügte er hinzu: »Du kannst mir nicht vielleicht ein paar Reste beiseiteschaffen, wenn ich im Gegenzug für Wein sorge?«
    »Es wird auch einen hervorragenden Eindruck machen, wenn wir gleich am ersten Abend beginnen, mit Frau Herrads Vorräten Freunde durchzufüttern.«
    »Du musst es ihr ja nicht erzählen.«
    »Nein. Ich habe es schon selbst gehört, Herr Ardeija«, verkündete Herrad und hielt es nicht einmal für nötig, sich nach ihm umzusehen.
    Ardeija seinerseits hörte ihr nicht besonders gut zu, als sie zwischen den ersten Römergräbern begann, ihm unter Aufbietung sämtlicher Gesetze über die Anstiftung zum Diebstahl scherzhaft arge Strafen anzudrohen. Solche Augenblicke, in denen man seiner Herrin anmerkte, dass sie ebenso gut zur Rechtslehrerin wie zur Richterin getaugt hätte, kamen und gingen, und man tat gut daran, dem nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Wulfin dagegen schien an der rhetorischen Übung sein Vergnügen zu haben und so, wie Herrad ihm dann und wann zuzwinkerte, wusste sie auch ganz genau, wer ihrer Rede aufmerksam folgte und wer nicht.
    Sie hatte eben dazu angesetzt, zu erläutern, warum es gerade eben noch vertretbar sei, in diesem Fall mit dem Schuldigen Gnade zu üben, als sie leicht spöttisch unterbrochen wurde: »Ihr solltet in der Tat nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen, Frau Herrad.«
    Nicht nur Ardeija fuhr beim Klang der Stimme seines edelmütigen Verteidigers herum. Keiner von ihnen hatte Malegis herankommen hören, der nun der Richterin zunickte, bevor er sich ohne Rücksicht auf gewöhnliche Höflichkeit auf die Kante eines alten Gedenksteins setzte und fortfuhr: »Es ging ihm auf dem Brandhorst gar nicht gut, und wenn ich mir auch etwas darauf einbilde, ihn wieder hinbekommen zu haben, solltet Ihr doch pfleglich mit ihm umgehen. Die kleine Gefälligkeit, ihm auch ungefragt den Zugang zu gutem Essen zu gewähren, kann da nicht schaden. Gebt ihm also ruhig etwas ab.«
    »Eure Einmischung in meinen Haushalt ist unangemessen und Eure Anwesenheit hier erklärungsbedürftig!«, gab Herrad aus der Mitte des schützenden Halbkreises zurück, den ihre drei Krieger sogleich vor einem großen Grabmal, das Rückendeckung bot, um sie und Wulfin gebildet hatten.
    Malegis lächelte; vielleicht gefiel er sich in der Rolle des ebenso überlegenen wie geheimnisvollen Zauberers, der es sich leisten konnte, harmlose Leute zu erschrecken und nebenbei noch ganz gelassen zu seinen Füßen irgendein Kraut, das Ardeija nicht kannte, zu pflücken. »Einen Dienst gegen einen Dienst, Frau Herrad. Ihr habt mir Glauben geschenkt und den bedauerlichen Fehler, den ich in Tricontium begangen habe, nicht weiter verfolgt. Nun gebe ich euch im Austausch einen guten Rat. Bleibt dem Versteck fern.«
    »Von welchem Versteck sprecht ihr?«
    Malegis trocknete die Blätter sacht an seinem Gewand ab, bevor er sie in einen Beutel an seinem Gürtel schob. »Ihr könnt gern mit mir zu spielen versuchen, Frau Herrad«, sagte er im Tonfall eines

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