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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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den beiden jungen Stickerinnen hinüberging, war beredt genug, und Herrad führte ihn in den Winkel des Raumes hinüber, in dem sie bis eben noch mit den anderen gesessen hatte.
     »Lasst mich raten!«, begann sie dann mit gesenkter Stimme. »Die Kriegskasse ist verschwunden.«
    »Nein, die ist schon noch da. Es ist nur mehr darin als zuvor.«
    »Mehr?« Herrad hatte wohl mit allem, aber nicht mit dieser Wendung gerechnet.
    Wulfila konnte ihr Erstaunen nur zu gut nachempfinden und Ardeijas geflüsterte Frage, ob er ihm erklären könne, woher Herrad und Wulf etwas über das Versteck von Otachars Schatz wüssten, war ihm angesichts dieser Neuigkeiten so lästig, dass er sie nur mit einer abwehrenden Handbewegung beantwortete.
    »Ja, und was es ist, wird Euch auch erstaunen.« Wulf sah unbehaglich drein. »Das ganze Zeug aus Tricontium ist dort, das Gold aus den Gräbern, obwohl sich dem Vernehmen nach die Truhe nicht anders öffnen lässt als mit dem einen Schlüssel, den wir haben, jedenfalls nicht, ohne sie gewaltsam aufzubrechen, und das ist eindeutig nicht geschehen. Malegis muss etwas damit zu tun haben, anders kann ich mir die Sache nicht erklären. Er wusste um die Beigaben in der Krypta. Vielleicht kannte er auch das Versteck und ein magisches Mittel, um das Schloss zu öffnen. Warum er das aber hätte tun sollen, ist mir schleierhaft.«
    »Mir auch«, bekannte Herrad ehrlich, »und ganz gleich, ob es Malegis ist oder ein anderer, irgendjemand weiß mindestens so viel wie wir. Wir werden jetzt, auf der Stelle, hingehen und diese Truhe auf die Burg schaffen, bevor ein anderer sie zu seinen Zwecken entführt. Wo ist das Ding also?«
     »In der römischen Totenstadt«, sagte Wulf. »Ein bisschen westlich der Straße, es ist schwer zu beschreiben, aber leicht zu finden. Ich führe Euch hin.«
    »Außerhalb der Stadt und auch noch im Süden?« Es war Herrad förmlich anzusehen, wie sich vor ihrem inneren Auge bereits ein umständlicher Zug durchs Stadttor und dann quer durch Aquae bis zur im Nordostviertel gelegenen Burg abspielte. Die Aussicht war nicht erfreulich, aber offensichtlich auch nicht schlimm genug, die Richterin abzuschrecken. Mit einem letzten Nicken ließ sie Wulf stehen und ging zu den beiden Mädchen hinüber.
    »Ich brauche eine Botin!«, verkündete sie an das ältere gewandt. »Du gehst auf der Stelle zu meinem Haus und sagst allen Leuten, die du dort antriffst, Kriegern wie Dienern, dass ich sie in spätestens einer halben Stunde in der römischen Nekropole haben will. – Wulf, welches der großen Grabmale an der Straße liegt der Stelle, zu der wir wollen, am Nächsten?«
    Wulf dachte kurz nach. »Das des Marcus Aelius Silvanus.«
    Herrad nickte. »Gut. Dann sag ihnen, dass sie zum Grabmal mit dem Schiff mit den Weinfässern kommen sollen. Medardus weiß, wo das ist, die anderen vermutlich auch. Falls Frau Asri über deine Abwesenheit schimpfen sollte, sagst du ihr, dass ich zu wenige Leute zur Verfügung hatte und den Arbeitsausfall bezahlen werde, dann wird sie schon Verständnis haben. Worauf wartest du noch? Es eilt!«

15. Kapitel: Regenwetter
    Gjuki mochte keinen Regen. Sobald er bemerkt hatte, dass es ins Freie gehen sollte, war er, den Kopf voran, in Ardeijas Hemd verschwunden und hatte es sich im Trockenen bequem gemacht. Der kleine Drache war angenehm warm, und Ardeija konnte die Bewegungen der Schwanzspitze an seinem rechten Schulterblatt spüren. Die vertraute Berührung hatte etwas Beruhigendes an sich, wenn auch sonst einiges nicht so war, wie es sein sollte. Es störte Ardeija, zum wiederholten Mal den Eindruck zu haben, dass er der Einzige war, der verspätet oder überhaupt nicht erfuhr, was eigentlich um ihn herum vorging. Die undurchsichtige Geschichte um Otachars Kriegskasse, die Frau Herrad offensichtlich dem Vogt in den Rachen zu werfen gedachte, war dabei noch nicht einmal das Schlimmste; die immer noch unbeantwortete Frage, was zwischen seinen Eltern seinerzeit vorgefallen sein mochte, belastete ihn weit mehr.
    Daran, dass Theodulf doch einem Irrtum erlegen sein könnte, hatte er spätestens in der vergangenen Nacht nicht mehr geglaubt, als Asri ihnen die Tür geöffnet hatte und totenbleich einen Schritt zurückgewichen war, statt ihren Sohn freudig zu umarmen. Viel mehr als diese Bestätigung, dass ein Mann, den er einmal als Feind betrachtet hatte, mittlerweile aber als halbwegs erträglichen, wenn auch zu schweigsamen Reisegefährten kannte, tatsächlich sein

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