Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
umgestürzte Schminktischchen entdeckt und die über den Boden verstreuten und zerbrochenen Parfumfläschchen und Lippenstifte. Im Licht der grellen Spots glitzerten die Splitter wie kleine Diamanten und die Duftwolke, die vom Boden aufstieg, war betörend. Laura lag in dem noch immer heißen Wasser, aus dem die Dampfschwaden aufstiegen, wie draußen der Nebel. Die weiße Haut ihres Körpers war bereits ein wenig aufgequollen und porös. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, denn die Plastikfolie, die mehrmals eng um ihren Kopf gewickelt worden war, verbarg ihre Züge. Wie zum Hohn hatte ihr jemand die Miss-World-Krone über der Plastikfolie auf den Kopf gesteckt.
„Die. Ordnung. Wieder. Herstellen!“, schrie er und wunderte sich über den rauen Klang seiner Stimme. „Die. Ordnung. Wieder. Herstellen!“, brüllte er und sprang in die Höhe. Das machte er mehrmals. Dann hatte er sich so weit unter Kontrolle, dass er den leblosen Körper aus dem Wasser ziehen konnte. Laut platschten sie beide auf den Boden, kleine Bäche rannen ihre Körper entlang, bildeten kleine Pfützen auf den Fliesen. Die Plastikfolie knisterte und beschlug sich mit heißem Dampf, machte ihr Gesicht vollkommen unsichtbar. Zaghaft zupfte er ein Stück Folie von ihrem Kopf, doch jetzt verstärkte sich das Chaos und sprang wie ein gefährlicher Funke in seinen Schädel, um sein Gehirn in Brand zu setzen.
„Bauer. d2. Auf. d4. – Fehler. Beim. 29. Zug“, heulte er mit überkippender Stimme. Er brüllte die ganze Partie durch die offene Tür ins leere Schlafzimmer hinaus, schlug dazu mit dem umgestürzten Schminktisch den Rhythmus auf den Boden und heulte und tobte, bis ihn ein eigenartiges Geräusch stoppte.
Überrascht sah er auf und sah zwei fremde Männer in der Tür stehen. Beide fixierten ihn mit durchdringenden Blicken und zielten mit großen Pistolen auf ihn.
*
Der Mann im Badezimmer starrte Chefinspektor Tony Braun mit blutunterlaufenen Augen unverwandt an und schien langsam aus einer tiefen Trance zu erwachen.
„Langsam aufstehen und zu uns herüberkommen!“, befahl Braun und machte eine Kopfbewegung Richtung Tür, ohne seine Pistole zu senken. Sein Partner Inspektor Dominik Gruber trat jetzt einen Schritt zurück und sicherte Braun den Rücken gegen eventuelle unliebsame Überraschungen. Der Mann schien sie nicht gehört zu haben, denn er rührte sich nicht, sondern atmete hektisch mit offenem Mund und bewegte seinen Kopf ständig vor und zurück.
„Aufstehen! Kommen Sie hierher!“, rief Braun erneut und winkte den Mann mit der Hand zu sich. Als der Mann wieder keine Reaktion zeigte, schlug Braun mit dem Lauf seiner Glock so fest gegen die Badezimmertür, dass es von den verfliesten Wänden zurückhallte. Jetzt schrak der Mann auf und schob mit einer zärtlichen Handbewegung den Kopf einer leblosen Frau von seinem Schoß hinunter auf den Boden. Noch einmal strich er mit dem Handrücken über ihre Wange, eine groteske Geste, denn der Kopf der Frau war mit einer Plastikfolie umwickelt und darauf steckte eine verbogene Goldkrone. Langsam richtete sich der Mann auf, ohne mit den Kopfbewegungen aufzuhören. Auch schien er ständig lautlos zu sprechen, denn seine Lippen bewegten sich hektisch und sein Mienenspiel wirkte auf Braun ziemlich neurotisch. Der Mann war groß und sehr dünn, sein graues T-Shirt und seine zerschlissenen Jeans hatten dunkle Wasserflecke. Immer heftiger schleuderte er den Kopf vor und zurück, dabei riss er die Augen weit auf und schien das Schachbrettmuster der Badezimmerfliesen förmlich in sich aufzusaugen. Langsam und merkwürdig verdreht kam er näher und Gruber gab Braun ein Zeichen, dann bemerkten beide, dass der Mann anscheinend panische Angst davor hatte, auf die
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