Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
gefallen zu sein, wirkte mit seinem langen schmalen Körper wie ein zerbrechliches Wesen von einem anderen Stern, wie ein zart flackerndes Irrlicht, das in einer Moorlandschaft aufleuchtet und die Wanderer ins Verderben stürzt.
„Sofort hinsetzen!“, schrie Braun hektisch, denn plötzlich hatte er das Gefühl, dass von dem Mann eine unbekannte Gefahr ausging. Deshalb wollte er ihn mit seinem ausgestreckten Arm auf Distanz halten, schnell das Telefon wieder einstecken und die Handschellen hervorholen, um den Mann sicherheitshalber zu fixieren.
Dann ist mir wohler!, dachte er und spürte, wie der Schweiß unter dem weißen T-Shirt seinen Rücken hinunterlief. Doch wie befürchtet, ignorierte der Mann Brauns Befehl und trippelte zielgerichtet weiter mit diesem mitleidlos wütenden Blick, mit dem er Braun aus schmalen Augenschlitzen fixierte, und diesem geifernden Mund, aus dem ein wirrer Buchstabensalat, verpackt in feine Spucke, auf Brauns Anzugsjacke und den Parkettboden regnete.
„Sind Sie taub! So geht das nicht! Setzen Sie sich sofort wieder!“ Die plötzlich aufkommende Panik ließ Brauns Stimme überkippen und Panik war keine gute Strategie, das wusste Braun aus dutzenden von Einsätzen. Und trotzdem war sie da und er verwünschte sich dafür, dass er die Glock wieder zurück in das Holster gesteckt hatte und dass es jetzt unendlich lange dauern würde, bis er sie wieder im Anschlag hatte.
Während er blitzschnell seine Möglichkeiten durchcheckte, war der Mann auch schon bei ihm und die Perspektive verdrehte sich um 90 Grad, als Braun krachend auf dem Parkettboden landete. Während er die Fäuste ballte, um zurückzuschlagen, spürte er plötzlich die eisernen Hände des Mannes, die seinen Hals umklammerten und zudrückten. Es war natürlich lächerlich, aber der einzige Gedanke, der ihm durch den Kopf rauschte, war, dass der Mann eigentlich Pianisten-Hände hatte und nicht die brutalen Pranken eines Mörders. Mit seinen Fäusten hieb er dem Mann in die Nieren, doch genauso gut hätte er einen Sandsack beim Aufwärmtraining im Box-Club attackieren können, die Reaktion war gleich null. Jeder Schlag, den er setzte, war vollkommen wirkungslos! Wie ein auf Mord programmierter Roboter drückte der Mann Brauns Hals zu, stierte ihn dabei mit einem bösen Glitzern in seinen starren Augen an und gab dazu ein Kauderwelsch aus Buchstaben, Zahlen, Spucke und übel riechendem Atem von sich und presste Braun die Kehle zu. Einmal noch bäumte sich Braun auf, umklammerte die eisenharten Hände, die im Begriff waren, sein Leben auszulöschen, und trommelte mit den Absätzen seiner Springerstiefel auf das Parkett, dann wurde es schwarz vor seinen Augen und er fiel ins Bodenlose.
3. Schlechtes Gefühl
Die Mauern des Hochsicherheitsgefängnisses wirkten in dem nebeldurchzogenen morgendlichen Zwielicht noch deprimierender als sonst. Die glatten grauen Mauern ragten an die fünf Meter senkrecht in die Höhe und schlossen oben mit einer Stacheldrahtkrone. An den Ecken befanden sich Wachtürme mit riesigen Scheinwerfern, die sofort jede falsche Bewegung der Insassen in helles Licht tauchen würden. Diese Wachtürme waren immer mit zwei bewaffneten Männern besetzt, die sowohl das Innere des Hochsicherheitsgefängnisses checkten als auch ein wachsames Auge auf die Umgebung hatten.
Auf der schmalen Straße, die an der Gefängnismauer entlangführte, stand schon seit einiger Zeit ein verdreckter alter Range Rover, an dessen Kühlerhaube ein Mann mit verschränkten Armen lehnte. Er war etwa 45 Jahre alt, trug einen schwarzen Anzug und ein weißes T-Shirt, hatte kinnlange schwarze Haare, die ihm der kalte Wind ständig ins Gesicht wehte, und einen Dreitagebart. Um den
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