Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
schwarzen Fliesen zu treten. Noch immer schien der Mann nicht zu realisieren, was eigentlich vor sich ging.
„Gruber, wir brauchen sofort den Notarzt und die Spurensicherung!“, flüsterte Braun. „Du siehst nach der Frau, ich kümmere mich um den Kerl da!“ Gruber nickte mit zusammengebissenen Lippen, ließ aber den Mann nicht aus den Augen, als er vorsichtig an der Wand entlangrutschte, um am Tatort so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen.
„Wie heißen Sie?“, fragte Braun den Mann, der jetzt knapp vor ihm stand, endlich mit den nervigen Kopfbewegungen aufgehört hatte, jetzt aber das Kinn fest gegen seine Brust presste und mit weit aufgerissenen Augen an Braun vorbei ins Leere stierte.
„Wie heißen Sie?“, fragte Braun, diesmal eine Spur lauter, denn der Typ ging ihm langsam auf die Nerven. Als er wieder keine Antwort erhielt, packte er den Mann rüde am Arm und zog ihn in das riesige Wohnzimmer.
Gehorsam wie ein kleines Kind trippelte der Mann mit kleinen Schritten neben Braun her und bewegte hektisch und wie unter Zwang die Lippen, ohne einen Laut von sich zu geben.
„Warum sprechen Sie nicht laut!“, rief Braun, dem in Augenblicken wie diesem jedes psychologische Einfühlungsvermögen fehlte. Er hatte das schon so oft erlebt: Ein Beziehungsstreit, der mit Mord endet und der Täter plädiert sofort auf Unzurechnungsfähigkeit.
Genauso wie der Kerl hier, der verkauft uns doch nur für blöd!, dachte er. Total genervt schubste Braun den Mann auf ein unbeschädigtes Sofa der ausladenden Sitzlandschaft und pflanzte sich ganz knapp vor dessen Gesicht auf.
„Schluss jetzt mit dem Theater!“, zischte er, packte den Mann bei den Schultern und schüttelte ihn durch. „Verarsche uns bloß nicht, Junge!“, schoss er nach und zog den Mann an den Haaren zurück, um Blickkontakt herzustellen. „Mach endlich den Mund auf!“ Doch statt zu antworten, glitten die Pupillen des Mannes nach hinten und Braun konnte nur noch das Weiße seiner Augen sehen. Vor Wut schnaubend richtete er sich wieder auf, kratzte sich den Dreitagebart.
Gruber telefonierte gerade mit dem Notarzt. Aus dem Bad drangen undeutlich einige Wortfetzen: „Nein, kein Puls mehr. Wahrscheinlich erstickt“, hörte Braun die gepresste Stimme seines Partners.
Scheiße! Wie ich vermutet habe, dachte Braun und versuchte neuerlich das Kinn des Mannes zu heben, um endlich irgendeinen Kontakt mit ihm herzustellen. Doch der Mann kniff jetzt die Augen fest zusammen und auch seine Miene verlor den neurotischen Zug und verfinsterte sich immer mehr, je stärker er die Stirn in Falten legte. Verächtlich spuckte er jetzt in einem gefährlich monotonen Singsang Buchstaben und Zahlen in Brauns Richtung: „d2. Nach. d4.“ Zuerst langsam, dann schnell und immer schneller. Immer wieder „d2. Nach. d4“. Es war einfach die totale Verarsche und am liebsten hätte Braun dem Kerl eine gescheuert.
Doch er riss sich zusammen, brüllte stattdessen „Aufhören!“ und schüttelte den Mann erneut. „Aufhören! Wer ist die tote Frau im Bad?“ Doch der Mann war anscheinend wieder in seine eigene Welt abgetaucht, in der es nur so von Buchstaben und Zahlen zu wimmeln schien und zu der Braun keinen Zutritt hatte. Deshalb gab er auch auf und musste einsehen, dass es keinen Zweck hatte, den Mann weiter zu befragen.
„Gruber, wir brauchen für den Kerl auch einen Psychiater!“, rief er in das Badezimmer, wo Gruber noch immer telefonierte. „Ich mache das selbst!“, sagte er dann, als von Gruber keine Antwort kam.
Gerade als Braun sein Handy aus der Anzugtasche gezogen hatte, um den psychiatrischen Notdienst der Polizei anzurufen, stand der Mann mit abgehackten Bewegungen auf und trippelte wie ferngesteuert auf Braun zu. Der Mann schien wieder in eine tiefe Trance
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