Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Straßendreck zeichneten. Natürlich langweilten sie sich, natürlich wären auch sie gerne in der Hauptstadt Bratislava stationiert, natürlich hätten sie auch gerne die Zulagen, die man dort für die Schwerpunktkontrollen bekam, natürlich wussten sie, dass jeder, der in einen Grenzort wie Matovce versetzt wird, auf dem Abstellgleis gelandet ist und einem das Stigma des Versagers ein Leben lang anhaftet.
Deshalb musste man das Beste aus der Situation machen und das Beste war, die 400 Euro Monatslohn zu verdoppeln, auf einer virtuellen Lohnliste aufzuscheinen, einer Lohnliste, für die man nichts weiter zu tun brauchte als die Augen zu schließen, wenn ein ukrainischer Bus die Grenze passierte, genauso wie es die Kollegen auf der ukrainischen Seite auch taten, nur dass diese noch weniger verdienten.
Als Sohn eines hohen kommunistischen Funktionärs aus Rumänien war Sherban in Bukarest und später in Moskau auf Eliteschulen gegangen. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in seiner Heimat kam er wie viele der verhassten Funktionäre in Haft. An diese Zeit wollte er unter keinen Umständen denken. Aber die brutalen Tätowierungen auf seinem Körper, die er täglich sah, wenn er vor dem Spiegel stand, erinnerten ihn immer wieder aufs Neue und mit aller Härte an die schlimmsten Monate seines Lebens.
Um viele dunkle Erfahrungen reicher und sowohl psychisch als auch physisch für den Rest seines Lebens deformiert, musste er nach seiner Entlassung natürlich Geld verdienen. Da er sich schon immer für Mode und Fitness interessiert hatte, betrieb er einen schwunghaften Handel mit gefälschten Kosmetikartikeln und Anabolika. Als jedoch der Sohn eines Oligarchen an Sherbans Aufputschmitteln qualvoll starb, interessierte sich plötzlich die russische Polizei für seine Geschäfte. Zum Glück hatte Sherban genügend Geld, um seiner Verhaftung zu entgehen, er konnte sich in die Slowakei absetzen.
Sein Pech war nur, dass einer der damals mit seinem Fall befassten Moskauer Polizisten in die Privatwirtschaft gewechselt war und ausgerechnet in Bratislava einen Club eröffnet hatte, für den er die Mädchen von Madonna Models wollte. Sherban hatte sich zunächst geweigert, doch als er mit Nachdruck darauf hingewiesen wurde, dass nach wie vor ein russischer Haftbefehl gegen ihn existierte, musste er wohl oder übel eine Geschäftsbeziehung mit dem Ex-Polizisten eingehen, um seine Haut zu retten.
Doch jetzt war keine Zeit, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, jetzt hieß es nach vorne zu blicken. Aus der Gesäßtasche seiner kunstvoll zerschlissenen Designerjeans fischte Sherban den Brief hervor, der ihn hier in dieses gottverlassene Nest geführt hatte, den Brief, der ihn dazu bewogen hatte, seinen teuren Dodge über schlechte Straßen zu lenken, den Brief, der ein neues Gesicht für Madonna Models brachte. Das passierte im Durchschnitt ein- bis zweimal im Monat und jedes Mal holte Sherban die Mädchen persönlich an der Grenze ab. Er achtete peinlich genau darauf, niemals eine Grenzstation zweimal hintereinander zu benutzen, deshalb war er auch schon seit einigen Monaten nicht mehr in Matovce gewesen, deshalb kam ihm der Ort auch noch trostloser vor, als er ihn in Erinnerung hatte.
Ein kleiner, schwarzweiß gefleckter Hund näherte sich kriecherisch, auf der Suche nach etwas Fressbarem. Mit einem angedeuteten Fußtritt verscheuchte Sherban den Köter, betrachtete das Foto des Mädchens, das in einem gottverlassenen Kaff irgendwo in der Ukraine einen Schönheitswettbewerb gewonnen hatte und jetzt von der großen Modelkarriere im Westen träumte. Kopfschüttelnd las er wieder den in
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