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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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der Po­li­zei­di­rek­ti­on und kram­te in ih­rer über­großen Hand­ta­sche nach dem Jä­ger­meis­ter, den sie in ei­nem Zug leer­te. Vor dem Rück­spie­gel kämm­te sie ihre dich­ten, dun­kel­blon­den Haa­re nach ei­ner Sei­te über die Wan­ge, zog den farb­lo­sen Lip­pens­tift nach und zün­de­te sich zum ers­ten Mal seit lan­ger Zeit wie­der eine Zi­ga­ret­te an.
    Ist ja so­wie­so egal!
    Ihre grün ge­spren­kel­ten Au­gen mit den schwe­ren Li­dern ver­lie­hen ihr ein kat­zen­haf­tes Aus­se­hen und als sie sich so mit der glim­men­den Zi­ga­ret­te zwi­schen den Lip­pen be­trach­te­te, hat­te sie den Ein­druck, die Fal­ten an den Mund­win­keln wären an die­sem Tag be­son­ders tief und aus­ge­prägt. Des­halb mach­te sie mit ih­rem Han­dy ein Foto die­ses ei­ge­nen Ver­falls vor dem Rück­spie­gel.
    Die­se Fo­to­do­ku­men­ta­ti­on des ei­ge­nen Ge­sichts ging jetzt schon in das fünf­te Jahr. Seit sie Sin­gle war, hat­te sie be­gon­nen, Selbst­por­träts zu schie­ßen, je­den Mo­nat ein Foto. Es war ihre fes­te Über­zeu­gung ge­we­sen, dass die­se Bil­der, die­se „Kim of De­struc­ti­on“, ihr den Weg in ein künst­le­ri­sches Da­sein eb­nen wür­den. Aber wie im­mer in ih­rem Le­ben, hat­te sich Kim auch da ge­täuscht, die Fo­tos in­ter­es­sier­ten nie­man­den und das Ka­pi­tel Kunst wur­de schwe­ren Her­zens ab­ge­hakt, statt­des­sen hat­te sie sich wie­der auf die Jour­na­lis­tik kon­zen­triert und war bei der „Mor­gen­post“ ge­lan­det. Dort hät­te sie ger­ne das Kul­turres­sort über­nom­men, aber das war be­reits vor Jah­ren ein­ge­spart wor­den, da­für hat­te man die Ge­richts­re­por­ta­gen aus­ge­baut und statt der Schön­heit gab es für sie ab die­sem Zeit­punkt nur noch das Elend.
    Im­mer wie­der sah Kim auf die Di­gi­tal­uhr in ih­rem Wa­gen, ver­glich die An­zei­ge mit ih­rer Arm­band­uhr, um sich zu be­ru­hi­gen. Wie im­mer war sie viel zu früh ge­kom­men, ob­wohl sie stän­dig Angst da­vor hat­te, zu spät zu ei­nem Pres­se­ter­min zu kom­men, un­vor­be­rei­tet und Stun­den zu spät zu er­schei­nen und das In­ter­view zu ver­sau­en, den Job und die Woh­nung zu ver­lie­ren und in dem schwar­zen Schlamm zu ver­sin­ken, den sie sonst nur flüch­tig streif­te, und plötz­lich ganz tief un­ten zu lan­den.
    MP3-Re­cor­der, Pres­se­aus­weis, das Han­dy mit dem hoch­auf­lö­sen­den Ob­jek­tiv, den vor­ab ge­mail­ten Pres­se­text der PR-Ab­tei­lung der Po­li­zei im Kopf, wie im­mer war Kim gut vor­be­rei­tet und hat­te al­les im Griff – oder doch nicht? Er­neut über­prüf­te sie den In­halt ih­rer Hand­ta­sche, das ver­schwö­re­ri­sche Klir­ren der klei­nen Fläsch­chen ent­spann­te sie für einen kur­z­en Au­gen­blick. Sie re­ka­pi­tu­lier­te den Pres­se­text ohne nen­nens­wer­te Hän­ger, ihr Ge­dächt­nis war also in Ord­nung, der Aus­set­zer vor ei­ni­gen Ta­gen ein dum­mer Zu­fall, der auf Stress und Über­ar­bei­tung zu­rück­zu­führen war. Al­les war auf Schie­ne.
    Mit der Zi­ga­ret­te im Mund­win­kel stieg sie aus ih­rem Wa­gen und zog den Reiß­ver­schluss ih­rer Bi­ker-Le­der­jacke bis ganz nach oben. Mit ei­ner ele­gan­ten Hand­be­we­gung schnipp­te sie die bis zum Fil­ter ab­ge­rauch­te Kip­pe in eine Pfüt­ze, wo sie zi­schend ver­lösch­te, wie ein ab­ge­leg­ter Lieb­ha­ber, des­sen Feu­er ver­glüht ist. Dich­ter, die Luft ab­schnüren­der Ne­bel um­hüll­te sie. In die­ser schmie­ri­gen Ne­bel­sup­pe fühl­te sie sich be­schützt und ge­bor­gen, sie kann­te das The­ma der Pres­se­kon­fe­renz, hat­te sich be­reits Fra­gen zu­recht­ge­legt, doch als die von Smog und Ab­gas­en ge­schwärz­ten Wasch­be­ton­wän­de des Po­li­zei­prä­si­di­ums vor ihr aus dem Grau auf­tauch­ten wie Un­heil brin­gen­de Ge­spens­ter von Op­fern und Tätern, war es vor­bei mit ih­rer Si­cher­heit. Sie fühl­te sich wie­der wie auf ei­ner Büh­ne mit hun­der­ten von lau­ern­den Au­gen­paa­ren, die aus dem Dun­kel des Zuschau­er­raums ge­bannt dar­auf war­te­ten, sie bei ei­nem Feh­ler, ei­ner falschen Be­we­gung zu er­tap­pen.
    Auf der Su­che nach ei­nem Kaf­fee­au­to­ma­ten, um sich ein

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