Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
deine müden Scherze!“, fuhr ihn Kim bissig an. Schnell zuckte überrascht zurück und rutschte von ihrem Schreibtisch.
„Du hältst dich wohl für etwas Besseres, Kim. Aber du bist nur eine kleine Gerichtsreporterin.“
Kim setzte ihren Schlafzimmerblick auf und säuselte: „War’s das, mein Süßer? Ich muss zu einer Pressekonferenz!“
Achselzuckend drehte sich Schnell um und verschwand wieder hinter seinem Paravent. Kim lächelte, als sie sich auf den Weg zur Pressekonferenz machte. Der Auftritt hatte doch sein Gutes gehabt, denn sie hatte völlig auf das Pochen in ihrem Kopf vergessen.
Verbrechen und Mord, zwischen diesen beiden Polen bewegte sich das Leben von Kim. Verbrechen und Mord, diese beiden Worte waren Symbole für Verzweiflung und Hysterie, für Gier und Hass, für Gewalt und Erniedrigung, für Zerstörung und Auslöschung.
Für Kim bedeutete es, zwischen diesen beiden Polen, die sich wie träge Mühlsteine aufeinander zubewegten, nicht zerrieben zu werden. Jeder Tag forderte sie erneut, jeder Tag saugte ein wenig Kraft aus ihrem Körper, jeder Tag verhärtete ihr Herz ein Stück mehr. Jeden Morgen, wenn sie von ihrem Handy geweckt wurde und sie sich wie zerschlagen fühlte, wenn sie sich in ihrer Single-Wohnung alleine einen Kaffee braute, dabei manchmal an lang zurückliegende Liebschaften dachte, musste sie sich von Neuem motivieren und auf die Suche nach deprimierenden Schicksalen machen, die sich zu fetten Schlagzeilen verdichten ließen.
Am wichtigsten war aber das gleichgültige Dahintreiben, knapp über dem Boden dieser gewaltbereiten Stadt, nur gelegentlich gestattete sie sich eine Berührung mit den traurigen Existenzen. Dieses gelegentliche Antippen an tragischen Schicksalen bedeutete aber auch, dass sie mit den Jahren einen Panzer aus Coolness und Gleichgültigkeit zugelegt hatte. Das galt besonders, wenn sie ihre Interviews mit Hinterbliebenen oder Opfern führte.
Dieses Leben in der Dunkelheit mit nur sporadischen Ausflügen in eine harmonische Wirklichkeit hatte dazu geführt, dass sich in Kims hübsches Gesicht bereits mit Ende dreißig zwei scharfe Falten von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln eingekerbt hatten, zwar nur andeutungsweise und bei günstiger Beleuchtung leicht zu kaschieren, aber trotzdem waren sie vorhanden. Seltsamerweise konnte sie sich den Verfall ihres Gesichts in einigen Jahren nicht vorstellen, so weit würde es nicht kommen.
Sie versuchte, sich von den schrecklichen Schicksalen zu distanzieren, mit denen die „Morgenpost“ täglich ihre Leser fütterte und so mit allen Mitteln versuchte, die Auflage zu steigern. Denn um die finanzielle Situation der Zeitung war es alles andere als gut bestellt, deshalb erhoffte man sich auch mit der ausufernden Berichterstattung über den Pestalozzi-Mord einen Aufschwung, der beständig war und auch die nervösen Investoren überzeugen würde.
Aus diesem Grund hatte Kim auch am Morgen vor dem merkwürdigen Telefonat bereits einige Eckdaten des Pestalozzi-Mordes in dem bekannt reißerischen Stil der „Morgenpost“ formuliert, dazu ein Foto, dass Laura Pestalozzi am Höhepunkt ihres Erfolges bei der Krönung zur Miss World zeigte, und ein Foto ihres letzten Shootings, das die Zeitung dem Fotografen Mario Matto abgekauft hatte. Dieses Bild zeigte eine ungünstig ausgeleuchtete und daher deutlich älter als dreißig wirkende Laura Pestalozzi mit der Bildunterschrift „Angst vor dem Alter hat die Schönheit zerstört“. Ein peinlicher Text, wie Kim fand, aber das war nun einmal der Stil der Zeitung und die Leser mochten die plakative Aufmachung.
Jetzt saß Kim in ihrem Wagen auf dem Parkplatz vor
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