Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
und redete ununterbrochen auf Braun ein, um ihm seine bahnbrechenden Therapieansätze detailliert zu erläutern. Mitten in einer weitschweifigen Erklärung machte Goldmann plötzlich eine Pause und drehte sich irritiert zu der Putzfrau, die mit Kübel und Putzlappen bewaffnet immer näher rückte und ein Lied in einer fremden Sprache summte.
„Dieses Singen bringt mich völlig aus dem Konzept“, sagte er entschuldigend, hinkte hektisch gestikulierend zu der Putzfrau, die ihn zunächst verständnislos anstarrte, dann mit dem Kopf nickte und schließlich verstummte. Aus der Brusttasche seines Jacketts fischte Goldmann eine mit roten Flecken verschmierte Serviette und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Ist nur Ketchup“, murmelte er, als er Brauns irritierten Blick bemerkte. Goldmann atmete tief durch und pflanzte sich mit vor Begeisterung glänzenden schwarzen Augen direkt vor Braun auf. Schaler Kaffeeatem und feiner Speichelregen hüllten Braun ein, als Goldmann ihn an am Arm packte und vertraulich zu flüstern begann.
„Ich sehe, dass Sie noch immer Bedenken haben, Braun. Aber vertrauen Sie mir, Gregor Pestalozzi ist unser Mörder. Mein psychiatrisches Gutachten ist hieb- und stichfest.“
Gedankenverloren lächelnd ließ Goldmann jetzt Brauns Arm wieder los und holte eine Münze aus seinem Jackett, die er in den Schlitz des Kaffeeautomaten steckte. Während er auf seinen Kaffee wartete, wurde sein Tonfall immer enthusiastischer.
„Er ist ein Gewinn für die Wissenschaft. Wir werden völlig neue Erkenntnisse über das Asperger-Syndrom gewinnen. Gregor Pestalozzi ist das ideale Forschungsobjekt.“
Geräuschvoll schlürfte Goldmann den heißen Kaffee, bevor er gezielt den Schlusspunkt setzte. Triumphierend umklammerte er mit beiden Händen den leeren Kaffeebecher und drückte ihn geräuschvoll zusammen.
„Pestalozzi spielt noch immer die erste Partie von Fischer. Fischer hat die erste Partie verloren. Wird Gregor Pestalozzi diese Hürde meistern und den Verlust der Partie positiv verarbeiten? Dann wäre er im Prinzip geheilt! So ist das nun einmal, junger Mann!“ Gönnerhaft klopfte Goldmann Braun dabei auf die Schulter und redete weiter.
Jetzt erst bemerkte Braun die Frau, die mit selbstbewussten, federnden Schritten auf sie zukam. Ihre dunkelblonde Mähne wippte im Takt und ihre schläfrigen Augen fixierten den Kaffeeautomaten. Natürlich kannte er sie. Sie war eine Journalistin, die ihn schon bei einigen seiner Fälle mit ihren niveaulosen Artikeln ziemlich genervt hatte.
Als Brauns Handy klingelte, brachte er Goldmann mit seinen langatmigen psychiatrischen Erläuterungen mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Ist etwas Wichtiges!“, sagte er entschuldigend und seine Miene verdüsterte sich, als er die Nummer auf dem Display erkannte.
Am Telefon war Margot, seine Ex-Frau, die ihren – wie er fand – scheußlichen Vornamen immer französisch, also ohne das „T“ aussprach. Margot, die Mutter seines dreizehnjährigen Sohnes Jimmy, den er seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Margot, mit der er einen erbitterten Sorgerechtsstreit um seinen Sohn geführt hatte. Margot, die vor Kurzem plötzlich wieder in seinem Leben aufgetaucht war, weil Jimmy in der heftigsten Pubertät war und sich ganz hochtrabend auf Spurensuche nach seinem Vater begeben wollte. Was im Klartext soviel hieß wie: Er würde ab jetzt bei seinem Vater wohnen, da ihm seine Mutter einfach auf die Nerven fiel.
Jetzt durchzuckte Braun auch siedend heiß die Erkenntnis, dass er total auf seinen Sohn vergessen hatte. Wie immer, die Familie stand oft ganz hinten auf seiner Prioritätenliste und so hatte
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