Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
an und drückte ab.
„Peng!“
Obwohl die Waffe nicht geladen war, ließ ihn der Rückstoß jedes Mal beinahe zurück ins Zimmer fallen.
„Peng!“ Sniper killt nächtliche Autofahrer!
Das wäre einmal eine Schlagzeile für diese verschlafene Stadt! Da würde sein Vater aber ganz schön schlucken und sich Vorwürfe machen.
Geschieht ihm ganz recht, warum bleibt er nicht einfach zu Hause, sondern lässt mich allein.
Die Waffe lag schwer und glänzend in seiner Hand und die kalte Nachtluft ließ ihn frösteln, aber er wollte nicht wieder zurück in sein warmes Zimmer, das im gedämpften Licht der Nachttischlampe im Grunde ganz gemütlich aussah, für ihn aber dieselbe Atmosphäre wie ein Hotelzimmer verströmte. In der Fensterscheibe spiegelte sich sein Gesicht und er konnte den rasierten Teil seines Kopfes deutlich erkennen. Immer wieder legte er die Mündung der Pistole an den rasierten Teil seines Schädels.
„Peng!“ – so einfach wäre das.
Mit diesem Haarschnitt würde er seinen Vater schon zu einer Reaktion provozieren, wenn auch zu einer negativen. Aber besser so als gar kein Statement. Im Badezimmer hatte er sich zuvor die Haare auf der rechten Seite oberhalb der Schläfe radikal abrasiert, die Strähnen dann mit dünnem Bindfaden umwickelt und in seinem Rucksack verstaut.
Barfuß war er ins Wohnzimmer getappt, hatte „Your funeral, my trial“, die Doppelmaxi von Nick Cave, aus dem Regal gezogen – cooler Titel, dachte Jimmy. Dann noch verschiedene Nick-Cave-LPs bis zu Nirvana „Unplugged“ – dahinter war der Safe, in dem sein Vater die Pistole aufbewahrte. Jimmy hatte ein fotografisches Gedächtnis, das er von seinem Vater geerbt hatte und so war es auch nicht besonders schwierig für ihn gewesen, sich die richtige Safekombination zu merken, als er seinen Vater beobachtet hatte.
„Peng!“ Er zielte auf die Eingangstür und drückte ab. Das trockene Klacken des Bolzens riss ihn aus seiner Trance.
Eine Zeit lang chattete er auf Facebook, machte mit dem Handy ein Foto seiner neuen Frisur und lud es hoch, doch irgendwie langweilte ihn diese virtuelle Kommunikation. Planlos surfte er durch diverse Homepages, bis er bei den „Wahren Werten“ landete, das hatte er im Hinterkopf auch vorgehabt, es sich aber natürlich nicht eingestanden, dass er hören wollte, was sein Vater nach Mitternacht bei diesem beknackten Internetradio so trieb. Aus den Lautsprechern seines Laptops drang blechern die Stimme seines Vaters. Während er konzentriert den manchmal wütenden, dann wieder besänftigenden Worten seines Vaters lauschte, der gerade einen Anrufer in der Leitung hatte, landete eine schwarze Taube auf dem Fenstervorsprung oberhalb seines Fensters mit einem leisen Gurren, beugte den Kopf nach unten und blickte Jimmy erwartungsvoll an.
Als der Anrufer fertig war und die Musik einsetzte, holte sich Jimmy ein Stück Brot aus der Küche, zerbrach es sorgfältig und streute die Krümel auf das Fensterbrett. Die Taube trippelte vorsichtig näher, pickte die Brotkrumen schnell auf, ohne Jimmy aus den Augen zu lassen.
„Coole Sendung, die mein Alter da macht!“
Die Taube neigte den Kopf, gurrte leise und flog davon. Jimmy war sich ziemlich sicher, dass es Damian gewesen war. Phil hatte sie so abgerichtet, dass sie auch nachts flog und wieder auf das Dach zu ihm zurückfand. Übermorgen würde er Phil die Pistole vorbeibringen, so wie es vereinbart war. Auch die Schachtel mit den Patronen hatte er aus dem Safe genommen. Genauso wie Phil es ihm aufgetragen hatte. Trotzdem hatte er irgendwie ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, wenn er an Phils Worte dachte: „Mit einer Pistole ohne Patronen kannst du niemanden umbringen, mein
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