Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Gerichtsmediziner eine internationale Größe und Braun arbeitete am liebsten mit ihm zusammen.
Jetzt wartete Adrian nur noch darauf, die Leiche mitzunehmen und genauer zu untersuchen. Doch noch musste er sich gedulden, denn Braun hatte wie immer darauf bestanden, dass der Tatort im Originalzustand zu bleiben hatte, denn nur so konnte er sich ein genaues Bild vom Tathergang machen.
„Die Leiche ist meiner Einschätzung nach zwischen 25 und 30 Jahre alt. Sie hat mehrere Einstiche und Hämatome in der linken Armbeuge, verursacht wahrscheinlich durch fixe Kanülen, die ihr gelegt wurden.“ Adrian schüttelte den Kopf, während er die Leiche betrachtete.
„So wie es aussieht, erfolgte ihr Tod durch Ersticken.“ Er machte eine Pause.
„Ach ja, als man ihr diese Flügel an die Schultern genäht hat, da war sie aller Wahrscheinlichkeit noch am Leben.“ Er tippte auf das geronnene Blut, dann erhob er sich und ging zur Rolltreppe. „Näheres gibt’s morgen nach der Obduktion!“, rief er noch und war auch schon verschwunden.
„Danke, Paul!“ Braun kniete sich neben die Leiche, die noch genauso in der Embryonalstellung auf dem Boden lag, wie sie aus dem Koffer gefallen war. Mit spitzen Fingern in Latexhandschuhen tippte er auf die Plastikfolie, die über den Kopf der Toten gezogen war.
„Habt ihr den Kopf schon fotografiert?“, rief er einem Mann der Spurensicherung zu. Als der Mann nickte, zog Braun vorsichtig die Plastikfolie vom Kopf des Mädchens. Durch die eng anliegende Folie hatten sich die Züge verzerrt und ein Streifenmuster hatte sich tief in die Haut eingegraben, sodass das Gesicht mehr einer Fratze glich. Trotzdem blinkte kurz ein Bild in Brauns Gedächtnis auf, als er das entstellte Gesicht sah, doch er konnte es kein zweites Mal abrufen.
Überall standen noch die Kärtchen der Spurensicherung, die Männer und Frauen in ihren weißen Overalls fotografierten und tüteten konzentriert alles ein, was auch nur im Entferntesten für die Ermittlungen von Bedeutung sein konnte. Braun trieb sie zur Eile an, damit die zahlreich vorhandenen Spuren so schnell wie möglich im Labor ausgewertet werden konnten.
Dann waren die Assistenten von Paul Adrian am Zug, die sich diskret im Hintergrund gehalten hatten und darauf warteten, dass Braun die Leiche zum Abtransport freigab. Er nickte einmal kurz mit dem Kopf und beobachtete, wie das dünne Mädchen vorsichtig auf die Plastikdecke gebettet wurde, deren seitliche Ränder wie bei einem Schlafsack zusammengezippt werden konnten. Die Haarsträhnen, die bei jeder Bewegung der Träger mitwippten, die vorne abstehenden Vogelfedern, die der Mörder wie Dartpfeile auf Nägel gebunden und dem Mädchen in die Brust gerammt hatte, waren teilweise abgeknickt und zerfleddert, die an den Schultern grob angenähten Flügel – all das war jetzt knallharte Realität und nicht mehr nur ein gemailtes Bild, zu dem man noch ein wenig Distanz herstellen konnte. Das hier war die brutale Verwirklichung einer zutiefst gestörten Phantasie, dem kranken Hirn jener Person entsprungen, die ein beschissener Zeitungsartikel geweckt hatte und die auf diese abartige Weise Brauns Freundschaft gewinnen wollte.
*
Jetzt, da sein Mädchen gerettet und erlöst war, fand er den Ort melancholisch und ruhig. Die Fliesen glänzten wieder wie zuvor und die Passanten eilten nichts ahnend über den Platz, an dem noch zuvor der Koffer gestanden hatte mit seinem Mädchen, das jetzt endlich gerettet war. Sollten sie doch die eine oder andere Idee haben, sollten sie doch glauben, sie hätten eine Spur. Die Wahrheit war, es bedeutete ihm nichts mehr. Er hatte das Mädchen gerettet, hatte sie aus der Dunkelheit ihrer Verderbtheit in das Licht
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