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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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kon­trol­lier­te.
    Nach­dem sich bei­de wie­der be­ru­higt hat­ten, setzten sie sich an den Ameis­en­tisch und Anna erzähl­te ihm von dem Job für Roy­al In­ter­na­tio­nal und – nach ei­ner be­deu­tungs­vol­len Pau­se – auch da­von, dass von dem Auf­trag der Be­stand ih­rer Agen­tur ab­hing. Ir­gend­wie froh, sich al­les von der See­le ge­re­det zu ha­ben, gab sie Braun zum Ab­schluss noch einen Kuss auf die Wan­ge, wie es eben un­ter Krea­ti­ven üb­lich war. An den wacke­li­gen Emp­fangstre­sen ge­lehnt, dreh­te er sich noch ein­mal zu Anna um und sag­te be­wusst bei­läu­fig: „Ach üb­ri­gens, habe ich ganz ver­ges­sen zu er­wäh­nen! Ri­chard Marx, dein Art­di­rec­tor, re­cher­chiert für mich ei­ni­ge Back­ground­sto­rys über Roy­al In­ter­na­tio­nal.“ Has­tig öff­ne­te er die Glas­tür und ver­schwand blitz­ar­tig im Foy­er.
    Als er schon auf dem un­te­ren Trep­pen­ab­satz war, hör­te er Anna von oben durch das Trep­pen­haus ru­fen: „Tony Braun, du schaffst es im­mer wie­der, dass ich dich un­sym­pa­thisch fin­de!“
    Doch ir­gend­wie klang sie nicht wütend.

7. Linz / Pal­ma: Die drit­te Nacht

    Et­was war an­ders. Die Aus­drucke la­gen aus­ge­brei­tet auf der matt glän­zen­den, ge­bürs­te­ten Stahl­plat­te der Kochin­sel, ge­knickt und ab­ge­grif­fen und in kras­sem Ge­gen­satz zu dem ge­styl­ten Apart­ment. Auch die Bil­der auf den Aus­drucken stan­den in kras­sem Ge­gen­satz zu den ex­akt an­ge­ord­ne­ten De­si­gnele­men­ten über­all in dem weit­läu­fi­gen Raum. Das Apart­ment si­gna­li­sier­te Reich­tum, Ge­schmack, Kul­ti­viert­heit und Le­ben, die Bil­der zeig­ten Ver­fall, Er­bärm­lich­keit, Ar­mut und Tod.
    Et­was war an­ders. Mit bei­den Hän­den auf die Kochin­sel ge­stützt, starr­te Tat­ja­na Dra­ko­vic auf die Bil­der, ver­such­te, einen Sinn dar­in zu fin­den, einen Zu­sam­men­hang, den auch sie ver­stand. Fünf die­ser grau­en­haf­ten Fo­to­ko­pi­en hat­te sie schon er­hal­ten: wei­ßes Ko­pier­pa­pier, im­mer die­sel­ben Mo­ti­ve. Am Com­pu­ter be­ar­bei­te­te Fo­tos von Lei­chen, die im luft­lee­ren Raum zu schwe­ben schie­nen, ohne Hin­ter­grund, ohne Bo­den, nur Tote mit auf­ge­ris­se­nen Mün­dern, lee­ren Au­gen, mit zer­fetzter Klei­dung, ver­krampf­ten Fin­gern und dunklen Blut­flecken
    Et­was war an­ders. Der letzte Aus­druck zeig­te die Lei­che ei­nes klei­nen Mäd­chens mit ver­filztem dunklen Haar von hin­ten, im Ge­nick ein großer dunk­ler Blut­fleck, der sich über den Bo­den zu ei­nem schwar­zen See aus­ge­brei­tet hat­te, das Bild war pe­ni­bel frei­ge­s­tellt, der Um­ge­bung ent­ris­sen, so­dass Kind und Blut­la­che fried­lich in ei­nem wei­ßen Nichts schweb­ten.
    Et­was war an­ders. Es war der Kopf hin­ter dem Mäd­chen, der das Sys­tem durch­brach, der Kopf ei­nes Man­nes, der kör­per­los über dem Kind schweb­te, vier­schrötig, wie eine häss­li­che Son­ne, der Kopf ei­nes Man­nes, den sie nur zu gut kann­te, der Kopf ei­nes Man­nes, der ihr Cou­sin war, der Kopf von Mi­lan Dra­ko­vic.
    „Es ist der Obo­lus zu ent­rich­ten, nur dann ist der Fähr­mann be­reit, den Fluss zu que­ren und an das an­de­re Ufer über­zu­set­zen.“
    Der Text stand un­ter­halb der Lei­che des Kin­des. Der Text als Ab­schluss ei­ner grau­en­haf­ten In­sze­nie­rung, der Text als Bot­schaft, als Auf­for­de­rung, als Tat­sa­che, als Be­grün­dung, als Er­klärung – nur wo­für?
    Ne­ben den Aus­drucken fun­kel­ten sie­ben klei­ne ge­schlif­fe­ne Wod­kaglä­ser im Licht, stan­den in ei­ner Rei­he auf der ge­bürs­te­ten Stahl­plat­te der Kochin­sel, fünf wa­ren schon leer und zwei noch bis zum Rand mit Wod­ka ge­füllt.
    Tat­ja­na Dra­ko­vic nahm das sechs­te Glas, stürz­te es in ei­nem Zug hin­un­ter, der Al­ko­hol trieb ihr Trä­nen ins Ge­sicht und sie schüt­tel­te sich, als die bren­nen­de Flüs­sig­keit durch ihre Blut­bahn ras­te. Ihre Au­gen pen­del­ten zwi­schen Te­le­fon und Aus­drucken hin und her, ver­harr­ten dann auf den wi­der­li­chen Fo­tos der Lei­chen. Sie fi­xier­te sie mit ih­ren Au­gen so­lan­ge, bis die Kon­tu­ren ver­schwam­men, bis sich die Bil­der auf­lös­ten,

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