Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Motor aufheulen und dachte an das gestrige Gespräch mit Tony Braun.
Der Mann war besessen von diesem Bogdan Drakovic. Beschwörend hatte er auf sie eingeredet, ihr ständig eingeschärft, die Augen offen zu halten und ihm über jede Kleinigkeit aus der Royal-Zentrale zu berichten. Als er ganz nebenbei einwarf, dass Anna im Zuge des Briefings geheime Informationen aus Bogdan Drakovic herauslocken könnte, hatte sie empört abgewinkt. Tony Braun schien nicht zu begreifen, dass der Job für Royal International für sie wichtig war und es um ihre Existenz ging. Für ihn zählten nur Informationen und Indizien, damit er einen Verdächtigen an seinen Verhörtisch bekam und in die Mangel nehmen konnte. Denn bei seinen Verhörmethoden war er sicher nicht zimperlich, das konnte sie sich schon denken.
Jedenfalls hatte sie ihm zu verstehen gegeben, dass sie keine Polizistin war, dass sie eine Werbeagentur führte und kein Detektivbüro. Tony Braun solle sich gefälligst um seinen eigenen Kram kümmern, der mögliche Job sicherte das finanzielle Überleben der Agentur. Deshalb lasse ich mich auch auf keine Spielchen ein, dachte sie. Trotzdem war sie nicht wütend auf ihn, denn er hatte ihr wieder die Augen über ihren Vater geöffnet und ihr gezeigt, was für ein kranker Mensch er doch war. Das war fair gewesen und vielleicht konnte sie Tony Braun ja die eine oder andere Information geben, wenn sie zufällig darüber stolperte.
Sie passierten unglaublich hässliche Plattenbauten, die jetzt von Asylanten und Leiharbeitern bewohnt wurden, und schließlich tauchte ein auf Stelzen stehendes, zylinderförmiges Gebäude auf. Früher einmal war das Areal eine Verladestation für die riesigen Stahlträger gewesen. Jetzt erinnerten nur noch die unter dem Gebäude verlaufenden rostigen Schienen und ein überdimensionierter, lang gestreckter und funktionsloser Kran an frühere Zeiten. Nichts wies auf ein international agierendes Unternehmen hin, das im Begriff war, an die Börse zu gehen, nur ein diskretes Stahlschild auf dem Parkplatz zeigte ihnen, dass sie richtig waren.
„Sieht ja ziemlich schräg aus“, murmelte Richard und verrenkte sich mit der Zigarette im Mund den Hals, um das Gebäude in seinen gesamten Ausmaßen zu erfassen.
„Drück die Zigarette aus, das macht keinen guten Eindruck!“, befahl ihm Anna, die nervös auf ihre Uhr sah. Sie waren schon fünf Minuten zu spät.
Lautlos öffnete sich ein gläsernes Tor und sie betraten eine Halle, von der man hinauf in die Galerien der einzelnen Stockwerke sehen konnte. Ein vollkommen aus Glas gebauter, eisblau beleuchteter Liftschacht verband die einzelnen Ebenen.
Hinter dem Empfangstresen erstreckte sich eine riesige gold gefärbte Wand – mit einem integrierten „R“ –, die entfernt an eine überdimensionierte Matratze erinnerte und deren Zweck es war, den Schall in der riesigen Halle zu filtern.
„Diese Ausweise bitte gut sichtbar anstecken!“, befahl eine gestylte Empfangsdame und reichte ihnen laminierte rote Kärtchen mit einem großen V für Visitor. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine große blonde Frau im Businesskostüm auf. Unter dem Arm trug sie eine Mappe mit dem Logo von Royal International.
„Bitte folgen Sie mir“, sagte sie, ohne sich vorzustellen, wandte sich sofort zum Lift, mit dem sie schweigend in die oberste Ebene glitten. Vor einer massiven stählernen Doppeltür blieb sie stehen und wies einladend hinein.
„Sie werden erwartet!“
Der Besprechungsraum war so groß, dass es Anna beinahe den Atem verschlug. Das durch hohe, schmale Fenster hereinströmende Licht zerhackte den Raum in helle und dunkle Streifen. Ganz hinten am Kopf
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