Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
gab keine andere Möglichkeit!“, redete er weiter und strich sich wie gewohnt mit beiden Händen durch seine Haare. „Im Nachhinein tut es mir leid! Verstehst du, es tut mir leid!“
„Ich kann auf Ihr Mitleid verzichten und hören Sie auf, mich zu duzen! Ich bin nicht Ihr kleines Mädchen!“, fauchte sie ihn an, stemmte die Arme in ihre Hüften und streckte sich übertrieben. Jetzt waren sie beide fast gleich groß und standen sich gegenüber, wortlos, angespannt, jederzeit bereit, etwas zu tun, was sie später bereuen würden.
„Dieser Mann schadet Ihrem Vater!“, nahm er einen neuen Anlauf. „Bogdan Drakovic geht über Leichen! Er wird auch Ihren Vater noch weiter in den Abgrund reißen! Ich weiß es!“
Seine insistierende Stimme schien sie nachdenklich zu stimmen.
„Bleiben wir doch besser beim Du“, sagte sie plötzlich unvermittelt. „Seltsam, mein Vater hat mich heute Morgen angerufen, ich habe seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Er hat meiner Agentur einen Auftrag bei Royal International vermittelt und dabei auch den Namen Drakovic erwähnt.“
„Scheiße, Scheiße, Scheiße! Du arbeitest für Royal International?“ Braun ging zur Rostbar hinüber, betrachtete die Ansammlung leerer Weinflaschen und den Staub, der alles mit einer dünnen Schicht bedeckt hatte. Fast wie bei mir, dachte er, drehte sich dann wieder zu ihr um und seine Vergangenheit ging ihm durch den Kopf: Seine Zeit bei der Drogenfahndung und die Durchsuchung eines Bauernhofes, in dem ein kleines Ecstasy-Labor eingerichtet war und die merkwürdige Begründung des Dealers, dass er auf diese Weise die Schulden seines toten Bruders abarbeiten musste, der sich wegen eines korrupten Politikers erhängt hatte. Er war damals noch ein Gerechtigkeitsfanatiker, recherchierte den Fall und stieß auf Stanislaus Lange und eine Mauer des Schweigens. Seine Entscheidung, die Presse zu informieren, dass der Europaparlamentarier Stanislaus Lange Fördergelder veruntreut hatte, um seine Wettsucht zu finanzieren und dass ein unschuldiger Biobauer deshalb Selbstmord begangen hatte, bereute er heute. Aber dass die Staatsanwaltschaft in Zusammenarbeit mit Politikern die Sache unter den Tisch kehren wollte, um die EU-Skepsis der Bürger nicht noch weiter zu verstärken, und dass wie immer alles im Sande verlaufen wäre, das war damals einfach zu viel für ihn. Er spielte einer großen Boulevard-Zeitung Informationen zu, vergaß dabei aber auf seine Anonymität zu pochen. Die Zeitung veröffentlichte darin sein Foto mit der Bildunterschrift „Der Unbestechliche“. Er hatte zwar sein Ziel erreicht, Stanislaus Lange mit Hilfe des Boulevards um seinen lukrativen Posten zu bringen, aber in den oberen Polizeikreisen nahm man ihm das ziemlich übel. Doch bevor es zu irgendwelchen Disziplinarmaßnahmen kam, wurde EUROPOL auf ihn aufmerksam und lud ihn zu verschiedenen Screenings ein.
Daran musste er denken und auch daran, dass Anna Lange „Schwein!“ geschrieen hatte, als er ihr zum ersten Mal begegnete. „Schwein! Du hast unsere Familie zerstört!“ Sie stand kurz davor zu explodieren und das imponierte ihm, dafür beneidete er sie, dieses Kämpfen für ein bisschen Glück, für Geborgenheit, für Sicherheit, wie sie eben nur eine Familie bieten konnte. Vielleicht spielte er gerade deshalb damals den coolen, den abgebrühten, den unbestechlichen Polizisten und warf sie aus seinem Büro.
Jetzt begegnete er ihr wieder und sie hatte sich nicht verändert, wie damals war sie überaus originell gekleidet und von einer eigenwilligen Schönheit, die erst dann zum Vorschein kam, wenn sie ihren Emotionen freien Lauf ließ und sich nicht ständig
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