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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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bis nur noch eine un­de­fi­nier­ba­re Mas­se vor ih­ren Au­gen tanzte, bis sie glaub­te, auf die­se Wei­se al­les un­ge­sche­hen zu ma­chen, aus ei­nem bö­sen Traum zu er­wa­chen und in eine pas­tel­li­ge, si­che­re Welt zu­rück­zu­keh­ren. Aber das war ein Irr­tum.
    Die Bil­der wa­ren Rea­li­tät, ge­nau­so wie das De­si­gnte­le­fon, das sie höh­nisch an­zuschrei­en schi­en:
    Ruf an! Ver­schaf­fe dir Klar­heit! Su­che die Wahr­heit! Tat­ja­na Dra­ko­vic wuss­te, dass sie jetzt ih­ren Va­ter Igor an­ru­fen muss­te, ihm von den Bil­dern, be­son­ders von dem letzten Bild, dem mit dem to­ten Mäd­chen und dem Kopf von Mi­lan, erzählen und ihn fra­gen muss­te, wel­che Be­wandt­nis es da­mit hat­te. Sie muss­te ih­ren Va­ter fra­gen, durf­te sich nicht mit Small­talk und Aus­flüch­ten zufrie­den ge­ben, muss­te die Wahr­heit er­fah­ren.
    Sie stürz­te den In­halt des letzten Wod­ka­g­la­ses hin­un­ter, nicht mehr als sie­ben Glä­ser in ei­ner ein­sa­men Nacht hat­te sie sich als Li­mit ge­setzt, als The­ra­pie ge­gen ihre Angst, ge­gen das Grau­en, das sich in ih­rem Den­ken ein­ge­nis­tet hat­te. Aber woll­te sie über­haupt die Wahr­heit wis­sen? Woll­te sie nicht ein­fach wei­ter­le­ben, ein­ge­bet­tet in den wei­chen Ko­kon der Fa­mi­lie, woll­te sie nicht die Si­cher­heit von Macht und Lu­xus? Denn was war sie ohne Bru­der, Va­ter und Tan­te? Ohne ihre Fa­mi­lie war sie al­lei­ne, das wur­de ihr schlag­ar­tig be­wusst, als der Wod­ka ihr Den­ken schärf­te, sie war al­lei­ne, hat­te we­der Lieb­ha­ber noch Freun­de. Tat­ja­na Dra­ko­vic war ein­sam, so ein­sam, dass sie manch­mal schrie, wenn sie abends in ihr lee­res Lu­xu­s­a­part­ment fuhr, die Ein­gangs­tür auf­sperr­te, um die grau­en­haf­te Stil­le zu ban­nen, die ihr ent­ge­gen­schlug. Es war wie eine Er­lö­sung, wenn sie mit ih­rem Va­ter, ih­rem Bru­der oder ih­rer ver­rück­ten Tan­te te­le­fo­nier­te oder nach Pal­ma de Mal­lor­ca auf eine Par­ty flog. Dann spür­te sie das Le­ben, glaub­te für die­se kur­z­en Mo­men­te im Schoß ih­rer Fa­mi­lie für alle Zei­ten si­cher zu sein. Das woll­te sie nicht aufs Spiel set­zen. Aber da gab es noch die Bil­der und den Mord an ih­rem Cou­sin Mi­lan. Sie muss­te Klar­heit ha­ben!
    Nach dem letzten Wod­ka fühl­te sie sich stark ge­nug, ih­ren Va­ter an­zu­ru­fen. Nach­dem sie die Kurz­wahl­tas­te ge­drückt hat­te, war sie je­doch wie­der das klei­ne Mäd­chen, auf der Su­che nach Lie­be und Ge­bor­gen­heit. Sie wünsch­te sich zu­rück in eine Zeit, als das Grau­en noch nicht ihre Ge­dan­ken ver­seuch­te und die Ein­sam­keit weit weg war.
    Am an­de­ren Ende der Lei­tung hör­te sie die her­ri­sche Stim­me ih­res Va­ters und be­griff schlag­ar­tig, dass sie nichts sa­gen wür­de, dass wie­der ein­mal nicht der rich­ti­ge Zeit­punkt für die Su­che nach der Wahr­heit war.
    *

    „Ich, Igor Dra­ko­vic, schwö­re, der Tod wird für den Mör­der von Mi­lan eine Gna­de sein. Wer auch im­mer das ge­tan hat, wird bit­ter be­zah­len.“
    Mit die­sen Wor­ten leg­te Igor Dra­ko­vic in sei­nem Stadt­pa­lais in Pal­ma de Mal­lor­ca den Hö­rer auf die alt­mo­di­sche Te­le­fon­ga­bel. Sei­ne Toch­ter Tat­ja­na hat­te mit ihm zu­nächst über den Mord an sei­nem Nef­fen dis­ku­tiert, war dann aber schnell wie­der auf die neu­en Clubs und Bou­tiquen von Pal­ma zu spre­chen ge­kom­men, hat­te den ober­fläch­li­chen Small­talk mit ei­nem „Die Fa­mi­lie muss jetzt zu­sam­men­hal­ten!“ und „Ich lie­be dich, Va­ter!“ be­en­det und das hat­te ihn ge­rührt.
    Ei­ni­ge Zeit blieb er noch re­gungs­los in sei­nem ab­ge­dun­kel­ten Ar­beits­zim­mer ne­ben dem Te­le­fon sit­zen und Er­in­ne­rungs­fet­zen aus ei­ner längst ver­ges­se­nen Zeit tauch­ten auf, ver­schwan­den wie­der, ohne dass er sie zu ei­nem kla­ren Bild for­men konn­te. Von drau­ßen war ge­dämpf­ter Straßen­lärm zu hören und durch die Rit­zen der ge­schlos­se­nen Holz­lä­den drang das Mond­licht her­ein und warf mes­ser­schar­fe Leucht­spu­ren auf den schwar­zen Mar­mor­fuß­bo­den.
    Ener­gisch stemm­te sich Igor Dra­ko­vic aus dem üp­pig mit Gold­de­kor

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