Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Scheinwerfer glitt über die Mädchen, machte ihre zerplatzten Träume für Sekundenbruchteile wieder lebendig. Durch das gleißende Licht wurde Klein aus seiner Trance gerissen, er kniff die Augen zusammen, drehte sich mitsamt seiner Armbrust zum Gewölbeeingang und sah seine Mädchen in dem grellen Schein.
„Meine Mädchen, wie schön ihr doch seid“, stammelte er verzückt und ließ seinen Arm mit der Armbrust schwer nach unten sinken.
Braun griff schnell in die Brusttasche seiner Jacke, zog das Bild mit der Schwarzen Madonna von Kiew so weit heraus, dass Marusha es erkennen konnte. Ihr zerschlagenes Gesicht glühte förmlich und Braun fing ihren Blick auf. Beinahe unmerklich blinzelte sie mit den Lidern und Braun verstand sofort. Er sah, wie sie ihr unverletztes Beins anspannte und mit der Fußspitze versuchte, die Pistole, die vor ihr am Boden lag, in seine Richtung zu kicken.
Das Geräusch der über den glatten Felsboden schlitternden Pistole ließ Klein herumwirbeln. Mit seiner Armbrust zielte er direkt auf Braun und schoss. Braun sah Kleins wutverzerrtes Gesicht, sah den gekrümmten Zeigefinger, sah den Pfeil mit einem surrenden Geräusch aus der Führungsrinne schnellen, sah die glänzende, Tod bringende Spitze auf sich zurasen und reagierte instinktiv.
Er ging in die Knie und sprang nach vorne auf seine Pistole zu. Der Armbrustpfeil streifte ihn nur mehr an seiner Schulter, dann krachte er auf den Boden. Er ergriff seine Pistole, rollte sich herum und sah, dass Klein schon einen neuen Pfeil eingelegt hatte und die Armbrust hektisch spannte. Ohne auch nur einmal nachzudenken, schoss Braun auf Klein. Von der Wucht der Kugeln wurde Klein zurückgeschleudert und knallte mit seinem Rücken gegen den Mirrorball, der in tausende kleine Stücke zersplitterte. In diesem Meer aus funkelnden Splittern versank Klein und wurde von den Scherben wie auf einem Nagelbrett aufgespießt.
*
Er lag mit halb geschlossenen Augen auf dem Boden und jede Bewegung bereitete ihm große Schmerzen. Auf dem Rondell hörte er laute Stimmen, die die beinahe klösterliche Stille in dem Gewölbe störten. Unauslöschlich hatten sich die Mädchen auf seine Netzhaut eingeätzt – seine Mädchen. Wie schön sie doch waren und wie friedvoll sie in ihren Nischen ruhten. Er wusste, dass sie nur auf ihn warteten, auf ihren Erlöser. Er würde sie anführen, wenn sie gemeinsam in unbekannte Welten aufbrachen und sie würden ihm bedingungslos folgen, dorthin, wo es keinen Tag und keine Nacht gab, kein Licht und keine Dunkelheit, kein Gut und auch kein Böse.
Ein Gesicht tauchte plötzlich vor ihm auf, zunächst verschwommen, dann gewann es langsam an Konturen, wurde zum Gesicht seines Freundes. Er sah, wie sich der Mund seines Freundes bewegte, konnte aber nichts hören oder verstehen und langsam löste sich diese Welt vor seinen Augen in einem grauen Nebel auf. Doch aus einem anderen Schattenreich tauchten plötzlich seine Mädchen auf. Sie umringten ihn wütend und in ihren toten Augen loderte der Hass. Mit ihren von den Ratten abgenagten Knochenhänden stießen sie ihn immer weiter zurück in die eisige Finsternis, wo er für immer alleine bleiben würde und es für ihn keine Erlösung gab.
53. Die Rückkehr der Schwarzen Madonna
„Klein ist tot“, sagte Tony Braun, der neben dem Toten kniete, zu Gruber, und richtete sich wieder auf. „Er war mein mörderischer Freund, der mir die verstörenden Mails geschickt hat.“ Nachdenklich strich er sich mit beiden Händen seine langen schwarzen Haare nach hinten. „Klein hat auch Lola oder Brigitta ermordet und alle diese Mädchen hier!“ Selbst für einen so abgebrühten Polizisten wie Braun war dieser Anblick der halb skelettierten Mädchen, die jetzt schutzlos ins
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