Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
näher an Braun heran. „Du erinnerst dich doch noch an den Zuhälter Petersen? Den du vor dem Knast bewahrt hast.“
„Natürlich erinnere ich mich an Petersen!“ Braun musste wieder an das hysterische Kreischen des Zuhälters auf den Eisplatten denken.
„Für Petersen arbeiteten drei Mädchen aus Moldawien. Eine von ihnen ist Lenka. Die Mädchen mussten nach oben in die Krell-Villa. Dafür wurden nur ausländische Mädchen ausgewählt.“
Gruber rückte noch näher und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Lenka habe ich vor der Disco in der Lenaupark City getroffen. Sie war auf der Suche nach Stoff und ich habe ihr welchen besorgt. Sie hat mir einfach leid getan. Die Kerle oben hatten sie hart rangenommen, sie war überall blutig, wollte aber aus Angst vor Petersen und der Fremdenpolizei keine Anzeige machen. Sie war komplett durch den Wind, denn ihre beiden Freundinnen waren gerade oben in der Krell-Villa verschwunden. Sind durch einen Spiegel und weg waren sie. Deshalb wusste Lenka auch darüber Bescheid.“
„Triffst du dich noch immer mit ihr?“ Braun rieb sich seine eiskalten Hände, doch der Frost, der schon die ganze Zeit sein Inneres vereiste, blieb.
„Wenn es so einfach wäre, Braun! Ich habe Lenka aus dem Laufhaus von Petersen mehr oder weniger entführt. Zunächst wollte sie nicht, aber dann hat sie eingesehen, dass es der einzige Weg ist, vom Heroin wegzukommen, wenn ich sie bei mir einsperre und sie auf Entzug geht! Deshalb war ich auch nicht zu erreichen. Ich musste mich um Lenka kümmern und ihren Zustand kontrollieren!“ Gruber packte Braun fest am Arm und drehte sich zu ihm. „Braun, sie hat es beinahe geschafft. Sie ist bald clean, verstehst du? Aber sie ist illegal in Österreich. Wenn sie jetzt weg muss, war alles umsonst!“
„Kann ich verstehen.“ Braun kratzte sich seinen Dreitagebart. „Gruber, warum machst du das eigentlich? Du bist doch sonst nicht so sozial. Weshalb engagierst du dich so für dieses Mädchen?“
„Weißt du, Braun, als ich jung war, hatte ich eine Freundin, die nach einer Überdosis ins Koma gefallen war. Ihr Vater hat mich angefleht, sie doch auf der Intensivstation zu besuchen, damit sie meine Stimme hören kann und vielleicht wieder aufwacht.“ Gruber schluckte und starrte auf den Metallboden des Bootes. Dann räusperte er sich und Braun konnte sehen, wie schwer es ihm fiel, weiterzusprechen. „Ich bin nicht hingegangen, habe mich einfach feig zu Hause verkrochen und sie ist kurz darauf gestorben. Ich war ein gottverdammter Feigling, Braun. Noch heute wache ich manchmal auf, weil ich von ihrem Vater geträumt habe. Nicht von meiner toten Freundin, sondern von ihrem Vater. Ich sehe immer sein enttäuschtes Gesicht vor mir, als ich mich geweigert habe, ins Spital zu gehen. Er war so maßlos enttäuscht von mir, denn ich habe ja seine Tochter getötet! Obwohl es nicht stimmt, aber er und ich, wir beide glauben das!“ Geräuschvoll atmete Gruber ein. „Das passiert mir kein zweites Mal, Braun. Deshalb muss ich Lenka retten, auch wenn ich selbst dabei draufgehe.“ Gruber schwieg und kratzte mit seinem abgebissenen Fingernagel den Rost von der Seitenwand des Bootes. Jetzt schien er die Kontrolle über sein Leben wieder erlangt zu haben, doch Braun wusste, dass die Fundamente, auf denen sie alle ihre Existenz aufbauten, so unsicher waren wie ihre Schritte auf dem Eis, das den Betonboden überzogen hatte und unter jedem ihrer Schritte bedrohlich knirschte und knackte.
54. Requiem für verschwundene Mädchen
Im Foyer der Krell-Villa traf Braun auf Oberstaatsanwalt Ritter, der soeben aus dem Besprechungsraum gekommen war, in dem noch immer Falk Weber mit seinen Anwälten hektisch konferierte.
„Gratuliere, Braun!“, rief Ritter schon von Weitem. „Sie haben einen
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