Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
natürlich eine Gegenleistung wollten. So vergingen die Jahre und er wurde immer älter und desillusionierter. Aus dem einstigen Posterboy Dominik Gruber, dem perfekt aussehenden Polizisten, der immer vorgeschoben wurde, wenn man das Foto eines smarten Inspektors brauchte, der Sicherheit verströmte, war ein ausgebrannter Bulle geworden.
Wäre ja alles nicht so schlimm, er würde es schon noch irgendwie auf die Reihe kriegen, wäre da nicht Lenka.
Lenka, die jetzt hemmungslos aus dem Lautsprecher schluchzte und ihn mit tränenerstickter Stimme um ein bisschen Heroin anbettelte, dafür könne sie ihm auch einen blasen, dass ihm Hören und Sehen vergehen würde.
„Mein Gott! Wie tief bist du schon gesunken, Lenka“, rief er und band sich die Schuhbänder seiner Sneakers zu. „Du bist und bleibst eben eine Nutte.“
„Lass Gott aus dem Spiel!“, brüllte Lenka mit ihrem harten osteuropäischen Akzent und das Hämmern hinter der Schaumstoffverkleidung wurde heftiger. „Ich bin gläubig. Dort, wo ich herkomme, da gehen alle jeden Sonntag in die Kirche.“ Sie machte eine Pause. „Weißt du was, ich pfeife auf deine Hilfe. Lass mich sofort hier raus! Das ist Freiheitsberaubung, das ist Kidnapping!“
„Es ist alles nur zu deinem Besten, Lenka.“ Gruber redete mit salbungsvoller Stimme wie einer von der Telefonseelsorge. „Du schaffst den Entzug und dann bist du ein anderer Mensch. Vertraue mir!“
„Ich scheiße auf deine Hilfe, du perverses Stück Dreck! Du hältst mich hier gefangen und holst dir einen runter, wenn ich durchdrehe!“
„Lenka, wie gesagt, es ist zu deinem Besten. Und versuche nicht den Notruf zu wählen, denn die verständigen sofort die Polizei und dann wirst du abgeschoben!“
Nachdenklich trennte Gruber die Verbindung und starrte auf das iPhone. Als es unten an der Haustür klingelte, straffte er seinen Oberkörper, lächelte seinem Spiegelbild in dem wandhohen Spiegel neben der Eingangstür mit hochgestrecktem Daumen zu und fuhr mit dem Aufzug nach unten, wo sein Boss schon ungeduldig im Regen auf ihn wartete.
10. Die Fahrt zum schwarzen See
Der verbeulte Range Rover, der mitten auf der Fahrbahn im Regen stand, hatte ein leuchtend oranges Graffiti an der Wagentür der Fahrerseite, das einen halb fertigen Eindruck machte. Tony Braun hatte zwar noch in der Nacht versucht, in einer 24-Stunden-Waschanlage das Graffiti zu entfernen, aber seine Versuche waren zwecklos gewesen und so hatte er entnervt aufgegeben. Er war jetzt bereits über 24 Stunden auf den Beinen und seine Laune war dementsprechend schlecht. Als er seinen Partner durch den Regen laufen sah, drückte er genervt auf die Hupe.
„Wo bleibst du so lange? Ich warte hier in dem Scheißregen, bloß weil du deine kleine Drogen-Freundin unbedingt noch therapieren musst!“
„Braun, tu mir einen Gefallen, okay? Sei einfach still!“
Inspektor Dominik Gruber, Brauns langjähriger Partner, kroch auf den Beifahrersitz, schüttelte seine nassen Haare wie ein Hund und gähnte herzhaft. Braun fand, dass er ziemlich mitgenommen aussah. Mitgenommen war noch untertrieben, denn Gruber sah echt scheiße aus! Kein bisschen mehr der Modeltyp, der er früher gewesen war. Seine ansonsten so modisch geschnittenen blonden Haare hingen ihm wirr in die Stirn, waren am Ansatz schon nachgedunkelt und hätten dringend eine frische Färbung vertragen. Seine Haut war fahl und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Außerdem stank er durchdringend nach Alkohol, was auch die dicke Wolke Rasierwasser, die er aufgetragen hatte, nicht kaschieren konnte. Wahrscheinlich hatte sich Gruber wieder die Nacht um die Ohren geschlagen, bei dem Versuch, den Therapeuten zu spielen. Vielleicht war jetzt auf der Fahrt
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