Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
nach Gmunden der richtige Moment, ihn auf seine vertrackte private Situation anzusprechen. Denn außer Braun wusste niemand bei der Mordkommission Bescheid, dass Gruber sich mit dem drogensüchtigen Mädchen Lenka in eine Sache verstrickt hatte, die ihm langsam über den Kopf zu wachsen schien.
„Wie geht es Lenka, schafft sie den Entzug?“
„Braun, ich will nicht darüber reden. Geht das nicht in deinen Schädel? Ich stochere doch auch nicht ständig in deinem Privatleben herum.“
„Könntest du aber, ich habe nichts dagegen.“
„Kann ich mir denken. Du hast ja auch kein Privatleben!“
„Du bist und bleibst ein Arschloch, Gruber!“
Das war das Ende der Unterhaltung und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Die Scheibenwischer des Range Rovers hatten Mühe, die Wassermassen wegzuschaufeln, die im Augenblick von Himmel klatschten. Um diese Zeit war selbst in der Industriezeile beim Hafen noch kein Stau und sie kamen zügig auf den Autobahnzubringer, der direkt an Brauns Wohnblock vorbei und auf Höhe seiner Wohnung auf die vierspurige Autobahn führte. Wenn Braun nachts seine umfangreiche Schallplattensammlung ordnete, dann lieferten die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos dazu die perfekte Lightshow auf seinen nackten Wänden.
Früher war Brauns geräumige Wohnung ein einziger Müllhaufen gewesen, aber seit sein Sohn Jimmy wieder bei ihm wohnte, hatte er das Wohnungschaos halbwegs in den Griff bekommen. Er war sogar mit Jimmy in ein Möbelstudio gefahren, um für den Vierzehnjährigen ein cooles Zimmer einzurichten. In den Ferien teilte sich Jimmy seine Zeit zwischen ihm und seiner Exfrau Margot auf, die allerdings im Augenblick auf Urlaub war. Jimmy verbrachte daher die meiste Zeit im Schulsportzentrum, wo er Boxunterricht nahm, zumindest erzählte er das Braun.
„Wie stellst du dir das mit Lenka weiter vor, Gruber?“, griff Braun die Story mit Lenka wieder auf, als sie schon eine Weile schweigend auf der regennassen Autobahn entlangfuhren und es langsam hell wurde. Am Horizont sahen sie bereits schemenhaft die Berge, die in dichte Wolken gehüllt waren und ihnen düster den Weg wiesen.
„Sie ist illegal in Österreich. Das kann doch auf Dauer nicht gutgehen!“ Braun riskierte einen Seitenblick auf Gruber, doch der starrte geistesabwesend aus dem Fenster und schwieg.
„Was ist das überhaupt für eine Beziehung zwischen euch. Du sperrst die Frau tagsüber ein, das ist doch nicht normal. Wieso bringst du sie nicht in eine Klinik? Ich kann dir helfen, wenn du willst!“ Plötzlich hatte Braun wieder einen seiner sozialen Anfälle, hätte jetzt am liebsten Gruber in den Arm genommen und „Alles wird gut!“ geflüstert. Aber in ihrem Leben wurde nie etwas von selbst gut, alles musste man sich erkämpfen. Bei ihrer Arbeit erlebten sie das täglich.
„Ausgerechnet du gibst mir Ratschläge, wie ich meine Beziehung zu Lenka führen soll!“, platzte es plötzlich aus Gruber heraus und er schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett.
„Du hast doch selbst keine Freunde, niemanden! Wann hattest du das letzte Mal eine Beziehung? Na bitte!“, rief er, als Braun keine Reaktion zeigte. „Du weißt ja nicht einmal mehr, wann du zum letzten Mal mit einer Frau geschlafen hast!“
„Ich mache mir eben nichts aus Nutten, kapiert, Gruber!“, konterte Braun eiskalt und wusste, dass er Gruber damit ziemlich verletzte.
„Lenka ist keine Nutte!“, schrie Gruber mit einem neurotischen Unterton und Braun hatte das Gefühl, dass Gruber gleich durchdrehen würde. „Sie ist ein armes Mädchen, das Hilfe braucht!“
„Ach, halte endlich deine Fresse! Du kotzt mich total an! Früher warst du ein guter Bulle und was bist du jetzt? Du bist unkonzentriert, zu nichts mehr zu gebrauchen!“ Wütend drosch
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